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28.06.2007 | 07:31 | Störenfried 

Zoff um Biber: Baumeister der Wildnis, Störenfried der Landwirtschaft

Teisnach - Die einen bewundern sie als Baumeister der Wildnis, die anderen verurteilen sie als Störenfriede in Wald und Ackerbau:

Biber
(c) proplanta
Während Biber in weiten Teilen Deutschlands in Frieden Dämme und Burgen bauen, sorgen sie in Bayern für heftigen Streit zwischen Naturschützern und Bauern. 40 Jahre nach der Rückkehr der Biber in den Freistaat leben dort mittlerweile 10 000 dieser Nagetiere, und nach Angaben des Bund Naturschutz (BN) werden es pro Jahr 15 Prozent mehr. Damit machen die bayerischen Tiere mehr als die Hälfte der insgesamt rund 18 000 deutschen Biber aus. Beim Bayerischen Bauernverband häufen sich nun die Klagen von Landwirten, denen der Biber Waldbäume oder Pflanzen zerstört. CSU-Politiker setzen sich deshalb dafür ein, dass der bislang streng geschützte Biber gejagt werden darf.

Bauer Lorenz Hofbauer aus dem niederbayerischen Staudach ist einer der Landwirte, die sich im Stich gelassen fühlen. Der Biber habe ihm Bäume, Mais und Hafer angefressen, der Schaden betrage tausende Euro. «Keiner kümmert sich um die Schäden», klagt er. Ein Waldgrundstück habe er schon auf eigene Kosten zum Schutz vor dem Biber eingezäunt.

Einen traurigen Höhepunkt erreichte der Streit um den Biber vor wenigen Wochen im niederbayerischen Teisnach. Dort zündeten Unbekannte eine Biberburg an, in der zwei Elterntiere mit vier bis sechs Jungen hausten. Von den Jungtieren fehlt seither jede Spur, vermutlich sind sie verbrannt. Gerhard Schwab, einer der beiden hauptamtlichen Biberbeauftragten des BN in Bayern, kann es nicht fassen: «Das ist ein starkes Stück.» Es sei auch schon öfter vorgekommen, dass Biber erschlagen wurden. Die Aufregung der Bibergegner versteht er nicht ganz: «Da werden Kleinstschäden hochgepusht.» Für einen Teil der Schäden durch das Wildtier kommt ein Fonds des BN auf. «Damit kann aber nicht alles abgedeckt werden, der Staat müsste mehr für Entschädigungen zahlen», meint Schwab.

Bayern aber will dem Problem lieber mit radikaleren Methoden zu Leibe rücken. Nachdem in der Vergangenheit «Problem-Biber» gefangen und in andere Länder exportiert wurden, plant die Staatsregierung nun, die Tötung zu erleichtern. Bisher können die streng geschützten Tiere nur in begründeten Einzelfällen erschossen werden. Künftig soll es in Gegenden, wo die Nager größere Schäden anzurichten drohen, eine generelle Fangerlaubnis geben. Immerhin sollen sich Biber auch schon in Hochwasserschutzdämmen und Kläranlagen angesiedelt haben. Um die neue Regelung durchzusetzen, wäre aber eine Änderung des
Bundesnaturschutzgesetzes nötig.

Für Biberfreunde ist die geplante Gesetzesänderung ein vollkommen falscher Ansatz. «Wir müssen wieder lernen, mit dem Biber zu leben», sagt der Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Hubert Weinzierl. Es könne überhaupt nicht zu viele Biber geben. Wenn der Lebensraum zu knapp werde, würden die Tiere in ein anderes Revier auswandern. «Der Biber reguliert sich selbst», sagt Weinzierl. Außerdem sei das Tier ein wichtiger Teil der Artenvielfalt, seine Hauptaufgabe sei der Wasserrückhalt für den Hochwasserschutz.

Nachdem der Biber in Bayern rund 100 Jahre ausgestorben war, hatte sich Weinzierl 1966 um die Neuansiedlung gekümmert. Der heutige Naturschutzpräsident kaufte in der damaligen Sowjetunion Biber und brachte sie in seine niederbayerische Heimat. Seit den 90er Jahren ist der Biber wieder in ganz Bayern entlang von Fluss- und Bachufern, Seen, Teichen und Entwässerungsgräben heimisch. Laut Weinzierl lebt er aber immer nur höchstens 20 Meter vom Wasser entfernt. Wenn Biber Bäume oder Feldfrüchte fressen oder Erdgänge legen, so dass Landmaschinen einbrechen, sieht Weinzierl nicht das Tier als Problem. «Der Biber braucht nur einen Streifen neben dem Gewässer, man darf halt nicht bis dahin ackern», sagt er. (dpa)
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