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17.07.2011 | 06:09 | Fischfutterhersteller 

Weltmarktführer macht sogar Bio-Kost für Zierfische

Melle - Rote Phantomsalmler, Prachtbarben und Schwertträger: Etwa 35.000 Fische schwimmen in den rund 700 Aquarien im Versuchslabor des Fischfutterherstellers Tetra.

Fische
«Hier testen wir unsere neuesten Rezepturen», sagt Hubert Kürzinger, Leiter der Futterentwicklung, und streut rote Flocken in ein Aquarium. «Wir wollen zum Beispiel die Widerstandsfähigkeit der Fische durch das Futter erhöhen.» Zwölf Wochen lang beobachtet Kürzinger die Entwicklung der Tiere - bevor das neue Futter auf den Markt kommt.

Die Tetra GmbH ist Weltmarktführer bei Produkten rund um das Aquarium: Futter für tropische Zierfische, Wasseraufbereitungsmittel und Pflanzenpflegeprodukte. Sie alle haben ihren Ursprung im beschaulichen Melle in Niedersachsen, wo die Konzernzentrale inmitten von Feldern ihren Sitz hat. Von hier aus vertreibt Tetra seine Produkte in rund 100 Länder weltweit, Hauptabnehmer neben Europa sind Japan, die USA und Kanada.

«Unser Geheimnis ist, dass wir die Ersten auf dem Markt waren und seitdem kontinuierliche Qualität anbieten», erläutert Finanz-Geschäftsführer Detlef Thoben den Erfolg des Unternehmens, das eine hundertprozentige Tochter des US-amerikanischen Konzerns Spectrum Brands ist. «Bei uns hat es noch nie einen Futtermittelskandal gegeben.»

Genau 60 Jahre reicht die Geschichte der Firma zurück: Der Hobby-Aquarianer Ulrich Baensch hatte es satt, für seine Fische im heimischen Wohnzimmer Mückenlarven und Wasserflöhe sammeln zu müssen. Deswegen gründete der Biologe Tetra und brachte das erste Fischfutter in Pastenform auf den Markt. Mittlerweile hat das Unternehmen mehr als 800 Mitarbeiter - unter anderem in Frankreich, Polen, Japan und Singapur, mehr als 450 davon im niedersächsischen Melle. Bestseller ist ein Flockenfutter aus Fischmehl, Getreide, Vitaminen und Spurenelementen.

«Auch ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht», sagt Wissenschaftler Kürzinger im Versuchslabor. Der 56-Jährige hat fünf Aquarien mit Fischen und Süßwasserkrebsen zu Hause: «Vor allem am Wochenende beobachte ich die Tiere, wie sie sich verhalten und verändern.» Wissen, das ihm auch bei den Testfischen hilft. Ob Flocken, Crisps oder Tabletten: Im vergangenen Jahr haben Kürzinger und seine Kollegen rund 20 Neuprodukte entwickelt. Sie sollen dem Unternehmen helfen, sich im kleiner werdenden Markt zu behaupten.

105 Millionen Euro Umsatz hat Tetra im Geschäftsjahr 2009/2010 gemacht, 13 Millionen Euro Gewinn. «Die Wirtschaftskrise haben wir trotz weniger Bestellungen durch unsere Großhändler kaum gemerkt», sagt Marketing-Geschäftsführer Johan van Rietschoten. Doch der deutsche Markt für Zierfische schrumpft, zeigt eine Studie des Industrieverbands Heimtierbedarf. Der Umsatz der Fischfutterbranche sank 2010 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 12 Prozent auf 60 Millionen Euro. Trendtiere mit Wachstumspotenzial sind dagegen der Hund und die Katze.

Deshalb ist Tetra inzwischen auch auf den Hund gekommen und produziert unter anderem Zahnpflegeknochen, Hundeshampoos und Multi-Vitamin-Tabletten für Welpen. «In Zukunft werden wir nur noch 85 Prozent unseres Umsatzes mit Aquaristik machen», schätzt van Rietschoten. Denn Fische als Haustiere haben ein Imageproblem: «Aquaristik muss cooler werden», meint Thoben.

Mehr Coolness soll den Fischhaltern zum Beispiel ein neuer Trend geben: Bio-Kost für Zierfische. «Wir versuchen die Erkenntnisse vom Menschen auch auf den Fisch zu übertragen», sagt Forscher Kürzinger. Darum sei der Weltmarktführer auch auf den Bioboom aufgesprungen. Seit einem Jahr hat Tetra naturbelassenes Fischfutter im Programm: An die Lieblinge im heimischen Aquarium können ihre Halter nun rote Mückenlarven, Algen und kleine Krebstiere verfüttern. (dpa)
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