Demnach haben bislang rund 80 der rund 18.000 Agrarbetriebe im Land mehr als 110 Eingaben gemacht, wie Landwirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) der Deutschen Presse-Agentur in Mainz sagte. Darunter seien Anmerkungen wie etwa «zu dicht an einer Tierweide» oder «zu dicht an einer Kotstelle».
Das Landesamt für Umwelt konzentriere sich derzeit auf die Bewertung der Grundwasserkörper, ergänzte Umweltministerin Ulrike Höfken (grüne). Das Land setze zudem auf die freiwillige Kooperation mit den Flächennutzern in Wasserschutzgebieten. Landwirte würden so beraten, dass Nitratausträge reduziert würden. «Durch Bodenproben wird der Nährstoffgehalt im Boden ermittelt und der genaue Düngebedarf berechnet», berichtet Höfken. «Durch Untersaaten, Zwischenfrüchte und Winterbegrünungen wird dafür gesorgt, dass über Winter der Stickstoff in den Pflanzen festgehalten wird und nicht in den Boden und damit in das Grundwasser sickert.»
Höfken sagte: «Unser Ziel ist klar: Wir müssen das Grundwasser schützen. Denn das zu 95 Prozent daraus gewonnene
Trinkwasser ist unser Lebensmittel Nummer 1 und seine Aufbereitung wird immer teurer.» Durch den Klimawandel gehe die Grundwasserneubildung im landesweiten Schnitt zurück, während die Schadstoffkonzentrationen stiegen. «Wir arbeiten mit der Landwirtschaft zusammen», betonte die grüne Ministerin.
Die Landesregierung nehme die Sorgen der Landwirte ernst, sorge deshalb für Transparenz und gehe mit dem Nitrat-
Meldeportal allen Hinweisen bezüglich des Messstellennetzes nach. «Letztendlich ändert die Diskussion um die Messstellen nichts an der Notwendigkeit, das Wasser zu schützen», betonte Höfken. «Und wir benötigen auf EU- und Bundes-Ebene eine Agrarpolitik, die wasser-, klima- und umweltgerechte Ansätze stärker fördert.»
Die CDU-Landesvorsitzende und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner forderte die Landesregierung auf, von sich aus alle Messstellen zu überprüfen. Andere Bundesländer gingen auch so vor. Das schaffe Transparenz und Vertrauen in die Funktionsfähigkeit, Messgenauigkeit und Plausibilität des gewählten Ortes der Messstellen. Es landesseitig zu überprüfen sei besser als von den Landwirten zu verlangen, Verdachtsmomente zu melden und dann erst tätig zu werden.
Das Meldeportal sei am 4. Mai eingeführt worden und habe zu großer Transparenz beigetragen, sagte Wissing. Das vom Landesamt für Umwelt betriebene Meldeportal ermöglicht Meldungen mit zehn Vorgaben zu jeder einzelnen
Messstelle. Es war nach heftigen Bauernprotesten gegen die neue Düngeverordnung und Kritik an Nitrat-Messungen eingerichtet worden. Zu jeder Grundwasser-Messstelle im Land können Landwirte Anmerkungen anbringen, aus welchen Gründen sie dort eine Nitrat-Messung für fehlerhaft halten.
Die neue
Düngeverordnung soll dafür sorgen, dass Oberflächengewässer und Grundwasser den EU-Grenzwert von 50 Milligramm (mg) Nitrat je Liter nicht länger übersteigen. Vor allem in der Vorderpfalz mit intensivem Gemüse-Anbau, aber auch in anderen Regionen wurden so Gebiete mit besonders hohen Nitratbelastungen im Grundwasser, auch «rote Gebiete» genannt, ausgewiesen. Bei Demonstrationen der bäuerlichen Protestbewegung «Land schafft Verbindung» wurde immer wieder Kritik an dem Netz dieser mehr als 700 Messstellen in Rheinland-Pfalz laut.