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10.07.2011 | 13:18 | Lebensmittelhandel 

Die Rückkehr der Tante-Emma-Läden

Fulda/Berlin/Hamburg - Kommt der Tante-Emma-Laden zurück? Handelsketten wie Tegut und Rewe wollen vermehrt Mini-Supermärkte auf dem Land eröffnen. Fachverbände sehen Potenzial - trotz der Discounter-Dominanz.

Mini-Supermarkt
Große Lebensmittelhändler in Deutschland wollen eine Renaissance der Tante-Emma-Läden vorantreiben. Mit Mini-Supermärkten auf dem Land und in Stadtteilen wollen sie auf die alternde Bevölkerung reagieren und Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe schaffen. Die Handelskette Tegut aus Fulda etwa will bis Ende 2012 20 bis 25 sogenannte «Lädchen für alles» eröffnen. Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler Rewe plant den Ausbau kleinerer Geschäfte auf dem Land.

Nach Einschätzung des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels können die Händler in dünn besiedelten Regionen mit Kleinflächenkonzepten durchaus punkten. Ob Stadt oder Land: «Tante Emmas Enkel» zeichneten sich dadurch aus, dass sie den Kunden einen schnellen und bequemen Einkauf in der Nähe ermöglichten, sagt Verbandssprecher Christian Böttcher in Berlin. Auf dem Land sei der Lebensmittelhandel ein wichtiger Bestandteil der Grundversorgung.

Für Tegut-Chef Thomas Gutberlet ist das Konzept namens «Lädchen für alles» eine «zeitgemäße Neuschöpfung einer Verkaufsform»: «Die Menschen sollen auch in Zukunft auf dem Dorf gute Lebensmittel erwarten können.» Die ortsnahe Versorgung in kleineren Gemeinden auf dem Land sei aber leider keine Selbstverständlichkeit mehr.

Tegut hat in sechs Bundesländern mehr als 300 Supermärkte. Groß geworden ist das nach Gründer Theo Gutberlet benannte Familien-Unternehmen mit Bio-Produkten. Fünf «Lädchen für alles» hat Tegut bereits eröffnet - drei in Nordhessen, und je eines in Niedersachsen und Bayern. Weitere Filialen sind noch in diesem Sommer geplant. Zu kaufen gibt es Waren des täglichen Bedarfs. Die Mini-Supermärkte sollen aber auch verstärkt Dienstleistungen anbieten: Lotto, Paket- und Reinigungsservice und anderes. Zudem sollen die Läden Treffpunkt für die Menschen im Dorf sein und so mehr Kunden anlocken.

Tegut-Geschäftsleiter Vertrieb Knut John glaubt, dass die «Lädchen» eine Zukunft auf dem Land haben: «Die Menschen werden immer älter, die Mobilität lässt nach. Wir wollen ihnen weite Wege ersparen.» Laut einer Emnid-Befragung im Auftrag des Handelskette wünschen sich in Gemeinden mit bis zu 20.000 Einwohnern 56 Prozent einen kleinen Laden. In Dörfern mit weniger als 5.000 Einwohnern sind es sogar 60 Prozent der Befragten.

Der Geschäftsführer des Euro-Handelsinstituts EHI in Köln, Michael Gerling bezeichnet die Idee von Tegut als interessanten Ansatz. «Angesichts des demografischen Wandels spricht einiges dafür.» Allerdings: «Bislang liegen große Supermärkte noch voll im Trend». Tausende Läden mit weniger als 400 Quadratmetern hätten in den vergangenen Jahren dicht machen müssen.

Rewe als zweitgrößter Lebensmittelhändler in Deutschland setzt auf Märkte namens Rewe City in Stadtteilen und hat bundesweit 920 sogenannte Nahkauf-Läden in Dörfern. «Das werden wir ausbauen», sagt Sprecher Raimund Esser in Köln. Die Verbraucher suchten zunehmend Läden in der Nähe. Auch die Funktion des Einkaufsladens als Treffpunkt sei auf dem Dorf nicht zu unterschätzen. Vor allem im Osten Deutschlands gebe es große Nachfrage nach den Nahkauf-Läden.

Der deutsche Marktführer Edeka sieht die Tegut-Initiative gelassen: «Wir brauchen nicht in die Dörfer gehen. Wir sind schon drin», sagt Edeka-Sprecher Gernot Kasel in Hamburg. Auf dem Land gebe es bereits viele der kleineren Edeka-Aktivmärkte mit einer Größe zwischen 400 und 1.000 Quadratmetern.

Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sollten die Läden sehr nah sein, damit das Konzept aufgeht: Die maximal akzeptierte Entfernung zu den Verbrauchern beträgt demnach fünf bis acht Minuten oder 1.000 Meter. Die Marktforscher beobachteten auch: Die Wachstumskurve der Discounter fällt gegenwärtig zwar flacher aus. Ein Expansionsstopp sei kurz- bis mittelfristig aber nicht in Sicht. (dpa)
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