Wo Schlecker früher Shampoo und Windeln verkaufte, gibt es jetzt Urwaldpfeffer und Cranberry-Muttersaft: In München zog die Reformhauskette Vitalia gleich in drei ehemalige Schlecker-Standorte ein. Auch die Bio-Kette
Alnatura expandiert und eröffnet zahlreiche neue Filialen in Deutschland.
Neben dem anhaltenden Interesse an Naturkost profitieren die Reformhäuser und Bio-Läden von der wachsenden Nachfrage nach Naturkosmetik und natürlichen Nahrungsergänzungsmitteln. Auch Lebensmittelunverträglichkeiten und fleischlose Ernährung bringen die Kunden in die Naturkost-Läden. «Wir haben einen immensen Anstieg bei Nahrungsmitteln für Vegetarier und Veganer», sagt Ullrich Kranzer, der in der Geschäftsführung der Reformhaus-Kette Vitalia das Filialgeschäft verantwortet.
Vor allem in den Städten finden die Reformhäuser neue Kundschaft. «Uns haben die Schlecker-Filialen natürlich geholfen», sagt Kranzer. Nach der Pleite der Drogeriekette nahm er die freien Flächen in städtischen Lagen sofort unter die Lupe und griff vor allem in München zu, wo Ladenflächen in zentralen Lagen knapp sind. Bundesweit hat Vitalia damit 88 Filialen zwischen Bremen und Garmisch-Partenkirchen.
Auch die Bio-Handelskette Alnatura wächst rasant. In den vergangenen Monaten eröffnete das Unternehmen unter anderem in Frankfurt, Stuttgart, Hamburg, Berlin und Hannover neue Märkte. In den nächsten Monaten sollen auch kleinere Städte hinzu kommen: Aachen, Ravensburg, Karlsruhe und Ulm stehen auf der Liste. Mindestens acht Neueröffnungen sind bis zum Jahresende geplant.
Dabei setzt das Unternehmen sowohl auf Standorte, die gut mit dem Auto erreichbar sind, als auch auf die City: In München arbeitet Alnatura derzeit an einer neuen Filiale in der Nähe der Fußgängerzone.
An Kundschaft dürfte es nicht mangeln: Im vergangenen Jahr haben die knapp 2.400 Bio-Läden in Deutschland ihren Umsatz nach Angaben des Bundesverbands Naturkost Naturwaren um rund sieben Prozent auf 2,2 Milliarden Euro gesteigert. Etwa die Hälfte davon entfiel auf ein Mengen-, die andere auf ein Preiswachstum. Unter den ehemaligen Schlecker-Filialen fand Alnatura allerdings keine geeigneten Standorte: Die Verkaufsflächen waren zu klein. (dpa)