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22.05.2014 | 18:10 | Nahrungsmittelspekulation 

Deutsche Bank bemüht sich um Kulturwandel

Frankfurt/Main - Die Deutsche Bank bemüht sich um ein besseres Image. Viele Kritiker nehmen der Führung den Kurswechsel nicht ab. Zu lang scheint die Liste von Altlasten und umstrittenen Geschäften.

Agrarspekulation
(c) elypse - fotolia.com
Anshu Jain umschmeichelt die Aktionäre mal wieder auf Deutsch. «Auf diese Erfolge können wir alle sehr stolz sein», lobt der Co-Chef der Deutschen Bank die Fortschritte bei der Neuausrichtung des Konzerns. Dann macht er eine Pause - doch der erhoffte Applaus der Hauptversammlung bleibt aus.

Die scheinbar endlose Serie von Skandalen, Prozessen und Altlasten lässt viele Eigentümer am «Kulturwandel» zweifeln, den das Management seit Sommer 2012 wie ein Mantra vor sich her trägt. Fast zwangsläufig wird Jains Rede gleich zu Beginn von lärmenden Kapitalismuskritikern minutenlang unterbrochen.

«Wenn Vorstand und Aufsichtsrat jahrelang nichts von den Verfehlungen im eigenen Unternehmen wissen, läuft grundsätzlich etwas schief», schimpft auch Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment. «Gibt es in der Welt einen Skandal, bei dem die Deutsche Bank nicht dabei ist?», fragt Aktionärsvertreter Hans-Martin Buhlmann kritisch. «Es kann doch nicht sein, dass der Chef von allem Schlechten, was da passiert ist, nichts gewusst hat!»

Jain war lange oberster Investmentbanker des Konzerns. Viele der Altlasten, mit denen sich die Bank heute herumschlagen muss, sind in dieser Geschäftssparte angesiedelt: etwa die Themen Referenzzinsen (Libor) und Devisenkurse, bei denen Händler manipuliert haben sollen. 180 Ermittlungsverfahren von Aufsichtsbehörden weltweit zählt die Bank aktuell, dazu etwa 1.000 Rechtsstreitigkeiten mit einem Streitwert von jeweils mehr als 100 000 Euro.

Waffenhandel, Zerstörung des Great Barrier Reefs, Geschäfte in Steueroasen, Nahrungsmittelspekulation - die Liste der Vorwürfe gegen den deutschen Branchenprimus ist lang. «Bei jeder Schweinerei ist die Deutsche Bank dabei!», skandiert etwa ein Dutzend Aktivisten der kapitalismuskritischen Blockupy-Bewegung in der Festhalle. Aufsichtsratschef Paul Achleitner muss die Gruppe aus dem Saal führen lassen, erst dann kann Jain seine Rede fortsetzen.

Auch Kritikern von Attac und den Umweltschützern des WWF geht der Wandel der Unternehmenskultur nicht schnell genug. Der WWF prangert eine mögliche Beteiligung der Bank am Bau eines Kohlehafens in Australien nahe des Great Barrier Reefs an. «Die Deutsche Bank verweist auf ihr Prüfmuster für solche Fälle, das angeblich greift. Wenn das so ist, kann es auch transparent gemacht werden», kritisiert WWF-Vertreter Matthias Kopp. Co-Chef Jürgen Fitschen stellt hingegen klar, dass die Bank sich nach derzeitigem Stand nicht an diesem Projekt beteiligen wird.

«Wir fordern, dass der lange versprochene Kulturwandel endlich kommt», mahnt Markus Dufner vom Dachverband der Kritischen Aktionäre trotz erster Anzeichen für Veränderung. Jain und Fitschen hätten die Hoffnung geschürt, dass unethische Finanzierungen endlich gestoppt würden. «Aber Fitschen und Jain verstehen darunter offenbar etwas anderes: Rendite mit unethischer Finanzierung», urteilte Dufner.

Die Führungsspitze bemüht sich, die Kritiker vom Gegenteil zu überzeugen. Die Grundlage für den Kulturwandel sei gelegt, bilanziert Jain nach knapp zwei Jahren an der Spitze des Dax-Konzerns. «Jetzt sorgen wir dafür, dass wir diese Werte möglichst täglich leben.»

Jain versichert: «Jürgen und ich verfolgen unser Ziel jeden Tag mit Leidenschaft, Demut und Entschlossenheit.» Fitschen bekräftigt: «Wir wollen nicht nur als eine anständige Bank wahrgenommen werden, sondern wir wollen auch eine anständige Bank sein.» Finanzchef Stefan Krause betont: «Reputation ist unser wichtigstes Kapital.» (dpa)
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