„Wir sind zu einer verantwortungsvollen, knappen Warenbevorratung und Nutzung aller Absicherungsmöglichkeiten aufgerufen. Uns allen ist klar, dass das
Preisniveau nicht auf diesem hohen Niveau bleiben kann und bleiben wird, obwohl das neue Normal deutlich über den Preisen zur Wende des Jahrzehnts liegen wird“, erklärte Köckler am Donnerstag (19.1) bei einem Pressegespräch am Rande der Internationalen Woche (
IGW) in Berlin.
Allein die Inflation und die vielfältigen Verknappungen ließen sich nicht zurückdrehen. Deshalb gelte schon jetzt ein besonderes Augenmerk dem
Risikomanagement und der weiteren Kostenoptimierung. Kluges Risikomanagement ist Köckler zufolge nicht nur im Agrarhandel, sondern auch in der Landwirtschaft gefragt. Auf den Höfen liege noch einiges an Ware aus der Ente 2022.
„Hier gibt es jetzt den psychologischen Auftrag, ins fallende Messer zu fassen und auch bei fallenden Erzeugerpreisen zu verkaufen“, so der Rat des Agravis-Vorstandschefs mit Blick auf die zuletzt unter Druck stehenden Börsenpreise für Getreide und Ölsaaten. Ackerbauern seien schlecht beraten, in einem Reflex früheren Spitzenpreisen hinterherzulaufen, so Köckler.
Nach den Gesetzen der Mathematik seien auch die aktuell erzielbaren Weizenpreise um 270 Euro/t noch wirtschaftlich. Landwirte sollten deshalb überlegen, jetzt Bestandsware zu verkaufen und auch Vorkontrakte für die Ernte 2023 zu abzuschließen.
Vorverkäufe an Düngerkauf koppeln
Bei noch immer historisch hohen Mineraldüngerpreisen sei es zudem ratsam, Vorverkäufe von Getreide und Ölsaaten an den Düngerkauf zu koppeln, stellte Köckler weiter fest. Generell sei die Agravis - wie andere Branchen auch - von den weiteren makroökonomischen und geopolitischen Rahmenbedingungen abhängig.
„Hier ist ein aktuell hoher Grad an Unsicherheit unser täglicher Begleiter“, sagte Köckler. Hierzu zählen für den Konzern-Chef der Krieg in der Ukraine - auch gegen die Zivilbevölkerung - mit Folgen für die Lieferketten und die Verfügbarkeiten sowie die Entwicklung der Preise für Energie und Rohstoffe. Darüber hinaus erschwerten der anhaltend sehr hohe Inflationsdruck für Verbraucher und Unternehmen, die damit verbundenen Zinserhöhungen der Zentralbanken sowie die nach wir vor sich auswirkende Corona-Pandemie das Geschäft.
„Trotz dieser Rahmenbedingungen werden wir nicht in Pessimismus verfallen, sondern weiter die Herausforderungen annehmen, die Chancen in schwierigen Märkten suchen und unseren Teil zur Versorgungssicherheit beitragen“, so Köckler.
Preisgetriebener Umsatzzuwachs
Zum Geschäftsjahr 2022 nannte der Agravis-Vorstandschef erste vorläufige Zahlen: „Wir haben in 2022 - Stand jetzt - einen Umsatz von über 9 Mrd Euro realisiert. Das sind rund 2 Mrd Euro mehr als in 2021.“ Ein Großteil des Mehran Umsatzes entfalle auf die Preissteigerungen und die schon Ende 2021 hohe Preissituation, stellte Köckler fest.
Getrieben durch hohe Vorleistungspreise für Energie seien entsprechend alle
Betriebsmittel mit deutlichen Preissteigerungen versehen. Dies habe sich auch sofort auf alle Betriebshilfsmittel wie beispielsweise
Verpackungen ausgewirkt.
„In der Summe haben wir eine
Preissteigerung von rund 25 % zu verarbeiten“, konstatierte der Konzernchef. Diese Entwicklung sei weiterhin verbunden mit volatilen Preisverläufen auf einem historisch hohen Niveau wie zum Beispiel bei
Mineraldünger oder Getreide und Raps.