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28.08.2022 | 14:14 | Zuckerrübenernte 2022 

Nordzucker rechnet mit Erntemenge unter Vorjahresniveau

Braunschweig / Hannover /Worms - Aufgrund der Trockenheit in weiten Teilen Europas erwartet die Nordzucker AG konzernweit eine Zuckerrübenernte unter Vorjahresniveau.

Zuckerrübenernte 2022
Durch die Trockenheit erwartet das Unternehmen deutliche regionale Unterschiede bei den Erträgen - Beginnen der flächendeckenden Rübenverarbeitung ab dem 11. September. (c) nordzucker
In der Kampagne 2021/22 waren 17 Mio. t Rüben eingebracht worden, davon rund 184.000 t Ökorüben. Wegen der teils extremen Dürre seien bei den Rübenerträgen in diesem Jahr deutliche regionale Unterschiede zu erwarten, teilte der Konzern am Donnerstag (25.8.) mit.

Nach derzeitiger Planung geht das Unternehmen von einem Abschluss der Rübenverarbeitung Ende Januar 2023 aus. Mit der Verarbeitung der Zuckerrüben will Nordzucker am Samstag dieser Woche (3.9.) beginnen, und zwar in Schladen im Rahmen der Ökorübenkampagne. Die anderen Nordzucker-Werke in Deutschland sowie in Dänemark, Schweden, Finnland, Litauen, Polen und der Slowakei starten nach Konzernangaben zwischen dem 11. September und Anfang Oktober.

In den australischen Werken laufe die Verarbeitung von Zuckerrohr bereits seit Mitte Juni. Zeitweise sei es dort aufgrund heftiger Regenfälle bei der Ernte und Verarbeitung zu Verzögerungen gekommen. Nordzucker rechnet Australien mit einer Ernte über dem Niveau des Vorjahres. Unterdessen haben die Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer angesichts der anhaltenden Trockenheit den freiwilligen, früheren Erntebeginn nach hinten verlegt. Der ursprünglich vorgesehene Termin für den Start der Verarbeitung am Standort Offstein wurde vom 19. auf den 27. September verschoben. Drei Tage davor sollen Proberodungen durchgeführt werden.

Nordzucker stellt von Gas auf Öl um

Mit Blick auf die aktuelle Energieknappheit erklärte Nordzucker, dass in vielen Werken die Energieversorgung - auch aus Umweltschutzgründen - auf Erdgas umgestellt worden sei; es seien bereits 60 % der CO2-Emissionen gegenüber 1990 reduziert worden. Wo möglich und notwendig seien die Werke seit Ende Februar vom Energieträger Gas auf Öl umgestellt worden, um die Verarbeitung der Zuckerrüben zu sichern, berichtete Produktionsvorstand Alexander Godow.

Dies sei in der kurzen Zeitspanne „eine enorme Herausforderung“. Dadurch werde die Versorgung der Kunden mit Zucker aus regionalen Rüben sichergestellt. Zudem trage Nordzucker zur Entlastung des knappen Gasmarktes zugunsten aller Verbraucher bei. Das Unternehmen geht davon aus, dass auch an den Standorten, an denen keine Umstellung möglich war, ausreichend Gas in der Kampagne zur Verfügung steht.

Der Konzern sieht sich zudem darin bestärkt, an der langfristigen Strategie zur Erzeugung von Biomethan aus Rübenschnitzeln festzuhalten, um den eigenen Energiebedarf zu decken. „Unser Ziel ist es, langfristig ohne fossile Energie auszukommen“, betonte der Vorstandsvorsitzende Dr. Lars Gorissen. Er machte deutlich, dass der Konzern bereit sei, die damit verbundenen Investitionen zu tätigen, wenn die politischen Rahmenbedingungen geschaffen seien.

Rüben auch auf Gunststandorten angeschlagen

Die großen regionalen Unterschiede auf den Rübenäckern machte auch der Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer (DNZ) deutlich. Dessen Geschäftsführer Dr. Heinrich-Hubertus Helmke berichtete gegenüber dem Landvolk Niedersachsen, dass die Rüben ganz im Norden Deutschlands derzeit noch von den wenigen Niederschlägen profitieren könnten.

In den Regionen Anklam, Güstrow und Schleswig-Holstein werde daher eine durchschnittliche Ernte erwartet. „In den anderen Regionen machen nun selbst auf Gunststandorten die Rüben schlapp“, berichtete Helmke. Er bezifferte den zu erwartenden Rübenertrag im Verbandsgebiet auf knapp über 61 t/ha; das würde „deutlich“ unter dem fünfjährigen Mittel liegen.

Zuckerversorgung der Verbraucher sicherstellen

In der ersten Woche der Kampagne soll laut dem Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer erstmals nur in Beregnungsgebieten auf freiwilliger Basis gerodet werden. In diesen Regionen hätten die Rüben trotz großer Hitze durch den Einsatz von Beregnung an Gewicht und Zuckergehalt zulegen können.

Gleichzeitig träten in diesen Gebieten aber auch verstärkt Blattkrankheiten und die durch Zikaden übertragene bakterielle Erkrankung SBR auf. Damit sei in der Folgezeit mit geringeren Zunahmen an Ertrag und Zucker zu rechnen. „Wir haben im Interesse der Rübenanbauer in den Trockenregionen in Rheinhessen, in der Pfalz und Südhessen erstmals diese flexible Regelung durchsetzen müssen“, erklärte der Verbandsvorsitzende Walter Manz.

Nach seinen Worten ist ein Erntebeginn noch im September notwendig, um die Zuckerversorgung der Verbraucher sicherzustellen. Aufgrund der knappen Welterzeugung sei die Versorgungslage schwieriger geworden. Der Geschäftsführer des Verbandes, Dr. Christian Lang, machte deutlich, dass die Beregnung von Zuckerrüben zwar viel Geld koste, aber Ertrag und Qualität sichere, und in diesem Jahr sogar die Versorgung der Kunden. Für die frühe Ernte im Verbandsgebiet erwartet der Geschäftsführer finanzielle Leistungen, die den Nachteil entsprechend ausgleichen.

Frühe Ernte reduziert Pflanzenschutzaufwand

Laut Verbandsangaben wurde in der vergangenen Woche eine Abfrage gestartet, mit der ermittelt werden soll, welche Anbauer bereit sind, ihre Flächen ganz oder teilweise schon zum sehr frühen Zeitpunkt zu ernten. Lang erläuterte, dass diese Regelung eine hohe Flexibilität der Ernte- und Abfuhrorganisationen erfordere.

Der Geschäftsführer dankte den Anbauern, dass sie die Umstellung durch Veränderungen der Organisation ermöglichten und machte deutlich, dass in Zukunft eine Anpassung an die Klimaveränderungen erforderlich sei. „Nur so können wir noch wirtschaftlich anbauen. Auch ökologisch bietet das flexible Verfahren Vorteile“, betonte Lang.

Die frühe Ernte im Beregnungsgebiet sorge dafür, dass dort keine Bekämpfung der Pilzkrankheiten mehr nötig werde. Außerdem werde den Zikadenlarven schon früh die Nahrung entzogen. Die Anbauer hofften, dass damit die Vermehrung geringer ausfalle.
AgE
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