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03.03.2021 | 02:43 | Goldbären-Hersteller 

Endgültiges Aus für Haribo-Werk in Sachsen - Verkauf gescheitert

Wilkau-Haßlau - Das endgültige Aus für das einzige Haribo-Werk in Ostdeutschland sorgt für heftige Kritik.

Süßwarenindustrie
Nach dem gescheiterten Verkauf des Haribo-Werkes in Sachsen reißt die Kritik an dem Unternehmen nicht ab. Doch auch Konkurrent Katjes hat nach einer Besichtigung abgewunken. (c) proplanta
«Wir haben eine kooperative, lösungsorientierte Haltung von Haribo erwartet», schrieb Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) auf Twitter. «Hier wurde eine Chance vertan; das Ergebnis der Verhandlungen ist enttäuschend.»

Der Betriebsratschef des Werkes in Wilkau-Haßlau bei Zwickau, Maik Pörschmann, sagte am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur: «Wir haben die Entscheidung aus der Presse erfahren. Haribo lässt uns komplett im Dunkeln.» Die Kollegen, mit denen er gesprochen habe, seien niedergeschlagen. Die traditionsreiche Süßwarenproduktion am Standort sei damit nun endgültig Geschichte, bedauerte Pörschmann.

Haribo hatte zu Wochenbeginn erklärt, es habe sich kein Käufer für das Werk gefunden. Deswegen wurden die Verkaufsverhandlungen beendet. Das innerstädtisch gelegene Gelände soll nun anderweitig entwickelt werden.

Betroffen sind den Angaben nach 119 Beschäftigte, von denen aber nach Unternehmensangaben knapp 80 schon eine neue Arbeit gefunden hätten oder in den Ruhestand gingen. Die Produktion in Sachsen hatte der Goldbären-Hersteller Ende 2020 heruntergefahren. Die Schließung wurde mit hohen Investitionen begründet, die am Standort nötig seien.

Dulig hatte sich für eine Übernahme des Werkes durch den Konkurrenten Katjes eingesetzt. Das Unternehmen habe sich ernsthaft für den Standort interessiert, betonte Dulig, der auch Ostbeauftragter der SPD ist. «Es bestand berechtigte Hoffnung, dass die Produktion fortgesetzt werden kann.» Eine Katjes-Sprecherin bestätigte der dpa, dass es einen Besichtigungstermin gegeben habe. Allerdings habe sich dabei gezeigt, dass die bauliche Substanz nicht ausreiche, um die Produktion dort mit Fruchtgummis fortzuführen.

«Es zeigt sich leider erneut, dass der Osten offenbar jahrelang nur die verlängerte und preiswerte Werkbank von Westunternehmen ist und beim kleinsten wirtschaftlichen Gegenwind hier die Segel gestrichen werden, ohne Rücksicht auf Verluste», erklärte Dulig mit Blick auf die Entscheidung von Haribo. «Das ist verantwortungslos.»

Ähnlich hatte sich zuvor die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten geäußert. Der Chef der Linken-Fraktion im Sächsischen Landtag, Rico Gebhardt, bezeichnete es als «eine Schande» wie Haribo mit seinen ostdeutschen Beschäftigten umgehe.

Dagegen warf der Zwickauer CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Körber Dulig vor, mit seinen Äußerungen zu Katjes Anfang Februar falsche Erwartungen geweckt zu haben. «Etwa zwei von drei Beschäftigten arbeiten bereits in neuen Jobs», sagte er. «Und ich bin zuversichtlich, dass wir nun auch für die verbliebenen bis zu 39 Mitarbeiter, deren Verträge Ende März und Ende Juni auslaufen, ein gutes Angebot in der Region finden werden.» Er lobte, das Haribo sich bereiterklärt habe, zwei Jahre lang die Gewerbesteuerausfälle auszugleichen.

Die Zwickauer Linke-Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann warb für eine sachliche Diskussion. «Haribo hat einen bislang profitablen Standort geschlossen und diese Schließung seit der Ankündigung im November auch eiskalt betrieben und durchgezogen. Damit verlieren die Beschäftigten ihre Arbeit und die Stadt Wilkau-Haßlau einen großen Gewerbesteuerzahler.»

Zimmermann erinnerte daran, dass der CDU- Politiker Körber selbst große Erwartungen geweckt habe, als er im Dezember 2020 ein großes Interesse von vier Unternehmen für eine Produktion in Wilkau-Haßlau ankündigte.
dpa
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