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25.07.2013 | 14:25 | Strukturwandel 

Höfesterben setzt sich fort

Stuttgart/Hohenheim - Die Zahl der Agrarbetriebe in Deutschland nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Dieser Strukturwandel spiegelt sich in einem höheren Ausbildungsgrad wider und zeigt sogar Auswirkungen auf die Medienlandschaft.

Deutsche Landwirtschaft Strukturwandel
Das Höfesterben in Deutschland setzt sich fort, teilt das Agrar-Informationszentrum Proplanta mit. 2012 waren laut Statistischem Bundesamt nur noch 288.200 Betriebe verzeichnet. Im Jahr 2001 waren es noch 448.936 Höfe, also rund 36 % der Landwirte mussten ihren Hof aufgeben. Die durchschnittliche Fläche der einzelnen Unternehmen wuchs im gleichen Zeitraum um 52 % von 38,1 auf 57,8 ha. Dieser Trend ist bereits seit Jahrzehnten erkennbar - im Jahr 1971 wurden in Deutschland noch 1.017.697 Höfe gezählt mit einer Durchschnittsfläche von 12,4 ha (Abb. 1)

Anzahl Größe AgrarbetriebeBild vergrößern
Abb. 1: Anzahl und Größe landwirtschaftlicher Betriebe in Deutschland (c) proplanta
Allerdings ist dieser Strukturwandel nicht in allen Regionen gleichermaßen spürbar. Vergleicht man beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg (Abb. 2 und 3), ist der Südwesten mit seinen zahlreichen kleinen Betrieben deutlich stärker betroffen. Auch im Nordosten nahm zwar die Zahl der Betriebe seit ca. 1998 ab - davor sind noch Betriebsneugründungen nach der Wende zu erkennen - doch insgesamt gibt es hier von Haus aus vergleichsweise wenige, große Betriebe. Daher mussten zwischen 2001 und 2012 laut Statistischen Landesämtern nur 10 % der Agrarunternehmen ihre Pforten schließen, in Baden-Württemberg jedoch 40 %. Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangslage nahm im gleichen Zeitraum die durchschnittliche Flächenausstattung der Betriebe in Baden-Württemberg um 61 % von 20 auf 33 ha zu, im Nordosten aber nur um 16 % von 260 auf 301 ha.

Agrarbetriebe Mecklenburg-VorpommernBild vergrößern
Abb. 2: Anzahl und Größe landwirtschaftlicher Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern (c) proplanta
Agrarbetriebe Baden-WürttembergBild vergrößern
Abb. 3: Anzahl und Größe landwirtschaftlicher Betriebe in Baden-Württemberg (c) proplanta
Der Strukturwandel spiegelt sich auch in der sogenannte Wachstumsschwelle wider, die kontinuierlich ansteigt. Unterhalb dieser Schwelle nimmt die Zahl der Betriebe ab und oberhalb zu. Sie liegt heute im bundesweiten Durchschnitt bei 100 Hektar, wobei es jedoch regional große Unterschiede gibt. Wie sich seit 1960 die Größenklassen der Agrarbetriebe verschieben, zeigt Abbildung 4 für Baden-Württemberg. Deutlich erkennbar ist eine Abnahme der Hofzahlen insbesondere auf Kosten kleiner und kleinster Betriebe.
 
Größenklassen Agrarbetriebe Baden-WürttembergBild vergrößern
Abb. 4: Agrarbetriebe in Baden-Württemberg nach Größenklassen (c) proplanta
Die Frage der Hofnachfolge legt laut Proplanta den Schluss nahe, dass auch in Zukunft keine Trendwende in Sicht ist. Im Agrarbereich sind 64 % der Betriebsleiter über 45 Jahre. Sie wurden zuletzt in der Landwirtschaftszählung 2010 zur Hofnachfolge befragt. Bei lediglich knapp 31 Prozent war die Frage der Hofnachfolge bereits geregelt, und rund jeder fünfte der Inhaber ohne Nachfolger war bereits 60 Jahre und älter. Die Frage der Hofübergabe ist zudem deutlich von der Betriebsgröße abhängig - je größer der Betrieb, desto häufiger war die Frage geklärt.

Auch das Berufsbild des Landwirts hat sich im Zuge dieses Wandels erheblich verändert. Der Ausbildungsgrad liegt wesentlich höher als früher: 69 Prozent aller Betriebsleiter und Geschäftsführer können eine abgeschlossene landwirtschaftliche Berufsausbildung vorweisen. In größeren Betrieben gilt dies fast ausnahmslos. 10 Prozent der Betriebsleiter haben einen Hochschulabschluss erlangt.

Mit der zunehmenden Betriebsgröße und dem steigenden Ausbildungsgrad der Hofinhaber wächst auch der Informationsbedarf immens an. Dabei greifen immer weniger Menschen auf die traditionellen Fachzeitschriften zurück, was sich in deren Verkaufszahlen widerspiegelt: Die Zahl der verkauften Exemplare insgesamt sank in 10 Jahren von 16,56 Mio. Stück im 2. Quartal 2003 auf 12,04 Mio. im gleichen Zeitraum 2013 (IVW). Statt dessen werden die Informationen heute immer häufiger über das Internet eingeholt, zumal Nachrichten, Wetterprognose oder Marktpreise dort aktueller und zeitnaher offeriert werden.

So dürften sich auch die jährlich steigenden Besucherzahlen bei Proplanta erklären, wobei sich die Nutzer durchaus nicht nur auf die jüngere Generation eingrenzen lassen: Insgesamt 45 % der Proplanta-Besucher sind zwischen 35 und 54 Jahren alt. Jüngere (25-34 J.) und ältere (55-64 J.) Berufstätige sind mit je 17 % vertreten, aber auch die ältere Generation ab 65 stellt einen Anteil von 10 % der Nutzer (Abb. 5). Das Geschlechterverhältnis der Proplanta-Besucher ist im Übrigen recht ausgeglichen: 52 % der Besucher sind Männer und 48 % Frauen - ein Indiz für die große Bandbreite der Themen auf dem Fachportal. (proplanta)

Altersstruktur Proplanta-NutzerBild vergrößern
Abb. 5: Altersstruktur der Proplanta-Nutzer (c) proplanta
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