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12.08.2018 | 00:05 | Roundup 
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Krebs durch Glyphosat? 289 Millionen Dollar Strafe für Monsanto

San Francisco - Die Bayer-Tochter Monsanto ist im ersten Prozess wegen angeblich verschleierter Krebsrisiken ihres Unkrautvernichters Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat zu hohem Schadenersatz verurteilt worden.

Roundup
Die Diskussion ist schon älter: Ist der Monsanto-Wirkstoff Glyphosat krebserregend? Nun spricht ein US-Gericht einem Krebspatienten eine hohe Schadenersatzsumme zu. Das Unternehmen ist mit Tausenden ähnlichen Klagen konfrontiert. (c) proplanta
Die Geschworenenjury des zuständigen Gerichts in San Francisco ordnete laut US-Medien am Freitag (Ortszeit) nach dreitägigen Beratungen an, dass das Unternehmen dem Krebspatienten Dewayne Johnson insgesamt 289 Millionen Dollar (253 Mio Euro) zahlen muss. Monsanto habe nicht ausreichend vor den Risiken seines Produkts gewarnt. Bayer zeigte in einer ersten Reaktion kein Verständnis für das Urteil.

Der 46-jährige Johnson liegt im Sterben. Deshalb hat er in Kalifornien Anrecht auf einen schnelleren Prozessbeginn. Bei ihm war 2014 Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert worden, wofür er Monsantos Roundup verantwortlich macht. Er warf dem Saatguthersteller vor, die Gefahren des Unkrautvernichters verschwiegen zu haben.

Die Jury sah das genauso und folgte nach einem vierwöchigen Prozess weitgehend der Argumentation der Klägeranwälte. Monsanto kündigte jedoch umgehend an, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Das Unternehmen ist mit Tausenden ähnlichen US-Klagen konfrontiert. Es weist einen Zusammenhang zwischen Krebs und seinen Produkten zurück.

In der Stellungnahme heißt es zwar, Monsanto habe «Mitgefühl mit Herrn Johnson und seiner Familie». Die heutige Entscheidung ändere jedoch nichts an der Tatsache, dass mehr als 800 wissenschaftliche Studien und Bewertungen - einschließlich derjenigen der US-Umweltbehörde EPA, der Nationalen Gesundheitsinstitute und anderer Behörden weltweit - den Befund unterstützten, dass Glyphosat nicht krebserregend sei. Man werde das Produkt, welches «seit 40 Jahren sicher in Gebrauch» sei, auch in Zukunft nachdrücklich verteidigen.

Auch die neue Monsanto-Mutter Bayer verwies auf Einschätzungen von Regulierungsbehörden weltweit sowie die jahrzehntelange praktische Erfahrung mit dem Wirkstoff. «Das Urteil steht im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen, wonach kein Zusammenhang besteht zwischen dem Einsatz von Glyphosat und dem Non-Hodgkin-Lymphom», sagte ein Bayer-Sprecher am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Als Non-Hodgkin-Lymphome werden mehrere bösartige Erkrankungen des lymphatischen Systems bezeichnet. Der Konzern sei überzeugt, dass Glyphosat «sicher und nicht krebserregend ist».

Die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast nannte das Urteil einen «Weckruf». «Wir brauchen jetzt dringend ein umfassendes Anwendungsverbot in Deutschland. Es geht um die Gesundheit von Bauern, Gärtnern und Konsumenten. Und vor allem um die Gesundheit der Kinder», sagte die Grünen-Politikerin. Ihr Parteikollege Oliver Krischer, Vizevorsitzender der Bundestagsfraktion, forderte bei Twitter die Bundesregierung auf, «das Geeiere endlich zu beenden und sich ohne Wenn und Aber für ein Verbot von Glyphosat einzusetzen».

Obwohl es sich nur um einen Einzelfall und keine Sammelklage handelte, ist der Prozessausgang für Bayer und Monsanto brisant, da es die erste Gerichtsentscheidung überhaupt ist und sie wegweisend für die zahlreichen anderen Verfahren sein könnte. Johnson hatte vor seiner Krebserkrankung als Platzwart für das kalifornische Schulsystem gearbeitet und dort regelmäßig mit Monsantos Unkrautvernichtern hantiert.

Für das erst vor kurzem für rund 63 Milliarden Dollar vom Dax-Riesen Bayer übernommene US-Unternehmen ist das Urteil erst der Auftakt - Monsanto steht in den USA vor einer Klagelawine. So machte der US-Richter Vince Chhabria, bei dem Hunderte Klagen von Landwirten, Gärtnern und Verbrauchern zu einem Sammelverfahren gebündelt sind, erst im Juli den Weg für einen weiteren Prozess frei. Chhabria betonte zwar, dass die Beweislage vermutlich nicht eindeutig genug sei, um den klaren Schluss zuzulassen, dass Glyphosat Krebs verursache. Dennoch hätten die Kläger die Chance auf einen Prozess verdient.

Tatsächlich ist die Frage, ob Monsantos Verkaufsschlager Roundup zu Krebs führen kann, hoch umstritten. Trotz der zahlreichen vom Unternehmen zitierten Studien, stufte die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Unkrautvernichter 2015 als «wahrscheinlich krebserregend» für Menschen ein.

Die Integration von Monsanto in die Konzernstrukturen von Bayer hat noch nicht begonnen, wird aber für Mitte August erwartet. «Bayer hat das Verfahren als Außenstehender aufmerksam verfolgt», sagte der Konzernsprecher.
dpa
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cource schrieb am 12.08.2018 09:17 Uhrzustimmen(20) widersprechen(19)
die justiz entscheidet grundsätzlich nach dem prinzip wo geld ist kann gezahlt/eine entschädigung eingeklagt werden, deshalb lohnt es sich nicht zu schindern/geld zu ergaunern siehe: VW Diesel/Philip Morris/und jetzt Bayer----im staatsfaschismus ist es nur wichtig, dass das geld im umlauf bleibt d.h. sinnlos produziert/umwelt zerstört/schinder krank gemacht werden hauptsache der rubel roll----perversion der pervertierung
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