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30.09.2006 | 08:10 | Wasserverschmutzung 

Zu wenig und verschmutzt: Wasser in China

China geht das Trinkwasser aus und zwar sowohl in den Großstädten, als auch auf dem Land: In Peking fehlen fast 800 Millionen Kubikmeter Wasser und 312 Millionen Bauern haben nicht genug sauberes Trinkwasser.

Trinkwasser
(c) proplanta
Nahezu drei Jahrzehnte ungebremstes Wirtschaftswachstum haben in China kaum reparable Schäden in der Umwelt hinterlassen. Besonders kritisch ist die Wassersituation: Die Gewässer sind zum größten Teil mit Fluor, Arsen, hohem Salzgehalt und anderen Chemikalien vor allem aus industriellen Abwassereinleitungen verseucht. Allein in den vergangenen elf Monaten wurden 130 Chemieunfälle verzeichnet. Die Hälfte aller Gewässer ist allenfalls noch von Landwirtschaft und Industrie nutzbar. Proteste gegen Wasserverschmutzung und -knappheit gehören mittlerweile genauso zum chinesischen Alltag wie Medienberichte über Wasserprobleme.

Für ein grundlegendes Umsteuern setzt sich Prof. Wolfgang F. Geiger ein. Im Auftrag der UNESCO und einheimischer Ministerien organisiert er in verschiedenen chinesischen Provinzen Kurse und Konferenzen zur Nachhaltigkeit in der Wasserwirtschaft, an denen Entscheidungsträger und Hochschulwissenschaftler teilnehmen. Lehrveranstaltungen an ausgewählten Universitäten sollen zudem fortgeschrittenen Studenten aus den Ingenieur-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften die Grundlagen dieses Wissensgebiets vermitteln.

Nach Aussage der chinesischen Umweltbehörde hätte es China in 2004 alleine 136 Milliarden US Dollar gekostet, um die in die Umwelt gepumpten Abwässer zu behandeln. Prof. Geiger: "Mittlerweile stellen sich die ersten Erfolge ein. Umweltgesetze wurden verabschiedet, technische Vorschriften den heutigen Anforderungen angepasst und viele Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung und Abwasserbehandlung modernisiert und neu gebaut. Bis 2010 sollen weitere 41,5 Milliarden US Dollar investiert werden, um alle Städte mit kommunalen und industriellen Kläranlagen ausgestattet werden."

Gemessen an den unzähligen Belastungsquellen und den vielfältigen diffusen Belastungen sei dies allerdings immer noch zu wenig. Deshalb will die Chinesische Regierung die Kosten für die Wasserversorgung und den Gewässerschutz generell nach dem Verursacherprinzip umlegen. Sie scheut sich jedoch, Gebühren für Wasser in der Landwirtschaft zu erheben, in der etwa 70 Prozent des Wassers verbraucht werden. Denn dann würde die arme Landbevölkerung ihre Lebensgrundlage verlieren und es könnte zu sozialen Unruhen kommen. Wassersparmaßnahmen in Städten und Industrie sind mittlerweile Vorschrift. Regulierend wirkt hier auch der Wasserpreis, der zum Beispiel in Peking seit 1991 um das 30-fache stieg.

Dabei fehlen China weder geeignete Techniken noch Geld, um die Schädigung der Umwelt zu stoppen und die Versorgung der Bevölkerung auch im ländlichen Raum sicherzustellen, betont Prof. Geiger. Vielmehr ist trotz offizieller Stellungnahmen und Ankündigungen nach wie vor ökonomisches Wachstum das erste Ziel der Regierung. Auch deshalb ist es schwierig, vorhandene Gesetze und Vorschriften umzusetzen, die unseren übrigens in Nichts nachstehen.

Die Offenheit, mit der heute Gespräche auf allen Ebenen und über konkrete Probleme geführt werden, deutet auf ein Umdenken hin, vermutet Prof. Geiger. Bereits seit 15 Jahren ist er als Gutachter in der chinesischen Wasserwirtschaft tätig und koordinierte auch das chinesisch-deutsche Gemeinschaftsprojekt "Neue Konzepte der Regenwasserbewirtschaftung in Stadtgebieten". Ein Erfolg dieses Projektes ist, dass die Pekinger Wasserbehörde ihre Entwässerungssatzung änderte und Wassersparmaßnahmen, den dezentralen Regenwasserrückhalt und die Wiederverwendung von Grauwasser bei allen Neubaumaßnahmen seit zwei Jahren bindend vorschreibt. Viele chinesische Städte sind diesem Beispiel mittlerweile gefolgt.

Quelle: idw 29.09.2006
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