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09.02.2015 | 08:03 | Unternehmensumbau 

Harte Schnitte bei Siemens

München - Die Zeit läuft für Siemens-Chef Joe Kaeser. Möglichst rasch muss er den Elektroriesen mit einem radikalen Umbau auf Trab und gegen die starke Konkurrenz in Stellung bringen.

Siemens
Ein Gewinneinbruch und weitere Herausforderungen - speziell im Energiegeschäft - bereiten den Siemens-Anlegern Sorgen. (c) Siemens
Das allein kostet weltweit 7.800 Jobs, davon 3300 in Deutschland, wie Siemens am Freitag nach monatelangem Rätselraten in München bekanntgab.
Die Vertreter der Arbeitnehmer stimmen sich schon jetzt auf harte Verhandlungen ein, und die Aktionäre verlangen mehr Tempo - der Druck kommt also von allen Seiten. Die Frage ist dabei vor allem: Schafft Siemens wieder den Anschluss an die internationalen Wettbewerber?

Zu bürokratisch, zu schwerfällig und vor allem zu weit weg vom Kunden - diese Probleme will Kaeser jetzt angehen, wie er auch in einem Brief an die Mitarbeiter bekräftigte, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag: «Wir machen Ernst damit, Siemens einfacher und schneller zu machen, und wir wissen, dass man noch vieles verbessern kann.»

Dazu sollen konzernübergreifende Funktionen gebündelt und die internen Abläufe schneller werden - beispielsweise durch die Herausnahme von Zwischenebenen und mehr Verantwortung für einzelne Regionen und Geschäftsfelder. «Damit bringen wir unsere Geschäfte näher zum Kunden und werden erheblich effizienter», sagt Kaeser. Die Einsparungen von einer Milliarde Euro sollen in mehr Innovationen, Wachstum und Produktivität fließen.

Es dürfte allerdings Jahre dauern, bis das Ganze richtig greift. Erste Verbesserungen erwartet der Siemens-Chef für 2016, erst 2017 will er dann die Früchte der Neuordnung ernten. In der Zwischenzeit aber wird die Konkurrenz nicht schlafen: Siemens hängt Wettbewerbern wie dem US-Erzrivalen General Electric schon seit längerem hinterher.

Selbst Arbeitnehmervertreter hatten deshalb bereits in der Vergangenheit schlankere Prozesse und Bürokratieabbau bei Siemens gefordert - einen Stellenabbau aber klar abgelehnt. «Wir fordern Qualifizierung und interne Versetzungen statt Abbau. Es werden harte Verhandlungen», erklärte Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn. Siemens selbst will sich dabei nach den Worten der neuen Personalchefin Janina Kugel um sozialverträgliche Lösungen bemühen. Dabei soll gemäß einer geltenden Beschäftigungssicherung auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden.

Spar- und Umbauprogramme gehören bei Siemens mit seinen zuletzt weltweit noch 343.000 Beschäftigten und zahlreichen verschiedenen Geschäftsfeldern fast zum Tagesgeschäft. Noch unter Kaesers Vorgänger Peter Löscher waren rund 17.000 Jobs weggefallen, bevor Kaeser selbst dann 2013 den Abbau von rund 15.000 Arbeitsplätzen verkündete.

Mal ging es bei den Stellenstreichungen um eine Verschlankung von Vertrieb und Verwaltung, in anderen Fällen um Marktanpassungen - so auch aktuell bei den geplanten Einschnitten in der Energiesparte. 1.200 Arbeitsplätze stehen dort vor dem Aus, so dass sich der Stellenabbau auf weltweit insgesamt 9.000 Jobs summiert. Siemens kämpft im wichtigen Energiegeschäft vor allem mit der mauen Nachfrage nach großen Gasturbinen. Zur Hauptversammlung Ende Januar hatte Kaeser seinem Ärger über die Probleme in der Sparte, die mittlerweile unter neuer Führung steht, recht unumwunden Luft gemacht: Die Zeichen der Zeit wie wachsender Preisdruck und Überkapazitäten seien nicht erkannt worden, wetterte der Vorstandschef.

Aber auch sonst machen Projektrisiken Siemens immer wieder zu schaffen - zuletzt waren es etwa hohe Reparaturkosten bei Windrädern oder Schwierigkeiten beim Bau von Hochspannungsleitungen in Kanada. Allein im vorigen Geschäftsjahr (30. September) summierten sich die Sonderbelastungen aus Problemprojekten auf rund 900 Millionen Euro.

Und auch der Start ins neue Geschäftsjahr fiel durchwachsen aus. Ein Gewinneinbruch und weitere Herausforderungen - speziell im Energiegeschäft - bereiten den Siemens-Anlegern Sorgen. Auch wenn er immer wieder betont, dass Siemens mit zuletzt 5,5 Milliarden Euro Gewinn kein Sanierungsfall sei, wird Kaeser also möglichst bald konkrete Ergebnisse liefern müssen.
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