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29.04.2014 | 12:27 | Übernahmepoker 

Siemens will rasch über Angebot an Alstom entscheiden

Paris/München - Siemens will so rasch wie möglich über ein Angebot an den französischen Rivalen Alstom entscheiden.

Übernahmeangebot
(c) proplanta
Konzernchef Joe Kaeser ließ am Montagabend nach einem Termin bei Frankreichs Präsident François Hollande mitteilen, er und Aufsichtsratschef Gerhard Cromme hätten ein «offenes und vertrauensvolles» Gespräch mit Hollande und dessen Wirtschaftsminister geführt.

Die Konzernführung werde nun darüber entscheiden, ob es ein Angebot geben und wie es aussehen werde. Dem Vernehmen nach ist am Dienstagvormittag eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrats angesetzt. Damit geht der Übernahmepoker um Alstom zwischen Siemens und dem US-Rivalen General Electric (GE) in die heiße Phase.

Hollande hatte die Zukunft des heimischen Industriekonzern Alstom zur Chefsache gemacht. Der Staatschef traf sich am Montagvormittag auch mit Spitzenmanagern des Siemens-Rivalen GE zu einem Gespräch im Élyséepalast. Beide Unternehmen hatten zuvor Interesse an Teilen des Herstellers von Energie- und Bahntechnik angemeldet.

Die Münchner sollen bereit sein, Geschäfte im Schienenverkehr, wie den Bau von ICE-Zügen und Lokomotiven, an Alstom abzugeben, wenn sie im Gegenzug das Energietechnik-Geschäft der Franzosen übernehmen könnten. Mögliche Details eines solchen Tauschs, etwa zur Zukunft der weltweit rund 11.500 Beschäftigten der Siemens-Sparte, sind offen.

Offen war auch die Frage, ob Siemens auch ein Angebot zur kompletten Übernahme von Alstom abgeben könnte, auch wenn das nach mehreren Berichten als die weniger wahrscheinliche Variante gilt. Vor dem Treffen mit der Siemens-Spitze hatte Hollande am Vormittag mit GE-Chef Jeff Immelt gesprochen. Auch Immelt hatte mitteilen lassen, das Gespräch sei offen und freundlich gewesen. GE verstehe und schätze Hollandes Sichtweise und sei bereit, zusammenzuarbeiten.

Im Anschluss an die Gespräche mit Immelt und den Siemens-Vertretern wollte Hollande Martin Bouygues treffen. Der Chef des gleichnamigen französischen Konzerns ist als Alstom-Großaktionär maßgeblich an den Übernahmeverhandlungen beteiligt. Die Alstom-Führung will sich spätestens am Mittwochmorgen zum weiteren Vorgehen äußern.

Der französische Staat kann sich in die Verhandlungen einmischen, weil er bei Übernahmen in strategisch wichtigen Industriebereichen eine Art Veto-Recht hat. Die Regierung unter Hollande sieht eine mögliche Übernahme durch GE kritisch, weil sie unter anderem die Verlagerung von Arbeitsplätzen und Entscheidungszentren befürchtet.

Paris hat stattdessen angedeutet, einen Geschäftsfeldertausch zwischen Siemens und Alstom zu bevorzugen. Am Montagnachmittag erklärte Hollande bei einer Rede, ihm gehe es lediglich um die französische Unabhängigkeit im Energiebereich, Arbeitsplätze und wirtschaftliche Aktivität in Frankreich.

Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin erklärte, ein Geschäft zwischen Alstom und Siemens sei zuerst eine unternehmerische Entscheidung, sie böte aber große industriepolitische Chancen für Deutschland und Frankreich. Beide Staaten wollten im Energiebereich eng zusammenarbeiten.

Hollande hatte bereits im Januar vorgeschlagen, eine deutsch-französische Allianz im Energiebereich zu schmieden. Als Vorbild für gelungene Zusammenarbeit nannte er den vor allem von Deutschland und Frankreich geschaffenen Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus (früher EADS).

In einem Brief hatte Siemens-Chef Kaeser zuvor unter anderem eine Arbeitsplatzgarantie an. Siemens könne demnach für mindestens drei Jahre auf Stellenstreichungen in Frankreich verzichten. Der Wert der für Siemens interessanten Alstom-Geschäfte wird vom Unternehmen mit zehn bis elf Milliarden Euro beziffert. Es geht Siemens vor allem um die Kraftwerkssparte, die erneuerbaren Energien und die Energieübertragungstechnik von Alstom.

Die IG Metall mahnte Sicherheit für die Siemens-Standorte an. Der Bezirksleiter der IG Metall in Nordrhein-Westfalen, Knut Giesler, sagte: «Exzellente Schienentechnologie muss auch weiterhin in Nordrhein-Westfalen gefertigt werden. Die IG Metall wird sich konsequent dafür einsetzen, dass die Beschäftigten von Siemens in Krefeld und Wegberg eine gesicherte Zukunft behalten.»

Den Anlegern des Münchner Konzerns bereiteten die Übernahmepläne zunächst Sorgen: Am Montag schlossen die Aktien mit einem Minus von 2,48 Prozent auf 93,59 Euro und lagen damit am Dax-Ende.

Der Siemens-Rivale General Electric soll Gerüchten zufolge rund 13 Milliarden Dollar (9,4 Mrd Euro) für große Teile des französischen Herstellers von Energie- und Bahntechnik bieten. Die EU-Kommission wollte sich zunächst nicht zu möglichen kartellrechtlichen Hürden für einen Einstieg von Siemens bei Alstom äußern. «Wir kommentieren keine hypothetischen Ereignisse», sagte ein Sprecher. (dpa)
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