Wie das Unternehmen am vergangenen Dienstag (30.8.) bei der
Bilanzpressekonferenz mitteilte, legte der Umsatz der Arla-Gruppe gegenüber der ersten Jahreshälfte 2021 um 941 Mio Euro oder 17,3 % auf 6,38 Mrd Euro zu. Der Anstieg sei „fast ausschließlich auf erhebliche Preiserhöhungen“ zurückzuführen, erläuterte Vorstandschef Peder Tuborgh.
Das mengenbasierte
Umsatzwachstum mit Arla-Marken war dabei - wie erwartet - leicht um 0,1 % rückläufig. Der Gewinnanteil am Umsatz lag mit 3,0 % im angestrebten Bereich. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (
EBIT) belief sich, analog zum ersten Halbjahr 2021, auf 252 Mio Euro. Nach Abzug dieser Kostenblöcke verblieb ein Halbjahresüberschuss von 199 Mio Euro; das waren 27 Mio Euro beziehungsweise 15,7 % mehr als in der entsprechenden Vorjahresperiode.
Laut Tuborgh war das erste Halbjahr 2022 geprägt von Inflation, Unsicherheiten in der weltweiten Milchlieferkette sowie einem begrenzten Rohstoffangebot in den USA, Ozeanien und Europa. „Dies sind außergewöhnliche Zeiten, sowohl für unsere Landwirte als auch für unser Unternehmen, da die
Lebensmittelindustrie und die Landwirtschaft einem hohen Inflationsdruck ausgesetzt sind“, erklärte der Vorstandschef. Deshalb sei es erfreulich, dass der Milchpreis für die Arla-Landwirte erhöht werden konnte, um die höheren die
Produktionskosten der Erzeuger zu bewältigen.
Arlas Finanzvorstand Torben Dahl Nyholm berichtete, dass der Milch-Leistungspreis in der ersten Jahreshälfte mit 49,6 Cent/kg um 11,4 Cent oder 30 % über dem Vorjahresniveau gelegen habe; aktuell betrage er 58 Cent/kg. Erstmalig wird
Arla eine halbjährige Nachzahlung für Januar bis Juni 2022 in Höhe von 1 Cent/kg für die in diesem Zeitraum angelieferte Milch zahlen.
Deutschland-Geschäft
Die neue Arla-Geschäftsführerin für Deutschland, Lillie Li Valeur, berichtete, dass auch hierzulande das Geschäft im ersten Halbjahr „einem hohen Inflationsdruck ausgesetzt war“ und es eine „zunehmende Verunsicherung bei den Verbrauchern“ gegeben habe, dem sich das Markengeschäft nicht entziehen konnte.
Allerdings seien Preissteigerungen sowohl im Private Label- als auch im Markengeschäft durchgesetzt worden, um die Kostensteigerungen teilweise decken zu können. Somit habe auch Deutschland dazu beigetragen, den Landwirten ein höheres Milchgeld in Zeiten gestiegener Erzeugerkosten zahlen zu können.
Ungeachtet dieser Herausforderungen ist es laut Valeur gelungen, die Marke Arla LactoFREE mit fünf neuen laktosefreien Milchprodukten auszubauen und die Nachhaltigkeitsagenda weiter voranzubringen. Zudem seien ein neuer Bio-Standard mit neuen Kriterien eingeführt und die dritte Runde des Klimacheck-Programms auf den Höfen gestartet worden. „Besonders der Bereich
Nachhaltigkeit ist, neben starken Marken, für unseren langfristigen Erfolg auch auf dem deutschen Markt ein zentrales Element“, betonte Valeur.
Mit Blick auf das internationale Geschäft, das Arla auch stark aus Deutschland bediene, habe die offizielle Eröffnung der neuen Produktionsanlage zur Herstellung von
Milchpulver im Werk
Pronsfeld Ende Mai einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Mit der zweiten Anlage zur Milchpulverherstellung am größten Arla-Standort weltweit stärke die
Molkereigenossenschaft ihr internationales Geschäft, um besonders die global zunehmende Nachfrage nach bezahlbaren, nahrhaften Milchprodukten bedienen zu können, so die Geschäftsführerin.
Margen unter Druck
Der weitere Jahresverlauf wird nach Einschätzung der Molkereigenossenschaft von
Volatilität und Inflation geprägt sein. „Die Veränderungen im Verbraucherverhalten sind weiterhin vielfältig und schwer vorhersehbar, und wir erwarten, dass sich unser Markenwachstum verlangsamen wird“, so Tuborgh. Die
Konsumenten würden sparen und teure Markenprodukte sowie
Bioprodukte hätten einen schweren Stand. Dies setze die erzielbaren Margen im
Lebensmitteleinzelhandel unter Druck.
Arla rechnet für das gesamte Geschäftsjahr 2022 mit einem Rückgang des mengenbasierten Einzelhandelsumsatzes bei Marken zwischen 2,0 % und 3,0 %. Die Umsatzprognose insgesamt wurde jedoch gegenüber der Einschätzung von Februar im Mittel um 1,4 Mrd Euro auf 13,5 Mrd Euro bis 14,0 Mrd Euro angehoben. Das würde im Spannenmittel ein Plus von 23 % gegenüber 2021 bedeuten. Bei der Nachzahlung für 2022 plant Arla mit einem Betrag von insgesamt mindestens 1,5 Cent/kg.
Tuborgh kündigte an, dass zukünftig im Rahmen der Nachhaltigkeit Klimaaspekte ein Bestandteil des Erzeugerpreises für Milch werden sollen und das Milchpreismodell entsprechend umgestellt werde. Um sich auf eine mögliche Gasknappheit vorzubereiten, seien in den vergangenen zwei Monaten 15 Mio Euro investiert worden, um in wichtigen Werken notfalls auf Öl als fossilen
Energieträger umzusteigen. Die Kosten der Aufgabe des Russlandgeschäfts bezifferte der Vorstandschef ebenfalls auf rund 15 Mio Euro.