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14.01.2022 | 11:14 | Zuckerproduktion 

Gute Rübenernte sorgt für Entspannung bei Zuckerfabriken

Klein Wanzleben / Könnern / Zeitz - Die Laster fahren eng getaktet mit vollen Hängern die Rübenfabrik an. Nur an Feiertagen ruhte der Verkehr, die Anlage aber lief rund um die Uhr. Udo Harten gönnt sich keine Auszeit.

Zuckerproduktion
Rübenanbauer und -verarbeiter in Sachsen-Anhalt dürfen sich über eine gute Ernte freuen. Nach den Trockenjahren machen hohe Erträge und gestiegene Preise das Jahr 2021 zu einem guten Rübenjahr. (c) proplanta
«Es ist immer besser, vor Ort zu sein. Probleme kann man dann schneller klären», sagt der Direktor der Nordzuckerfabrik in Klein Wanzleben im Bördekreis. Mit der Ernte in diesem Jahr hat die Fabrik gut zu tun.

Die sogenannte Kampagne - also die Zeit, in der Zuckerfabriken Zuckerrüben verarbeiten - dauert an dem Traditionsstandort voraussichtlich bis 20. Januar. Insgesamt sollen bis dahin rund 1,75 Millionen Tonnen Rüben verarbeitet werden.

Mit einem Hektarertrag von rund 72 Tonnen Rüben und einem ordentlichen Zuckergehalt von 18,4 Prozent liegt die Rübenernte 2021 den Angaben zufolge deutlich über dem Schnitt der vergangenen drei Jahre. «Wir hatten endlich wieder mehr Regen», resümiert Harten.

«Allerdings sind die Erträge sehr unterschiedlich, weil sich der Regen nicht gleichmäßig verteilt hat.» Die Qualität der Rüben sei gut, sie ließen sich gut verarbeiten, und die Frosttage hätten ihnen auch nichts angetan: «Wir können zufrieden sein.»

Derart gute Zuckererträge konnte auch Südzucker in Zeitz verzeichnen, wie Unternehmenssprecherin Anke Sostmann sagt. Dort fuhren die Bauern 80 Tonnen Rüben pro Hektar vom Acker in die Fabrik - im Vorjahr waren es 62,6 Tonnen. Der Zuckergehalt lag mit 17 Prozent auf Vorjahresniveau. Dementsprechend lange wird die Kampagne in diesem Jahr dauern - erst Ende Februar werden nach Angaben des Südzuckerkonzerns die letzten Rüben aus der überdurchschnittlichen 2021-er Ernte verarbeitet sein.

Bei Pfeifer und Langen in Könnern ist die Kampagne bis Ende Januar geplant. Bis dahin sollen 2,2 Millionen Tonnen Rüben verarbeitet werden - der Zuckergehalt liegt in der Mitte Sachsen-Anhalts bei 17,5 Prozent. «In Regionen mit leichteren, sandigen, wasserdurchlässigen Böden wie Könnern wird ein überdurchschnittlicher Rübenertrag erzielt», hieß es bei Pfeifer und Langen zu Beginn der Kampagne im Herbst. Während der Regen für das Wachstum der Zuckerrüben positiv war, fehlte es an Sonne, was sich negativ auf den Zuckergehalt auswirkte.

Seit im Jahr 2017 die EU-Zuckermarktordnung neu geregelt und keine Quoten für europäischen Zucker mehr vorgegeben sind, müssen sich die europäischen Zuckerhersteller am Weltmarkt messen - mit Ländern wie Brasilien, Thailand oder Indien. Dort wird Zucker deutlich preiswerter produziert.

Seit etwa einem Jahr können sich Zuckerproduzenten über steigende Weltmarktpreise freuen. «Das hat unterschiedliche Gründe», sagt Harten. «Dazu gehören Trockenheit und leichter Frost in Brasilien, bei dem Zuckerrohr erfroren ist. Hinzu kommt, dass in Brasilien weit mehr Zuckerrohr zu Ethanol verarbeitet wird, weil Benzin teurer geworden ist.» Brasilien bestimme wegen großer Produktionsmengen maßgeblich den Weltmarktpreis.

In den Tockenjahren haben Zuckerhersteller Verluste eingefahren; einige Landwirte verabschiedeten sich aus dem Rübenanbau. Die ersten konnten zurückgewonnen werden. Mit ihren Landwirten müssen die Unternehmen hart verhandeln.

Die Zuckerfabrik in Klein Wanzleben, die sich in der Hand der Bauern befindet, kann in guten Jahren eine Dividende zahlen. Der Spielraum ist klein: Auf der einen Seite begrenzen die Weltmarktpreise den Spielraum, auf der anderen Seite können die Landwirte auch andere Kulturen anbauen. Die Situation ändert sich von Jahr zu Jahr.

Für die kommende Rübenkampagne im Jahr 2022/2023 hat Nordzucker die benötigte Menge Rüben nach eigenen Angaben bereits vertraglich gebunden. Pfeifer und Langen berichtet, dass sich die Flächen für den Rübenanbau stabilisierten.

Laut Unternehmenssprecherin Britta Schumacher ist das angestrebte Ziel, die Fläche von 2017 wieder zu erreichen. Davon, dass Zucker bei gesundheitsbewussten Verbrauchern in Verruf gekommen ist, merken die Hersteller nichts. Der geringste Teil geht direkt über den Ladentisch; das meiste wird an die verarbeitende Industrie geliefert und zu Getränken, Marmeladen oder Gebäck verarbeitet.

Dort lässt sich kein signifikanter Rückgang an verarbeitetem Zucker verzeichnen. Die Landwirtschaft nimmt allerdings weniger Rübenreste ab - eine Folge, dass viele Tierhalter aufgeben.
dpa/sa
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