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17.05.2014 | 08:27 | Energienetz 

Steigen Google und Co. bald in Energiebranche ein?

Karlsruhe - Von der Suchmaschine zur Energiemaschine: Google könnte künftig zum größten Konkurrenten von Versorgern wie RWE oder EnBW bei wichtigen Dienstleistungen werden.

Energienetz
(c) proplanta
«Google kennt den Kunden und kann mit dieser Kenntnis an den Markt gehen», sagte der Vorstandsvorsitzende des Münchener Software-Spezialisten GreenCom Networks, Christian Feißt, am Montag auf einem Fachkongress in Karlsruhe.

Internet-Firmen wie Google, Facebook oder Microsoft hätten den Vorteil, den Umgang mit großen Datenmengen zu beherrschen, erklärt der Manager. Die etablierten Energieversorger hätten zwar das Branchen-Knowhow, dürften sich aber nicht darauf ausruhen.

«Google geht ganz klar in Richtung Energiemarkt», sagte Feißt. Google hatte zwar ein 2009 gestartetes Projekt für einen digitalen Stromzähler nach knapp zwei Jahren wieder gestoppt. Die Übernahme des Thermostat-Herstellers Nest für 3,2 Milliarden Dollar zu Beginn des Jahres sei aber ein klares Signal gewesen, betonte Feißt.

Mit der Verbindung von Daten aus der Internet-Nutzung und dem Energieverbrauch stellen sich ganz neue Fragen zum Schutz der persönlichen Privatsphäre. «Früher kam der klassische Zählerableser ein oder zweimal im Jahr», erklärte der Informatiker Erik Buchmann vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Mit vernetzten Messgeräten, dem «Smart Metering», würden aber alle 15 Minuten Informationen erhoben und übermittelt.

«Diese Daten können ganz erhebliche Einblicke in die persönlichen und sachlichen Verhältnisse der Haushalte liefern», warnte der Wissenschaftler. In einem Test mit 180 Haushalten konnten rund 70 Prozent der Haushalte an ihrem Energieverbrauch identifiziert werden: «Es ist sehr einfach, aus Daten, die zunächst keinen Personenbezug haben, Rückschlüsse auf bestimmte Haushalte zu ziehen.» Wichtig sei es deswegen, Verfahren wie «Information Hiding» oder die verlustbehaftete Kompression einzusetzen, um die Datenschutz-Anforderungen zu erfüllen.

Die Teilnehmer des Kongresses an der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe widmeten sich einen Tag lang den «Smart Grids», also intelligenten Netzen, die im Jahrhundertprojekt Energiewende Stromproduktion und -verbrauch zusammenführen sollen.

«Für einen Erfolg der Energiewende ist der Ausbau der Netze im Übertragungsbereich und die Entwicklung von Smart Grids im Verteilnetzbereich eine entscheidende Voraussetzung», sagte Ministerialdirektor Helmfried Meinel vom Umwelt- und Energieministerium in Stuttgart.

Aber passiert ist wenig, seit die Energiewende im Frühjahr 2011 mit der Atomkraftkatastrophe von Fukushima und dem Beschluss zum Atomausstieg in Deutschland höchste Priorität erhielt. Warum dauert es so langsam, die Verteilnetze mit Software und Datenbanken auf die Anforderungen der Zukunft vorzubereiten?

«Die Aufgabe ist extrem komplex, es gibt viele Akteure und Anlagen, die notwendige IT-Infrastruktur ist aufwendig und teuer, antwortete Christoph Schlenzig, Geschäftsführer der Seven2one Informationssysteme GmbH in Karlsruhe, einer Firma, die Software für das Datenmanagement im Energiehandel entwickelt.

Die unterschiedlichen Akteure haben sich in Baden-Württemberg zu einer Smart-Grids-Plattform zusammengeschlossen, die sich als «Scharnier zur Politik» versteht. Die zuständigen Behörden sollen verlässliche Rahmenbedingungen schaffen und so für Planungssicherheit sorgen.

Die Zeit dafür könnte allerdings zu lange dauern, fürchtet GreenCom-Chef Feißt: «Da passiert zu wenig.» Anstatt weiter darauf zu warten, müsse auch einfach mal etwas ausprobiert werden. Feißt tut dies nun schon mal in Südafrika, wo GreenCom mit seiner Software-Lösung den Energieverbrauch von 250.000 Haushalten in Johannesburg erfasst, um die dort häufigen Stromausfälle zu verhindern. (dpa)
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