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25.08.2018 | 01:37 | Ökosystem 

Wochenende bringt Regen - Aber nicht genug für die Natur

Frankfurt - Endlich mal wieder durchschlafen, entspannt joggen oder ohne Sonnenschutz nach draußen: Die Menschen in Hessen können die nächsten Tage bei gesunkenen Temperaturen weiter durchatmen.

Dürre
Für hitzegeplagte Menschen bringt die Abkühlung zum Wochenende weiter Erleichterung. Für Tiere und Pflanzen aber wird der wenige Regen nicht ausreichen: Es könnte Jahre dauern, bis sich die Natur erholt. (c) proplanta
Für die Natur bringt der vorhergesagte Regen jedoch kaum Erleichterung: Pflanzen und Tiere leiden weiter unter der wochenlangen Trockenheit, die der wenige vorhergesagte Niederschlag kaum ausgleichen kann. Die Folgen der langen Trockenheit könnten noch in den kommende Jahren zu spüren sein.

Am Samstag zeigt sich der Himmel meist stark bewölkt und es fällt gebietsweise schauerartiger oder gewittriger Regen, berichtete der Deutsche Wetterdienst in Offenbach am Freitag für Hessen. Die Werte steigen nicht über 20 Grad, mittags kann der Wind mit teils starken Böen wehen.

In der Nacht zu Sonntag kann es bei geöffnetem Schlafzimmerfenster empfindlich kalt werden: Bei klarem Himmel sinken die Werte auf bis zu 5 Grad. Am Sonntag bleibt es meist trocken, die Werte steigen bis auf 22 Grad. Auch zu Beginn der neuen Woche bleiben die Werte unter 25 Grad, es fällt nur gebietsweise Regen.

Für die seit Wochen leidenden Pflanzen und die extrem niedrigen Pegelstände von Seen und Flüssen bringe das bisschen Regen kaum eine Veränderung, sagen Experten. «Die paar kleineren Gewitter und Niederschläge ändern überhaupt nichts», sagte Gerhard Brahmer vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) der Deutschen Presse-Agentur.

Landesweit sei der Wasserstand so niedrig wie seit mindestens 15 Jahren nicht mehr. Womöglich sei die Situation sogar dramatischer als im Rekordsommer 2003.

Es müsste mindestens zwei Wochen lang regelmäßig regnen, um nachhaltig etwas zu verändern, sagte Brahmer. «Die Böden sind leer, sie saugen alles auf wie ein Schwamm, bevor eine Versickerung nach unten stattfindet.» Glücklicherweise seien die Grundwasserstände noch auf mittlerem Niveau: «Sonst wäre die Situation noch schlimmer.» Mancherorts hätten die Behörden Entnahmeverbote für die Gewässer ausgesprochen.

«Das ganze Ökosystem leidet unter der Dürre und ist in Teilen kaputt gegangen», sagte Günter Hoff-Schramm vom Verband Hessischer Fischer in Wiesbaden. Man dürfe sich nichts vormachen: Obwohl der erwartete Regen etwas helfe, dauere es Jahre, bis sich die Natur wieder gänzlich erholt habe. Erstickte Fische, vertrocknete Insekten: Unzählige Tiere in Hessen seien bereits verendet. Auch der Algenbewuchs sei erheblich.

Im hessischen Wald könnten die Folgen von trockenen Bäumen, vertrockneten Jungpflanzen und massiver Vermehrung von Borkenkäfern noch jahrelang zu spüren sein, teilte der hessische Waldbesitzerverband am Freitag mit. Die Privatbesitzer baten das Umweltministerium um finanzielle Unterstützung.

«Anders als in der Landwirtschaft wird das Ausmaß der Trockenschäden im Wald erst in den kommenden Jahren sichtbar», so der Verband. Ob und wie gut geschädigte Bäume wieder austreiben, werde sich erst im Mai des nächsten Jahres zeigen. Waldkulturen könnten erst im Frühjahr nachgepflanzt werden, wenn es im Winter ausgiebig geregnet hat und die Böden mit Wasser gesättigt sind.

Die Waldbrandgefahr ist nach den gesunkenen Temperaturen und vereinzelten Regenschauern in Hessen leicht gesunken. Dennoch sei die Vegetation weiter sehr trocken und es sei Vorsicht angebracht, teilte das Umweltministerium am Freitag in Wiesbaden mit. So müsse etwa das Grillverbot an einigen Stellen aufrecht erhalten bleiben.

Nach Absprache mit der Feuerwehr sagten die Organisatoren das Abschlussfeuerwerk des Bad Vilbeler Marktes am Sonntag ab. «Wir wissen, dass das Brillantfeuerwerk stets der letzte Höhepunkt des Markts und sehr beliebt bei den Besuchern ist, allerdings konnten wir das Sicherheitsrisiko in diesem Jahr nicht eingehen», teilte Erster Stadtrat und Brandschutzdezernent Sebastian Wysocki mit.

Der Rasen im Kurpark und die Bäume seien einfach zu trocken. Auch in umliegenden Städten und Gemeinden im Wetteraukreis seien geplante Feuerwerke für dieses Wochenende abgesagt worden.

Nach Angaben des Ministeriums blieb Hessen von großen Waldbränden wie in Brandenburg verschont: Seit Jahresbeginn habe es rund 110 Mal in den Wäldern gebrannt, betroffen gewesen sei nur eine Fläche von 11 Hektar und damit etwa 0,001 Prozent der Gesamtfläche im Bundesland.

Auch auf die Apfelernte hat die lange Hitzewelle Auswirkungen, sie begann früher als gewohnt: «Wir sind zehn Tage vor dem üblichen Ablauf», sagte der zweite Vorsitzende des Landesverbands für Erwerbsobstbau, Andreas Klein. Die Frühsorten würden schon länger geerntet, nun seien die Hauptsorten wie Elstar und Gala an der Reihe.

Menge und Fruchtgröße seien ausreichend. Ob es jedoch eine gute Ernte sei, werde sich erst im Winter zeigen. Denn die lange Trockenheit könne dazu führen, dass die Äpfel nicht so lange lagerbar seien. «Ob es im Februar und März noch welche gibt, ist fraglich», sagte Klein.
dpa
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