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17.03.2010 | 12:17 | Solarenergie  

Claassen verlässt Solar Millennium ohne Begründung

Erlangen - Paukenschlag beim Solarkraftwerks-Spezialisten Solar Millennium:

Solaranlage
(c) danielschoenen - fotolia.com
Nach nur zweieinhalb Monaten im Amt hat der Vorstandsvorsitzende Utz Claassen seinen Rücktritt erklärt. Der frühere Chef des Energieversorgers EnBW machte von einer Klausel Gebrauch, innerhalb einer Überlegungsfrist sein Amt niederlegen zu können. Die Aktie stürzte daraufhin zeitweise um rund 35 Prozent auf unter 20 Euro ab. Später erholte sie sich etwas und verlor noch knapp 16 Prozent auf 24,30 Euro.

Der Aufsichtsrat will den Vorstand nun rasch neu aufstellen. Neben Claassen gehören dem Gremium der vorherige Vorstandsvorsitzende Christian Beltle sowie Finanzchef Thomas Mayer an. Claassens Rücktritt hat das Erlanger Unternehmen kalt erwischt. «Wir kennen die Gründe nicht», sagte ein Sprecher am Dienstag. Es habe kein Zerwürfnis gegeben. Der Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Pflaumer nannte den Weggang «unerwartet». Claassen kommentierte den Schritt nicht. An der Börse war von privaten Gründen die Rede. Ein Todesfall im engsten Familienkreis zusammen mit gesundheitlichen Problemen soll Auslöser für den Rückzug gewesen sein. Nach Informationen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa- AFX soll Claassen seinen Schritt in einem kurzen Fax mitgeteilt haben. Dienstwagen und Firmenkreditkarte habe er mit einem Kurier an den Firmensitz nach Erlangen bringen lassen. Selbst für das Unternehmen war er nicht mehr zu erreichen.

Andere Beobachter vermuteten, dass der Manager die Aufgabe bei dem jungen Unternehmen unterschätzt habe. Auch ein Zusammenhang mit angeblichen Bilanztricksereien wurde gesehen. Die «Wirtschaftswoche» hatte wiederholt über mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Bilanzierung berichtet. Das Unternehmen wies diese Vorwürfe zurück. Der Aktienkurs war seit dem Anfang 2010 erreichten Mehrjahreshoch von rund 44 Euro deutlich gefallen. Zuletzt kostete das Papier noch knapp 29 Euro. Claassens Anwalt Klaus Menge betonte im «Tagesspiegel» (Mittwoch), atmosphärische Störungen seien kein Grund für den Rückzug gewesen.

Claassen hatte auch EnBW 2007 auf eigenen Wunsch vorzeitig verlassen und war danach wegen eines hohen Übergangsgeldes in die Kritik geraten. Den Posten in Erlangen hatte er erst zum 1. Januar 2010 angetreten. Mit ihm an der Spitze wollte das Unternehmen seinen ehrgeizigen Wachstumskurs fortsetzen. Im laufenden Geschäftsjahr (31. Oktober) sollen sich die Erlöse auf 350 Millionen Euro fast verdreifachen. Wichtigste Aufgabe in diesem Jahr ist es, die Finanzierung für geplante Riesen-Kraftwerke in den USA mit jeweils mehr als einer Milliarde Euro Investitionssumme zusammenzubekommen. Die Zeit drängt, da der Bau dann besonders lukrativ gefördert wird, wenn es noch in diesem Jahr losgeht. Um die Kapitalvermittlung zu verbessern, gründete Solar Millennium dafür zusammen mit dem Banken-Experten Wolfgang Gerke am Dienstag ein Vertriebsunternehmen.

Die Solar Millennium AG ist auf Entwicklung, Bau und Betrieb solarthermischer Kraftwerke mit Schwerpunkt spezialisiert. Diese Kraftwerke konzentrieren mit riesigen Spiegeln das Sonnenlicht, die dabei entstehende Hitze treibt Turbinen über Wasserdampf an. So entsteht der Strom. Das Unternehmen ist am spektakulären Wüstenstromprojekt Desertec beteiligt. (dpa)
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