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06.02.2014 | 12:43 | Teile der Bosch-Tochter verkauft 

Aleo-Solar-Verkauf kostet Hunderte Jobs

Oldenburg / Prenzlau - Der Bosch-Konzern schließt im Rückzug aus seinem verlustreichen Solargeschäft ein weiteres Kapitel und verkauft Großteile seiner kriselnden Tochter Aleo Solar.

Solarspezialist
(c) proplanta
Zugreifen will eine Investorengruppe aus Asien, die sich die Filetstücke der Aleo-Gruppe mit Sitz im niedersächsischen Oldenburg und dem brandenburgischen Prenzlau sichert.

Für den Löwenanteil der Beschäftigten ist das aber keine gute Nachricht: Das Geschäft mit den Asiaten soll fast Dreiviertel der Aleo-Belegschaft den Job kosten.

Nur 200 der zuletzt noch rund 730 Mitarbeiter haben demnach eine Zukunft bei Aleo, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Der seit 2009 mehrheitlich zu Bosch zählende Solarspezialist zieht mit dem Verkauf einen Schlussstrich unter monatelange Negativnachrichten: Das Unternehmen hatte zuletzt hohe Verluste eingefahren und war von der Insolvenz bedroht.

Allein nach den ersten neun Monaten 2013 standen bei der Aleo Solar AG unter dem Strich 63,6 Millionen Euro Verlust. Die gesamte Solarbranche kämpft mit Überangebot und Preisverfall.

Ein Aleo-Sprecher sagte auf Anfrage, von den derzeit noch 590 Stellen in der Prenzlauer Produktion sollten 150 Kräfte ein Übernahmeangebot erhalten.

Der Standort Oldenburg werde ganz aufgegeben. Von den noch 120 Beschäftigten aus Verwaltung und Vertrieb in Oldenburg sowie von den 20 internationalen Jobs dürften insgesamt 50 Mitarbeiter bleiben. Damit fallen von den derzeit 730 Stellen etwa 530 weg, das entspricht 73 Prozent der gesamten Belegschaft.

Im Herbst 2012 hatte Aleo noch 1.030 Stellen. Die Verwaltungs- und Vertriebskollegen sollen in der Region Prenzlau einen Job bekommen. Auch eine Filiale in Berlin sei angedacht.

Aleo-Chef York zu Putlitz ließ sich Mittwoch mit den Worten zitieren: «Ich bedaure, dass es nicht möglich war, mehr Arbeitsplätze zu erhalten. Mit der Produktion in Prenzlau, einem Großteil der Vertriebsmannschaft und der Marke Aleo bleiben jedoch wesentliche Teile des Unternehmens erhalten.»

Die Aktionäre sollen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung den Weg für die Pläne freimachen, das Treffen könnte im April stattfinden. Außerdem steht der Deal noch unter dem Vorbehalt einer Zustimmung der Wettbewerbshüter. Bosch besitzt laut Angaben vom Mittwoch noch 91 Prozent von Aleo. Der übrige Rest verteile sich im Streubesitz auf 1.289 Kleinaktionäre.

Mit den Betriebsräten an den Standorten im niedersächsischen Oldenburg und dem brandenburgischen Prenzlau seien bereits Rahmensozialpläne vereinbart. Ein Interessensausgleich müsse nun verhandelt werden. Das Käuferkonsortium stammt aus der Solarbranche und sitzt in Taiwan, Japan und Hongkong. Die neuen Besitzer wollen den Kauf über eine GmbH mit Sitz in Hamburg abwickeln.

So soll der Deal laufen: Die Investoren statten ihr Kaufvehikel SCP Solar GmbH aus Hamburg mit 13,5 Millionen Euro Eigenkapital aus.

Aleo selber muss für den Kauf drauflegen: Den Angaben zufolge fließt für die Produktionsstätte in Prenzlau inklusive Anlagevermögen, Vorräten, gewerblichen Schutzrechten und Anteilen an einem Tochterunternehmen nur ein symbolischer Euro. Aleo überweist seinerseits zehn Millionen Euro an die neuen asiatischen Besitzer, und Noch-Großaktionär Bosch stützt den Verlustbringer Aleo zum Abschluss mit 31 Millionen Euro.

Bosch hat damit eine Sorge weniger. Laut dem jüngsten Quartalsbericht vom Herbst 2013 schossen die Schwaben schon Dutzende Millionen Euro mit Darlehen und Forderungsverzichten bei Aleo zu. Insgesamt kosteten die gesamten Solar-Aktivitäten Bosch bisher 3,7 Milliarden Euro.

Der unverkaufte Rest der Aleo-Gruppe soll aufgelöst werden. Bosch habe seinen Willen für «eine geordnete Abwicklung ohne Insolvenz» bekundet und wolle das auf der Hauptversammlung so beschließen. Die Schwaben hatten Aleo bis zum Frühling 2014 eine Frist zur Investorensuche eingeräumt. Laut Aleo gab es «eine Handvoll» Interessenten.

2011 hatte die Aleo-Aktie über 25 Euro notiert. Am Mittwoch lag sie bei weniger als einem Fünftel des einstigen Spitzenwertes. (dpa)
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