«Wildschweine gehen auf die Gräber und zerstören diese», schilderte der Verwalter.
«Das Rehwild stürzt sich regelrecht auf wohlschmeckende Gehölze oder frische Blumen, welche die Gräber der verstorbenen schmücken.» Trotz früherer Bejagung seien mehr als 30 Rehe und
Schwarzwild auf dem 206 Hektar großen Waldfriedhof heimisch geworden.
15 Schützen und rund 20 Jagdhelfer sollen darum am Samstag (10. Januar) die Tiere treiben und erlegen. Für Besucher bleibt der Friedhof, auf dem zahlreiche Prominente beigesetzt sind, bis 13.00 Uhr geschlossen. Auf dem nach Kirchenangaben größten evangelischen Friedhof Deutschlands hat es bereits mehrfach eine Jagd gegeben, zuletzt 2012.
Schon vor zwei Jahren hatte der Kirchhofsverwalter befürchtet: «Es wird wohl leider nicht die letzte Jagd gewesen sein.» Rund fünf Stunden Jagd hatten nicht ganz das erhoffte Ergebnis erbracht. «Wir haben viel mehr Wild gesehen, als gestreckt werden konnte», sagte Ihlefeldt damals. 2013 und 2014 verzichteten der Friedhof zunächst auf weitere Aktionen. «Doch unser alter Maschendraht hält einfach nicht genügend Tiere ab», so der Verwalter.
Gemeinsam mit mindesten 20 anderen Jagdhelfern wird er nun am Samstag über das Gelände durchstreifen und das Wild zu Sichtachsen treiben, auf die die 15 Jäger von festen Plätzen aus gute Sicht haben. «Auf Gräber wird aus Pietätsgründen grundsätzlich nicht geschossen», betonte Ihlefeldt. «Für die Jagd wurden erfahrene und routinierte Schützen ausgewählt», sagte ein Sprecher des Landesjagdverbandes.
Der Südwestkirchhof war 1909 als Begräbnisstätte für mehrere Berliner Kirchengemeinden eröffnet worden. Auf ihm sind zahlreiche Prominente begraben, darunter der Großindustrielle Werner von Siemens, der Künstler Heinrich Zille und der Komponist Engelbert Humperdinck. (dpa/bb)