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22.11.2022 | 14:39 | Tarifkonflikt 

Nach sieben Wochen Streik hat bei Teigwaren Riesa Moderation begonnen

Riesa/Berlin - Im seit Wochen festgefahrenen Tarifkonflikt bei Teigwaren Riesa hat am Dienstag eine Moderation in Berlin begonnen.

Teigwaren Riesa
Siebte Streikwoche in Folge. Bei Teigwaren Riesa kommen die Tarifverhandlungen nicht voran. Unter prominenter Leitung soll nun eine Moderation die Parteien wieder an den Tisch bringen. Der Konflikt steht exemplarisch für die Lohnlücke zwischen Ost und West. (c) proplanta
Angeregt hatte diesen Schritt das Unternehmen, um die Verhandlungen wieder in Gang zu bringen, wie eine Sprecherin am Dienstag sagte. Die beiden Moderatoren, der ehemalige Ministerpräsident von Brandenburg, Matthias Platzeck sowie Gerhard Binkert, ehemaliger Präsident des Landesarbeitsgerichts Berlin-Brandenburg, hatten sich zunächst über die Positionen beider Seiten einen Überblick verschafft.

Bei dem vor allem in Ostdeutschland bekannten und beliebten Nudelhersteller wird seit knapp sieben Wochen gestreikt. Teigwaren Riesa ist eine Tochter des schwäbischen Unternehmens Alb-Gold Teigwaren aus Trochtelfingen. Die NGG hatte ein Lohnplus von zwei Euro pro Stunde für alle Beschäftigten gefordert. «Etwa 40 Prozent verdienen mit 12,51 Euro nur etwas mehr als den Mindestlohn. Und die Facharbeiter erhalten mit 14,08 Euro nur unwesentlich mehr», erklärte Olaf Klenke von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Die Geschäftsführung hatte diese Forderung als unrealistisch zurückgewiesen und ein Plus in zwei Schritten von insgesamt 1,20 Euro pro Stunde angeboten. Dazu käme eine Einmalzahlung von 400 Euro. In Riesa sind rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Der Tarifkonflikt zeigt die erhebliche Lohnlücke zwischen Ost- und Westdeutschland. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Sachsen erhalten Beschäftigte im Freistaat Monat für Monat im Schnitt 769 Euro weniger als Beschäftigte in Westdeutschland. Nach Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) lag der sogenannte Medianlohn in Ostdeutschland Ende 2021 mit 3.007 Euro 619 Euro unter dem in Westdeutschland. Das Medianentgelt beschreibt das mittlere Entgelt über alle Vollzeitbeschäftigten hinweg.


Dabei sind die regionalen Unterschiede erheblich. Die höchsten Entgelte erzielten 2021 nach den BA-Zahlen Vollzeitbeschäftigte in Hamburg (3.962 Euro), Baden-Württemberg (3.843) und Hessen (3.799 Euro). In Mecklenburg-Vorpommern (2.785 Euro), Thüringen (2.807 Euro) und Sachsen-Anhalt (2.855 Euro) war der Median am niedrigsten. In Sachsen waren es 2.857 Euro und laut DGB Sachsen im Landkreis Görlitz lediglich 2.507 Euro.

Das Lohnniveau in Ostdeutschland sei immer noch zu niedrig und die momentan hohen Energiepreise und die Inflation für viele Menschen wirtschaftlich existenzbedrohend, sagte Sachsens Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig auf Anfrage. Es brauche Löhne, von denen die Menschen leben könnten, damit es nicht zu sozialen Verwerfungen komme. «Auch wenn für viele Unternehmen eine deutliche Erhöhung der Löhne angesichts vielfältiger Unsicherheiten derzeit eine Herausforderung darstellt, gute Arbeitsbedingungen und gute Löhne sind zum Wettbewerbsmaßstab geworden und dies hat vor allem mit dem Ringen um Fachkräfte zu tun», betonte der SPD-Politiker.

Nach Angaben der Gewerkschaft werden wegen des Streiks Riesa-Nudeln derzeit bei einem anderen Unternehmen in Bayern produziert. Da dort deutlich höhere Löhne bezahlt werden, stieß dies bei den Beschäftigten auf großen Unmut, betonte Gewerkschaftssekretär Klenke. Laut NGG wird in der Facharbeitergruppe etwa 600 Euro monatlich mehr bezahlt als in Riesa. Eine Unternehmenssprecherin wollte dies nicht kommentieren. «Wir wollen die Moderation abwarten, in einen sachlichen Austausch und zu einer vernünftigen Lösung kommen», betonte eine Sprecherin am Dienstag auf Anfrage.
dpa/sn
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