Dennoch ist
Aldi auch in Übersee erfolgreich mit seiner Discount-Masche. Der bisherige Höhepunkt des Vorstoßes in den 300-Millionen-Menschen-Markt: An diesem Montag eröffnet der erste Laden in Manhattan.
«Aldi drängt seit einiger Zeit verstärkt in die Ballungsräume», sagt Discount-Experte Matthias Queck vom Handelsinformationsdienst Planet Retail. «Vor allem entlang der Ostküste.» Im vergangenen Jahr eröffnete der erste Aldi in New York City, allerdings im Stadtteil Queens. Dann folgte ein Laden in der Bronx. Auch in der Hauptstadt Washington habe im vergangenen Jahr der erste Aldi aufgemacht, sagt Queck. «Gefolgt vom ersten Aldi in Miami, Florida, im Januar dieses Jahres.»
In Manhattan ist es nicht die feinste Adresse, unter der Aldi residiert: 517 East 117th Street, eine der armseligsten Nachbarschaften von Manhattan. Hier wohnen vor allem Mexikaner und Puerto Ricaner - all jene, die als letztes zugewandert sind und wenig Geld in der Tasche haben. Dafür sind die Mieten niedrig, was auch für Aldi ein Grund gewesen sein dürfte, hier einen Fuß auf die Insel mit ihrer weltberühmten Hochhaus-Skyline zu setzen.
Aldi hat sich in der East River Plaza eingemietet, einem der wenigen Einkaufszentren im dicht besiedelten Manhattan. Es ist direkt an der östlichen Stadtautobahn gelegen - vielleicht ein weiterer Grund für die Ortswahl. Schon seit einigen Wochen kündet eine Leuchtreklame den Autofahrern von der Eröffnung. Zu den Nachbarn gehören ein riesiger Costco-Supermarkt und ein Target-Warenhaus. Allerdings ist die nächste U-Bahn-Station etwa einen Kilometer entfernt. Wer hierher kommt, plant seinen Einkauf.
Doch der weite Weg lohnt sich, zumindest finanziell. Vor allem im teuren Manhattan fallen die Preisunterschiede auf. Die «Gallone» Milch (knapp vier Liter) gibt es bei Aldi für etwa 2,50 Dollar, bei der Konkurrenz sind es schnell 4,00 Dollar und mehr. «Wir spornen unsere Kunden dazu an, von bekannten Marken zu unseren eigenen Marken zu wechseln und bis zu 50 Prozent zu sparen», sagt Aldi-Regionalleiter Bruce Persohn. Bei Aldi, so erläutert er der New Yorker Kundschaft, sei alles auf Effizienz getrimmt.
Der Niedrigpreis zieht. Discounter gehören zu den wenigen Einzelhändlern, die derzeit in den USA wachsen. Denn viele Amerikaner müssen sparen: Die Arbeitslosigkeit ist mit gut acht Prozent historisch hoch, die Wirtschaft kommt einfach nicht in Fahrt.
Überdies scheint den Verbrauchern die Lust auf riesige Konsumtempel vom Schlage eines Wal-Mart-Supercenters zu vergehen. «Der Trend geht Richtung kleinere Läden», sagt US-Handelsexpertin Sandy Skrovan von Planet Retail.
Aldi war 1976 in den USA gestartet und kommt auf gut 1.200 Läden. Streng genommen handelt es sich um Aldi Süd mit dem gelb umrandeten «A» als Logo. In fünf Jahren, so glauben die Marktbeobachter von Planet Retail, werden es fast 400 Geschäfte mehr sein. Anders als in Deutschland sind die Grenzen des Wachstums für Aldi in den USA noch weit entfernt: Von den 50 Bundesstaaten gibt es erst in 32 Läden. So ist die Westküste für Aldi ein weißer Fleck auf der Landkarte.
Die Schwestergesellschaft Aldi Nord mit dem geschwungenen «A» als Logo tritt in den Vereinigten Staaten nur versteckt auf. Sie hatte 1979 den Lebensmittelhändler Trader Joe's übernommen, eine Art Edel-Aldi mit besserer Auswahl zu etwas höheren Preisen in etwas größeren Läden. 380 Geschäfte gibt es, viele davon in guten Innenstadt-Lagen. Aus Kalifornien kommend eröffnete der erste Trader Joe's in New York City im Jahr 2006. Auch diese Aldi-Tochter wächst.
Mit ihren New Yorker Läden sind die beiden Aldi-Zweige übrigens Wal-Mart zuvorgekommen. Seit Jahren schon versucht der weltgrößte Einzelhändler mit seinen gigantischen Läden, nach New York City vorzustoßen. Doch die Gewerkschaften, die kleineren Händler und die Lokalpolitiker stellen sich quer. Aldi Süd dagegen will im kommenden Jahr das vierte Geschäft in der Metropole eröffnen. Dann dürfen sich die Bewohner des Stadtteils Brooklyn auf ein sehr deutsches Einkaufserlebnis freuen. (dpa)