Es sind vor allem Mineralölkonzerne wie Neste, Eni und Total, die den Aufbau entsprechender Kapazitäten vorangetrieben haben. Wichtigster Grund für die Entwicklung ist aus Sicht der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) die mit der iLUC-Richtlinie 2015 eingeführte Doppelanrechnung von Biokraftstoffen aus Abfallölen und -fetten. Gleichzeitig hat der Preisdruck an den internationalen Pflanzenölmärkten zugenommen.
Palmöl ist im Vergleich zu Soja- und vor allem
Rapsöl immer billiger geworden. Die Anlagenbetreiber können die Rohware je nach Preis flexibel disponieren. Der Mineralölkonzern Total hatte allerdings den Widerstand der französischen Landwirte im Juni 2018 unterschätzt. Diese protestierten massiv gegen das Vorhaben von Total, am Standort La Mede zunächst ca. 0,5 Mio. t. Palmöl als Rohstoff einzusetzen. Dies entspricht ca. 0,14 Mio. ha zusätzlicher Palmölplantagen.
HVO-Anlagen können eine breite Palette von Rohstoffen einsetzen wie natives
Pflanzenöl, tierische Fette, Fischöl und Altspeiseöl sowie Öle, die als Nebenprodukte verschiedener industrieller Prozesse anfallen, wie z.B. Tallöl aus der Holz- und Papierindustrie sowie Palmölabwasser und Palmfettsäuredestillat. Angesichts dieser Rohstoffoptionen drängt die
UFOP auf Ebene der EU auf eine Verbesserung der Zertifizierungs- und Nachweisanforderungen.
Die HVO-Produktion in der EU wird 2018 auf 2,8 Mrd. l geschätzt und soll 2019 leicht auf 3 Mrd. l steigen. Mit geplanten Produktionsanlagen in Frankreich und Italien soll die Produktion ab 2020 auf 3,5 bzw. 4,5 Mrd. l steigen. Diese Mengen tragen dazu bei, dass die EU weltweit größter Produzent alternativer Dieselkraftstoffe ist. Nach Angaben der
Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (
AMI) werden 2019 rund 14,2 Mrd. l
Biodiesel inkl. HVO produziert.
HVO wird hergestellt, indem die Doppelbindungen in den Fettsäuremolekülen der pflanzlichen und tierischen Öle und Fette mit Wasserstoff gesättigt werden. Als Nebenprodukt fällt Propan an. Das Produkt kann im HVO-Verfahren so modifiziert werden, dass HVO als regenerativer Diesel oder auch Biokerosin mit einem höheren Anteil als 7% wie im Falle von Biodiesel den fossilen Kraftstoffen beigemischt werden kann. Damit kann HVO gezielt und unabhängig von der Jahreszeit (Winterqualität) in Bestandsflotten bspw. im Gütertransport oder herkömmlichem Kerosin beigemischt werden. Im Gegensatz zur Fettsäuremethylesterproduktion (Biodiesel) ist dieses Verfahren allerdings mit sehr hohen
Investitionskosten verbunden.
Neben der Option der Doppelanrechnung und der besseren THG-Minderungswerte im Vergleich zu herkömmlichen Biodiesel aus Pflanzenölen bestimmt der Rohstoffpreis die Vorzüglichkeit von HVO. Die UFOP stellt fest, dass die europäische Biodieselindustrie gefordert ist, diesen Wettbewerb um die THG-Effizienz und die Weiterentwicklung der Produktqualität aufzunehmen als Voraussetzung für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten fördert die UFOP Vorhaben auf dem Gebiet der Biodiesel- und Rapsöl-Kraftstoffforschung (https://www.ufop.de/biodiesel-und-co/biodiesel/forschung-und-entwicklung/).