Früher kümmerte er sich als Manager bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (
DLG) um neuste Agrartechnik. Seit einem Jahr verantwortet Köckler nun als Vorstand der Deutschen Messe AG die Hannover Messe - die weltgrößte Industrieschau. Und trotzdem ist der Ackerbau gar nicht so fern.
Mähdrescher ernten heutzutage dank Satellitennavigation Felder per Autopilot auf den Zentimeter genau.
Landtechnik verteilt den Dünger individuell, da sich exakte Daten zur Bodenbeschaffenheit oder dem Landschaftsprofil nutzen lassen. Echtzeit-Wetterangaben und nicht mehr nur der Blick zum Himmel bestimmen das Timing auf dem Feld. Im Kern steht damit selbst ein Acker der Hightech-Fabrik in nichts nach: Es geht um ein Zukunftsthema der Industrie: Vorsprung mit Vernetzung und immer intelligenterem, ständigem Datenfluss. Für den promovierten Agrarökonom und Landwirtssohn Köckler ist das alles kein Neuland.
Der 43-Jährige will die Leistungsschau noch stärker als bisher zur Kontaktbörse für die Entscheider der Branche machen. Die Aussteller sollen merken, dass sich ihr Marketingbudget für einen Stand in Hannover gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten lohnt und - wie bei einer guten Ernte - später mit Aufträgen auszahlt. Umso mehr müsse die Messe auch ihre Wandlungsfähigkeit beweisen, sagt Köckler.
«Die Messe hat keinen Volksfest-Charakter mehr - die Besucher kommen gut vorbereitet und wollen nicht nur Lösungen für den erfolgreichen Ausbau ihrer Produktion finden, sondern auch ihre Produkte vergleichen.» Als Branchen-Treff wird die Schau zudem im Rahmen der
Globalisierung immer internationaler: Mehr als die Hälfte der Aussteller kommt mittlerweile aus dem Ausland. Die meisten stellt nach Deutschland das frühere Partnerland China, vor Italien, der neuen Regionalmacht Türkei sowie dem aktuellen Partnerland Russland.
Die Messe als Spiegelbild der Märkte steht diesmal unter dem Motto «Integrated Industry» und trägt damit der wachsenden Verzahnung von Informationstechnologie und klassischer Industrie Rechnung. «Das heißt: Werkstück, Maschine, Anlage kommunizieren miteinander», sagt Köckler und verweist etwa auf intelligente Stromnetze, wie sie in Deutschland die Energiewende mit absichern sollen. Verbrauch und Produktion sollen dabei vorausgedacht und clever gesteuert werden.
Ähnliche Herausforderungen haben beispielsweise Autobauer, die auf einer Produktionsstraße ganz flexibel mehrere Modelle herstellen wollen, um die Auslastung der Werke besser steuern zu können.
Im Rennen um Qualität und ressourcenschonendes Arbeiten kommt der «Integrated Industry» damit eine Schlüsselstellung zu. Nicht zuletzt gehe es um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit und die Zukunft der vielen exportabhängigen Jobs hierzulande, betont Köckler. «Die Hannover Messe ist ja ein Stück weit die Mutter aller Exportmessen.»
Der Energie-Bereich wird zu den fünf Kernthemen der Messe gehören. Ferner sind die Bereiche Antriebstechnik, Automatisierung, Zulieferer sowie Forschung und Entwicklung dabei. Auch einige ausgewählte Städte sollen zeigen, welche Lösungen es im öffentlichen Raum gibt, um dem wachsenden urbanen Siedlungsdruck mit technologisch pfiffigen Ideen zu begegnen. Neben Moskau, Seoul oder Barcelona zeigen auch die südafrikanischen Metropolen Johannesburg und Kapstadt, wie es geht.
Wie in den Vorjahren dreht sich die weltgrößte Industrieschau vom 8. bis 12. April aber nicht nur um den Kernbereich Wirtschaft. «Wir sehen die Hannover Messe auch als Schnittstelle zur Politik», betont Köckler.
Höhepunkt ist dabei der gemeinsame Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (
CDU) und Russlands Präsident Wladimir
Putin aus dem diesjährigen Partnerland. «Er bringt viel Prominenz mit aus den Regionen und aus seinem Kabinett», meint Köckler und hofft auf einen entsprechenden Schub. Russland habe schließlich Riesenbedarf bei der Modernisierung seiner Industrie und sei als Energieland wichtiger denn je. (dpa)