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29.01.2023 | 09:19 | Süßwarenindustrie 

Süßwarenproduzenten beklagen schwieriges Geschäftsjahr 2022 trotz Umsatzplus

Bonn - Die deutschen Süßwarenhersteller blicken trotz Absatz- und Umsatzsteigerungen auf ein schwieriges Geschäftsjahr 2022 zurück.

Süßwarenproduktion
BDSI beziffert Produktionszuwachs bei Süßwaren und Knabberartikeln gegenüber 2021 auf fast 3 Prozent. (c) proplanta
Wie der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) am Dienstag (24.1.) in Bonn mitteilte, übertraf die Produktionsmenge an Süßwaren und Knabberartikeln mit 4 Mio. t das Niveau von 2021 zwar um 2,8 %, und der Produktionswert wuchs um 6,5 % auf 14,0 Mrd. Euro. Die in den Unternehmen wegen des Krieges in der Ukraine entstandenen Mehrkosten seien aber nur teilweise abgedeckt worden. Deshalb sei die wirtschaftliche Situation der Branche sehr angespannt.

Den Inlandsabsatz 2022 beziffert der BDSI auf schätzungsweise 2,66 Mio. t, womit dieser um 1,8 % abnahm. Die Erlöse legten allerdings marginal zu, nämlich um 0,2 % auf 9,0 Mrd. Euro. Unterdessen erholte sich das Exportgeschäft deutlich - trotz globaler Lieferkettenprobleme und Unwägbarkeiten im Welthandel. Die Ausfuhrmenge an Süßwaren und Knabberartikeln nahm laut BDSI um 4,0 % auf 2,465 Mio. t zu, der Exportwert sogar um 11,5 % auf rund 10,29 Mrd. Euro.

Standortentscheidungen und Existenzfragen

Der Bundesverband gab allerdings zu bedenken, dass die mehr als 200 Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie eine seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie dagewesene Spirale an Kostensteigerungen und teilweise massive Probleme und Ausfälle in den internationalen Lieferketten erlebt hätten. Diese Belastungen seien bislang einmalig. Trotz der von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten Entlastungsmaßnahmen müssten die Unternehmen deutliche Mehrkosten für eingekauften Strom und Erdgas verkraften.

Hinzu kämen die Unsicherheiten und massive Kostensteigerungen bei der Rohstoffbeschaffung. Beispielsweise habe sich Zucker 2022 um bis zu 100 % verteuert, Kakao um 23 %, Mais um 19 % und Weizen um 9 %. Außerdem seien standortbedingte Belastungen in Deutschland schon langfristig überdurchschnittlich hoch. Hierzu zählten etwa die Arbeitskosten, Steuern, die Dauer von Genehmigungsverfahren, der schleppende Breitbandausbau und Bürokratie. Unter dem Strich werde die enorme Kostenbelastung für die Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie immer mehr zu einer Standortentscheidung oder gar zur Existenzfrage.

Nationale Sonderregeln

Außerdem sieht der BDSI den europäischen Binnenmarkt geschwächt. So seien mit dem Brexit rund 67 Millionen Verbraucher „verlorengegangen“. Erschwerend komme hinzu, dass die Mitgliedstaaten zum Beispiel bei der Nährwertkennzeichnung, bei der Umwelt- und Recyclingkennzeichnung sowie bei der Herkunftskennzeichnung und bei Zusatzstoffregelungen eigene Wege beschritten. Diese nationalen Sonderregeln „zerstörten“ den einheitlichen Rechtsrahmen. Dies führe für die Unternehmen zu enormen Belastungen, denn im schlimmsten Fall müssten sie für jeden Mitgliedstaat eine eigene Verpackung vorhalten.

Flut zu Gesetzen

Vor diesem Hintergrund forderte der BDSI-Vorsitzende Bastian Fassin die Bundesregierung und die Europäische Union auf, die „großen und existenziellen Herausforderungen“ anzunehmen, statt sich im „bürokratischen Klein-Klein“ zu verlieren. Der EU-Binnenmarkt müsse weiter ausgebaut und wieder in den Fokus der europäischen Wirtschaftspolitik gerückt werden.

„Wir benötigen dringend Lösungen für eine wettbewerbsfähige und stabile Energieversorgung, eine Öffnung zur Bekämpfung des fortschreitenden Arbeitskräftemangels und eine funktionierende Infrastruktur im Bereich Verkehr und Digitalisierung“, mahnte Fassin. Stattdessen würden die Unternehmen mit einer Flut an nationalen und europäischen Gesetzen belastet, die zudem meist auch noch praxisfern und äußerst bürokratisch seien. Bei einem „weiter so“ drohe eine Marktbereinigung zu Lasten der kleineren und mittelständischen Unternehmen, warnte der BDSI-Vorsitzende.
AgE
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