Schleswig-Holstein veranlasst Corona-Tests in allen Schlachthöfen
Schleswig-Holstein reagiert auf die vielen Corona-Fälle in einem
Schlachthof und lässt die Belegschaften aller großen
Betriebe im Land testen. Sollten die Beschäftigten in Werkswohnungen oder ähnlichen privaten Gemeinschaftsunterkünften leben und dort weitere nicht im Schlachthof angestellte Personen wohnen, seien diese ebenfalls zu testen, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag in Kiel mit.
Zudem sind weitergehende Tests für
Erntehelfer in Abstimmung mit den Gesundheitsämtern der Kreise und kreisfreien Städte in Vorbereitung. In einem Schlachthof in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) waren zuvor insgesamt 109 Beschäftigte positiv getestet worden.
«Alle Beteiligten müssen ihren Teil dazu beitragen, dass wir die eingeleiteten Lockerungen verantworten können. Schleswig-Holstein wird mit Nachdruck und Konsequenz die notwendigen Maßnahmen verfolgen», sagte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). Dazu gehörten Quarantänemaßnahmen, Kontaktverfolgung und umfangreiche Tests durch die Gesundheitsämter. Laut
Landwirtschaftsministerium gibt es in Schleswig-Holstein derzeit etwa 50 Schlachtbetriebe, darunter sechs, sieben größere wie der in Bad Bramstedt.
Zuvor hatte mit 87 bestätigten aktuellen Corona-Infektionen der Kreis Steinburg die von Bund und Ländern festgelegte Grenze von 50 Neuinfizierten je 100.000 Einwohnern in den letzten sieben Tagen überschritten. Die stark gestiegene Zahl von Infektionen gehe auf ein lokal begrenztes Ausbruchsgeschehen im Zusammenhang mit dem Schlachthof zurück, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums.
Die meisten Infizierten sind Beschäftigte des Schlachthofs in Bad Bramstedt, der einen großen Teil der ausländischen Mitarbeiter auf dem Gelände einer Kaserne im Kreis Steinburg in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht hat. Bereits seit Ausbruch der ersten Fälle stehe die Unterkunft unter Quarantäne, sagte eine Sprecherin des Kreises Steinburg.
In Deutschland gibt es weitere Kreise, die über dem Wert von 50 Infektionen liegen. So wurde im Kreis Coesfeld in Nordrhein-Westfalen nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) der Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche überschritten. Er lag am Freitag (Stand: 0.00 Uhr) bei 52,7.
Das Virus hatte sich zuletzt vor allem in dem fleischverarbeitenden
Betrieb Westfleisch in Coesfeld ausgebreitet. 129 Infizierte waren am Donnerstag nach Kreisangaben erfasst worden. Alle 1.200 Beschäftigten des Standortes sollten auf das Virus getestet werden.
Der Landkreis Greiz in Thüringen hat ebenfalls die als Obergrenze angesehene Infektionszahl überschritten. Greiz registrierte nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI; Stand 7.5., 0.00 Uhr) 80,5 Infektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen.
Bund und Länder hatten sich am Mittwoch darauf verständigt, dass zahlreiche im Zuge der Corona-Krise verfügte Einschränkungen des öffentlichen Lebens wieder gelockert werden - bei einer Überschreitung dieser Obergrenze aber umgehend wieder ein Beschränkungskonzept umgesetzt werden muss.