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21.04.2016 | 00:06 | Stromriese 

RWE steckt tief in der Krise

Essen - Tumulte im Versammlungssaal, verärgerte Kommunalaktionäre und Durchhalte-Appelle des Vorstandschefs - die Hauptversammlung des Stromriesen RWE spiegelte am Mittwoch die tiefe Krise des Unternehmens.

RWE
RWE schreibt Verluste und auch im laufenden Jahr wird es nicht besser. Bei der Hauptversammlung gibt es Tumulte und sorgenvolle Aktionäre - aber auch Unterstützung für den Sanierungskurs. (c) rwe
Der Strompreis an der Börse hat sich mehr als halbiert, die Dividende fällt praktisch aus, RWE steht mit seinen konventionellen Kraftwerken mit dem Rücken zur Wand.

Weitere massive Verluste könne sich der Konzern nicht mehr leisten, warnte RWE-Chef Peter Terium beim Aktionärstreffen in Essen. Sonst drohe der wirtschaftliche Kollaps der konventionellen Stromerzeugung.

Dramatischer hat der Manager das noch nicht gesagt, nie war der Hilferuf an die Politik nach besseren Vergütungen für die Kohle- und Gaskraftwerke so hörbar. Die Kraftwerke, viele Jahre mit Abstand wichtigster Gewinnbringer bei RWE, stehen jetzt fast ausnahmslos vor roten Zahlen. 2016 sollen die schmalen Restgewinne des Unternehmens weiter zusammenschmelzen. «Wir sind eher mit der Titanic Richtung Eisberg unterwegs als mit dem Traumschiff Richtung Südsee», klagte ein Aktionärsvertreter.

«Eure Zeit ist abgelaufen», skandierten Umweltaktivisten, die im Versammlungssaal zu Beginn für Tumulte sorgten, in Richtung Vorstand. Sie wurden nach einigen Minuten von Ordnern und der Polizei abgeführt. Dass RWE aber auch seine wirtschaftlichen Probleme in den Griff bekommt und mit seinem Sanierungskurs wirklich - wie oft beschworen - wieder zukunftsfähig wird, muss Terium noch beweisen.

Die RWE-Führung spaltet die Ökoenergie und die übrigen Zukunftssparten in eine komplett neue Firma ab und will mit der «NewCo» dringend benötigte Milliarden für neue Investitionen an der Börse einnehmen. Beim alten RWE-Konzern bleibt dann nur noch das angeschlagene Kraftwerksgeschäft und der Energiehandel. Zudem soll er von Dividendenzahlungen der neuen Tochter profitieren.

Viele Aktionärsvertreter sehen keine Alternative zu diesem Kurs. «Nur so hält sich RWE die Tür zum Kapitalmarkt offen und damit die Möglichkeit, frisches Eigenkapital auch bei internationalen Investoren einzuwerben», sagte etwa Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment.

Und trotzdem gibt es erhebliche Bedenken. Vor allem fragen sich Aktionäre, was künftig noch von RWE übrig bleibt und warum die Anteilseigner bei der Stange bleiben sollen. «Sind wir am Ende gefangen in einem Abwicklungsunternehmen für Atom und Kohle?», fragte Winfried Mathes vom Fondsanbieter Deka. Auch dass die radikale Kehrtwende wirklich mehr Geschäft bringt, ist keineswegs gesagt: «Nur weil man was abspaltet, heißt es nicht, dass es schön wird», sagte Kleinaktionärsvertreter Marc Tüngler. Letztlich sei die Tochter zum Erfolg verdammt, um die Mutter zu stützen.

Angesichts der tiefen Krise fiel die von manchen erwogene Führungsdiskussion weitgehend aus. Darauf verzichteten auch die besonders verärgerten Kommunalaktionäre - mit insgesamt 24 Prozent der Anteile wichtigste RWE-Anteilseigner.

Noch im Februar, als RWE die überraschende Dividendenstreichung ankündigte, gab es von ihnen wütende Interviews und Pläne zur Nicht-Entlastung des Vorstands. Doch obwohl sich am Mittwoch niemand festlegen wollten, wann das einst stolze Energieunternehmen wieder Dividenden ausschütten wird, stand nun die Mehrheit hinter Terium - dies aber offenbar mit der Faust in der Tasche: Als ein Aktionärsvertreter wegen der schlechten Lage Gehaltskürzungen beim Vorstand forderte, gab es kräftigen Applaus.
dpa
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