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22.09.2006 | 18:43 | Biokraftstoffe 

BDI Biodiesel baut Anlagen für eine Boombranche

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Mit hohen Erwartungen der Märkte startet am Montag die BDI Biodiesel International AG einen Reigen von Börsengängen in der Boombranche Bioenergie.

Biokraftstoffe
(c) proplanta
Im zeitlich kurzen Abstand folgen die Südzucker-Tochter CropEnergies und die Verbio AG auf das Parkett. Händler verweisen im Vorfeld der IPOs darauf, dass Fonds schon Platz in ihren Portfolios geschaffen haben. Die Börsenneulinge scheinen hier zunächst Aktien von anderen Unternehmen aus den Bereichen erneuerbare Energien und alternative Kraftstoffe zu ersetzen.

Bei der österreichischen BDI Biodiesel wurde in der Zeichnungsfrist bereits ein großes Interesse der Anleger registriert. Der in Graz ansässige Hersteller von Biodiesel-Anlagen strebt eine Notierung im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse an. Im Rahmen des IPOs wurden private Anleger in Deutschland und Österreich sowie internationale institutionelle Investoren angesprochen. Diese sollen mit der Technologie des Unternehmens und den kräftigen Wachstumszahlen der vergangenen Monate überzeugt werden.

BDI hatte bereits im vergangenen Geschäftsjahr ein Umsatzplus von rund 160% auf 14,6 Mio EUR verbucht. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) summierte sich auf 0,41 Mio EUR nach einem Verlust von 0,38 Mio im Vorjahr. Netto verblieb 2005 ein Gewinn von 0,72 Mio EUR. Im ersten Halbjahr 2006 spiegelte sich dann endgültig der Bioenergie-Boom in den Zahlen wieder: Der Umsatz von BDI sprang auf 38,7 (Vorjahr: 2,5) Mio EUR. Das EBIT betrug 4,1 Mio EUR - nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Verlust von 0,95 Mio EUR angefallen war.

Die EBIT-Marge, die im ersten Halbjahr 2006 bei 10,6% gelegen hatte, könnte nach Einschätzung der Analysten von Sal. Oppenheim mittelfristig auf 15% bis 16% steigen. "Die Gewinnentwicklung ist keine Kurzphase in unserer Unternehmensgeschichte", sagt auch der Vorstandsvorsitzende Wilhelm Hammer. Denn in den kommenden Jahren seien weiterhin keine billigeren Treibstoffkosten zu erwarten.

Die Biodiesel-Produktion läuft bereits auf Hochtouren. Studien zeigen, dass allein bis 2010 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 29% in Europa zu rechnen ist. Der Markt für Biodiesel starte gerade erst, prognostizieren die Experten von Sal. Oppenheim. BDI profitiert aber schon heute davon, dass sich das Unternehmen frühzeitig an der Entwicklung entsprechender technischer Verfahren beteiligt hat. Erste Laborversuche mit Rapsöl gab es bereits 1982. Die erste BDI-Industrieanlage zur Erzeugung von Biodiesel stammt aus dem Jahr 1991.

Heute sieht sich BDI als ein weltweit führender Komplettanbieter von Produktionsanlagen in dem Bereich. Das Unternehmen setzt dabei vor allem auf seine so genannten Multi-Feedstock-Anlagen, die Biodiesel auf Basis verschiedener Rohstoffe produzieren können, nicht nur aus Pflanzen- sondern auch aus Altspeise-Ölen oder tierischen Fetten. Zum Leistungsumfang des Unternehmens mit seinen 70 Mitarbeitern gehört die Planung und Projektierung von Anlagen ebenso wie deren Bau und der anschließende After-Sales-Service.

Mit Hilfe des Börsengangs will das Grazer Unternehmen seinen künftigen Wachstumskurs absichern. Die Service- und Vertriebsbereiche in den etablierten Märkten sollen ausgebaut und zugleich die Internationalisierung vorangetrieben werden. Mit der Erschließung neuer Märkte will sich BDI auch unabhängiger von den staatlichen Rahmenbedingungen der Biodiesel-Produktion in einzelnen Ländern und Regionen machen. Für die weitere Expansion hat BDI bereits Akquisitionen von Unternehmen oder zumindest Unternehmensteilen in Aussicht gestellt.

Insgesamt will die BDI Biodiesel International AG bis zu 1,44 Mio Aktien platzieren. Bis zu 800.000 Aktien stammen dabei aus einer Kapitalerhöhung, den Rest geben die Altaktionäre ab. Die Aktien werden zu einem Preis von 53 bis 62 EUR an den Markt gebracht. Damit ergibt sich Unternehmensangaben zufolge ein Emissionsvolumen von 76,2 Mio bis 89,1 Mio EUR. Aus der Kapitalerhöhung fließen BDI knapp 50 Mio EUR zu.

Der Streubesitz wird im Falle einer vollen Ausübung der Greenshoe-Option nach dem IPO bei 37,8% liegen. Den Aktionäre wurde vom Management bereits eine Dividende ab dem Geschäftsjahr 2007 versprochen. Geplant ist eine Ausschüttung von 25% bis 30% des Bilanzgewinns.

Die Analysten von Sal. Oppenheim bewerten BDI auf Basis des DCF-Modells mit 180 Mio bis 202 Mio EUR (pre money), räumen aber zugleich ein, dass dies eine sehr konservative Einschätzung sei. Auf Basis der Multiples ergebe sich eine höhere Bewertung von 228 Mio bis 280 Mio EUR. Das Risikoprofil von BDI entspricht nach Einschätzung der Oppenheim-Analysten dem Marktdurchschnitt. Positiv bewerten die Analysten die hohe Transparenz von BDI. Die Geschäftsentwicklung scheine aufgrund des hohen Auftragsbestands sehr vorhersehbar, heißt es. Zusätzlich zum gemeldeten Bestand von 90 Mio EUR habe BDI weitere Aufträge im Volumen 150 Mio EUR in Aussicht.

Positiv ist nach Einschätzung der Experten zudem, dass sich die zwölf aktuellen Aufträge auf sieben Länder verteilen. Dies zeige, dass BDI nicht so abhängig von den gesetzlichen Rahmenbedingungen eines einzelnen Landes sei, gleichzeitig aber vom starken Wachstum des weltweiten Sektors profitiere. Wie lange der Boom in der Branche noch anhält, scheint derzeit allerdings schwer abzuschätzen. Kritiker verweisen bereits darauf, dass es zumindest in Europa langfristig an den Landflächen fehlt, um genügend pflanzliche Rohstoffe für den Bioenergie-Sektor anzubauen. DJG/hei/sug/jhe

Für die kommenden Jahre erwarten die Analysten von Sal. Oppenheim folgende Eckdaten bei BDI Biodiesel (in Mio EUR): 

                    
2005    2006    2007    2008
Umsatz         14,6     90,4    100,9   110,5
EBITDA          0,5     13,5      15,9     17,5
EBIT               0,4     13,3      15,7     17,3
Nettogewinn   0,7     10,4      14,0     15,5

(END) Dow Jones Newswires
September 22, 2006 08:24 ET (12:24 GMT)
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