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20.01.2016 | 10:27 | Tiefkühlpizza 

Tiefkühlkost-Konsum steigt - Dr.Oetker profitiert

Wittenburg - Im Sekundentakt senkt sich die Presse und formt aus runden Hefeteig-Ballen flache Fladen.

Dr.Oetker-Pizza
Der Tiefkühlkost-Konsum geht in Deutschland stetig nach oben. Rund 42 Kilogramm beträgt nach Branchenangaben der Pro-Kopf-Verbrauch. Vor allem Pizza wandert von der Kühltruhe in den Herd. Einer der größten Produzenten sitzt im westmecklenburgischen Wittenburg. (c) proplanta
Nachdem der Pizzaboden den gasbeheizten Ofen wieder verlassen hat, sortieren flinke Hände alles aus, was aus dem Backblech-Rahmen fällt, und platzieren stattdessen formgerechte Rohlinge auf den Bändern.

Weiter hinten an der Fließstrecke füllen Mitarbeiter Lücken im automatisch aufgebrachten Belag. Sie geben - je nach Sorte - Salamischeiben, Schinkenstreifen, Ananasstücke, Gemüse, Käse hinzu, bevor die Endlosreihe der Pizzen schließlich im Frostturm verschwindet. 

700.000 Pizzen laufen so im Dr.Oetker-Werk in Wittenburg (Landkreis Ludwigslust-Parchim) jeden Tag über die Bänder. Sie füllen, tiefgefrostet und auf Paletten verpackt, gut 30 Kühllaster, die täglich vom Firmengelände fahren und nach wenigen hundert Metern auf die Autobahn 24 biegen. Oft mit Ziel Hamburger Hafen. Denn ein beträchtlicher Teil der Tiefkühlpizzen geht in den Export. Dr. Oetker liefert nach Singapur oder Kanada, und selbst ins Heimatland der Pizza, Italien, wie Werkleiter Detlef Förster berichtet.

Die Lage vor den Toren Hamburgs und die gute Verkehrsanbindung seien wesentliche Gründe gewesen, weshalb sich der Lebensmittelkonzern aus Bielefeld, der ein weiteres, noch größeres Pizzawerk in Wittlich (Rheinland-Pfalz) betreibt, für Wittenburg als Standort entschied.

Seit dem Produktionsstart 1992 sei dort die Anlage wegen der wachsenden Nachfrage immer weiter ausgebaut worden. «Wir haben mit einer Produktionslinie begonnen. Heute sind es fünf», sagt Förster.

Mit fast 900 Beschäftigten gehört Dr. Oetker, nach eigenen Angaben mit 37 Prozent Marktanteil führender Hersteller auf dem hart umkämpften deutschen Markt für Tiefkühlpizza, zu den größten Arbeitgebern in Mecklenburg-Vorpommern.

Für Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) zählt das Unternehmen damit auch zu den Säulen der im Land strukturbestimmenden Ernährungsgüterwirtschaft. Die Einrichtung eines konzerneigenen Forschungszentrums, in dem Produktionstechnologien entwickelt und getestet werden sollen, wertet Glawe als «Vertrauensbeweis für den Wirtschaftsstandort MV». Mit zunächst fünf Fachleuten soll das Entwicklungszentrum im Sommer 2016 die Arbeit aufnehmen und dann je nach Bedarf aufgestockt werden.

Wie Udo Spiegel, Forschungsleiter für den Bereich Tiefkühlkost, hervorhebt, ist das Traditionsunternehmen bestrebt, heimische Produzenten als Zulieferer einzubinden. Das Mehl etwa beziehe das Werk in Wittenburg von einer Mühle in Vorpommern, auch Käse komme aus einer Molkerei im Nordosten Deutschlands. «Bei Ananas oder Tomaten kommen wir dann aber um ausländische Lieferanten nicht umhin», meint Spiegel schmunzelnd.

Laut Statistik verzehrt jeder Deutsche etwa acht Tiefkühlpizzen im Jahr. Rund 60 Artikel umfasse das Dr.Oetker-Tiefkühlsortiment, von der klassischen Margherita über Flammkuchen bis zum Baguette.

«Weltweit ist Mozzarella unser Pizza-Bestseller, in Deutschland Salami», berichtet Spiegel. Wachsenden Zuspruch gebe es für die neuen Produkte mit vegetarischem Fleischersatz als Belag. «Damit sind wir seit September 2015 auf dem Markt. Und der Absatz in den ersten vier Monaten hat unsere Prognosen übertroffen», konstatiert Spiegel.

Im Urteil der Verbraucherzeitschrift «Öko-Test» erreichte die würzige Veggie allerdings nur ein «Ausreichend». Zu viele Kalorien, hinzugefügte Aromen und zu viel Salz, führten die Tester als Grund dafür an. Dabei habe Dr. Oetker als Reaktion auf Verbraucherwünsche und medizinische Erkenntnisse die Zugabe von Salz und Zusätzen und auch den Fettanteil schon deutlich reduziert, sagt Spiegel. Doch gebe es auch Zwänge: «Graue Salami will niemand auf seiner Pizza haben.»

Für den Neubrandenburger Ernährungswissenschaftler Jörg Meier ist Tiefkühlkost aus der heutigen Ernährung nicht mehr wegzudenken. Gefrostetes Gemüse erlaube, vitamin- und mineralstoffreiche Kost auch außerhalb der Saison. «Und dann hat sich natürlich auch unsere Lebensweise verändert. Immer mehr Menschen sind berufstätig und während der Arbeit bestrebt, sich zeitökonomisch zu versorgen, bei fehlender Kantine auch mit Fertigprodukten», erklärt Meier. Wichtig sei ein ausgewogenes Verhältnis bei der Zusammenstellung der Kost.
dpa/mv
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