Mit einer Trendwende ist vorerst nicht zu rechnen - Analysten erwarten kein Ende des globalen Überangebots an Öl.
Die großen Fördernationen pumpen beim Ringen um Marktanteile weiter um die Wette. Russland weitete seine Produktion im Januar auf ein neues Rekordniveau aus, wie Daten des Energieministeriums in Moskau vom Dienstag zeigen.
Der
Ölpreis hat seit Mitte 2014 etwa 70 Prozent verloren. Das stellt für die Förderbranche eine starke Belastung dar.
BP bekam die Folgen im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich stärker zu spüren als Analysten erwartet hatten. Inklusive der Kosten für den Konzernumbau oder Entschädigungszahlungen wegen der Ölkatastrophe im
Golf von Mexiko machte der britische Energiekonzern einen Verlust von 6,4 Milliarden Dollar (5,85 Mrd Euro) - doppelt so viel wie im Vorjahr und so hoch wie seit mehr als 20 Jahren nicht.
Alleine im vierten Quartal verlor das Unternehmen 2,2 Milliarden Dollar, wie aus dem in London veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreswert brach das Ergebnis um 91 Prozent ein. BP-Chef Bob Dudley kündigte massive Sparmaßnahmen an. Bis Ende 2017 will der Konzern rund 7.000 Jobs kürzen. BP hat bereits Investitionen gekappt, Projekte auf Eis gelegt und Unternehmensteile verkauft.
Im Vergleich zum britischen Rivalen kam der US-Branchenführer ExxonMobil noch glimpflich davon. Im vierten Quartal stürzte der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 58 Prozent von 6,6 auf 2,8 Milliarden Dollar (2,5 Mrd Euro) ab, wie der am Börsenwert gemessen weltgrößte Ölkonzern mitteilte. Es ist das schlechteste Quartalsergebnis seit 2002. Das Marktumfeld bleibe herausfordernd, sagte Vorstandschef Rex Tillerson.
Auch Exxon hat bereits kräftig auf die Kostenbremse getreten. Im Schlussquartal sanken die Investitionsausgaben im Jahresvergleich um 29 Prozent auf 7,42 Milliarden Dollar. Der Umsatz fiel um 31 Prozent auf 59,8 Milliarden Dollar. Im Explorations- und Fördergeschäft schmolz der Gewinn von 5,47 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 857 Millionen Dollar. Für Schadensbegrenzung sorgte immerhin das Raffinerie-Geschäft, zu dem die Herstellung von Benzin, Diesel und anderen aus Rohöl und Gas gewonnenen Produkten gehört. Hier verdoppelte sich der Gewinn auf 1,35 Milliarden Dollar.
Damit steht Exxon noch vergleichsweise solide dar. Chevron, die Nummer zwei im US-Ölmarkt, machte zum Jahresende einen großen Verlust. Die gesunkenen Ölpreise rissen im Schlussquartal ein Loch in Höhe von 588 Millionen Dollar in die Bilanz, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte Chevron noch 3,5 Milliarden Dollar verdient. Der Umsatz sank um über ein Drittel auf 29 Milliarden Dollar. Der britisch-niederländische Energieriese Shell musste zuletzt ebenfalls große Abstriche machen.
Experten gehen derzeit nicht von einer Preiserholung am Ölmarkt aus. Das Angebot dürfte hoch bleiben. So kommt mit dem Iran ein wichtiger Förderer zurück auf den Markt, nachdem sich Teheran mit dem Westen auf einen Kompromiss zum Atomprogramm geeinigt hat.
Auch Russland trägt weiter zur Ölschwemme bei. Im Januar förderte die Rohstoffmacht im Schnitt 10,878 Millionen Barrel (je 159 Liter) Rohöl. Die Fördermenge erreichte damit ein neues Rekordhoch seit dem Ende der Sowjetunion 1991. Bei den Ausfuhren von Rohöl meldete das Ministerium für Januar einen Anstieg um 0,3 Prozent im Jahresvergleich auf 5,336 Millionen Barrel pro Tag.
An den Finanzmärkten knüpften die Ölpreise an die Verluste vom Wochenauftakt an und setzten zu einer neuen Talfahrt an. Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April kostete zuletzt 33,20 Dollar, 1,04 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI zur März-Lieferung fiel um 95 Cent auf 30,67 Dollar.
Händler erklärten den Preisrückgang mit der Aussicht auf weiter steigende Ölreserven in den USA. Nach Einschätzung von Analysten dürften die US-Lagerbestände ihr Rekordniveau in der vergangenen Woche weiter ausgebaut haben. Sie erwarten einen Anstieg um 3,75 Millionen Barrel. Die US-Regierung wird die offiziellen Daten an diesem Mittwoch veröffentlichen.