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02.10.2013 | 13:05 | Systeme für den Krisenfall 

Ernährungsindustrie zu Krisenmanagement befragt

Berlin/Bonn - In einer Online-Umfrage haben die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und die AFC Risk & Crisis Consult Vertreter aus Unternehmen der Ernährungsindustrie über die Ausgestaltung ihrer Krisenmanagementsysteme, kommunikative Krisenfallbewältigung sowie über Maßnahmen zur Risikoabsicherung der Lieferkette befragt.

Lebensmittelbranche
(c) proplanta
Über 300 Teilnehmer haben sich an dieser Befragung beteiligt.

Für den größten Teil der Lebensmittelhersteller ist ein ausgearbeitetes Krisenmanagementsystem mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Dessen Pflege erfolgt jedoch oftmals nachlässig. 42 % der befragten Unternehmen führen weniger als einmal im Jahr oder überhaupt keine Krisenübung durch, so dass eine Überprüfung auf Effektivität und Effizienz des Systems kaum stattfindet.

Einzelne Basis-Elemente, wie z. B. die aktuellen Kontaktdaten der Behörden haben 80 % der befragten Unternehmen vorliegen, gut drei Viertel verfügen über Ablaufpläne zum Vorgehen im Krisenfall sowie Adressdateien der Abnehmer und externer Dienstleister. Über ein Krisenhandbuch verfügen nur 70 % der Studienteilnehmer. Bei 32 % der Unternehmen ist die Aufgabenverteilung im Krisenstab nicht klar geregelt und bei 50 % fehlt es an einem Maßnahmenkatalog.

Um im Krisenfall nicht unterzugehen, ist es angeraten sachlogisch und situativ angemessen vorzugehen, weiß Dr. Michael Lendle, Geschäftsführer der AFC. Um weitreichende Entscheidungen unter starkem Zeitdruck zumeist mit begrenzten Ressourcen treffen zu können, sind die Verantwortlichen auf unterstützende Elemente und geschulte Mitarbeiter angewiesen, damit ein drohender Imageschaden abgewendet werden kann.

Im Bereich der Krisenkommunikation verfügen 60 % der Teilnehmer über ein Kommunikationskonzept als Bestandteil ihres Krisenmanagementsystems und 20 % planen dieses zu implementieren. Kommunikative Elemente, die ein solches Konzept ausmachen, sind aber nur bei weniger als 50 % der Befragten zu finden.

Risiko- und Frühwarnsysteme haben nur 40 % der teilnehmenden Unternehmen eingerichtet, ebenso wenige führen Medien-Monitorings durch oder haben ein Stakeholdernetzwerk aufgebaut. Vorlagen von Pressemitteilungen (36 %), Darksites (25 %) oder FAQ-Kataloge (21 %) werden selten genutzt.

Demnach verwundert, dass 70 % der Befragten angeben, auf unbequeme Anfragen zu zentralen Risikothemen entlang ihrer Lieferkette vorbereitet zu sein bzw. 17 % daran arbeiten. Auch wenn verschiedene Maßnahmen zur Risiko-Absicherung durchgeführt werden, bestehen auch hier gewaltige Lücken; so setzen beispielsweise 66 % der Unternehmen auf Risikoanalysen im Bereich der Beschaffung, aber nur 33 % beim Absatz und Transport.

Ein Teil der Unternehmen will sich demnach mit Schwächen in der Risiko-Absicherung und ohne Kommunikationskonzept mit komplexen Fragestellungen auseinandergesetzt haben. Hinzu kommt, dass 41 % der Unternehmen kein einheitliches Auftreten nach außen leben, 44 % ihre Marken nicht konsequent führen und nur knapp die Hälfte ihre Werbeversprechen geprüft hat.

Aus den Studienergebnissen lässt sich ableiten, dass dem Erfordernis eines Öffentlichkeitsmanagements zwar teilweise Rechnung getragen wird, jedoch insgesamt noch ein erheblicher Nachholbedarf besteht, fasst Peter Feller, Geschäftsführer der BVE, zusammen.

Es zeichnet sich ab, dass die Unternehmen zumeist über generelle Konzepte verfügen, diese aber nicht ausreichend untermauert haben, um in einer Krise umgehend und adäquat zu agieren bzw. zu reagieren und damit Schäden zu vermeiden bzw. so gering wie möglich zu halten. (bve)
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