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17.09.2016 | 17:29

320.000 Teilnehmer an Anti-TTIP-Demos

TTIP-Demo
Bei Demonstrationen geben die Veranstalter die Teilnehmerzahlen meist höher als die Polizei an. So auch bei den bundesweiten Kundgebungen gegen TTIP und Ceta. Je mehr Menschen, desto größer der Erfolg. (c) proplanta

Trillerpfeifen und Trecker: Breites Bündnis gegen Freihandelsabkommen



Biobauern auf Treckern, Altlinke mit Sambatrommeln und Gewerkschafter mit Trillerpfeifen: Aus Sorge vor den Folgen der Freihandelsabkommen TTIP und Ceta haben am Samstag Zehntausende Menschen in sieben deutschen Großstädten demonstriert.

In dem breiten Protestbündnis hatten sich Naturschützer und Gewerkschafter, Christen und Milchbauern, Punks und Mitarbeiter von Wohlfahrtsverbänden zusammengefunden. Sie alle fürchten: Die Abkommen der EU mit Kanada und den USA könnten massive Folgen für Umwelt- und Verbraucherschutz haben und zu mehr Ungerechtigkeit im Welthandel führen. Die Organisatoren sprachen von bundesweit 320.000 Demonstranten, die Polizeizahlen lagen deutlich darunter.

In Frankfurt gab sich Alexis Passadakis vom globalisierungskritischen Netzwerk attac optimistisch: «Heute wackeln TTIP und Ceta, und das ist unser Verdienst», kommentierte er etwa die Bedenken von Teilen der SPD gegen das von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel befürwortete Ceta-Abkommen. «Worum es wirklich geht, ist der Profit der großen Konzerne, der Profit des einen Prozents!», rief er unter dem Beifall von Tausenden, die sich zwischen Bankentürmen und der Alten Oper in der Frankfurter Innenstadt versammelt hatten.

In München hielt auch der Beginn des Oktoberfests Tausende nicht vom Demonstrieren ab, in Hamburg und Leipzig rollten Treckerkorsos vor den Protestzügen. In Köln glich die Kundgebung einem großen Familienfest. Als von einem Lautsprecherwagen Konfetti flog, kam ein Hauch von Karnevalsstimmung auf.

Eine Mutter aus Nordrhein-Westfalen war mit ihren sechs und acht Jahre alten Kindern nach Köln gekommen. Sie sei schon lange bei keiner Demo mehr gewesen, sagte sie. Aber zu den Handelsabkommen wolle sie nicht schweigen: «Es ist eine Katastrophe, wenn diese Sachen festgeschrieben werden und man sie nicht mehr ändern kann. Wir sind das unseren Kindern schuldig.» Ähnlich sah es die 36-jährige Sabine Cooper in Stuttgart: «Wir würden nicht mehr wissen, was alles in unser Land kommt», sagte sie über ihre Sorgen vor einem Import genmanipulierter Lebensmittel. «Das wäre schrecklich.»

In Stuttgart zeigte sich der 39-jährige Martin Decke vor allem über die «hinter verschlossenen Türen» geführten Verhandlungen besorgt: «Diese Abkommen gehen gegen unsere Interessen als Bürger und werden nur für die Konzerne gemacht. Das geht in die völlig falsche Richtung. Die geheime Absprachen zeigen das genau», sagte er.

In Frankfurt hielt eine Demonstrantin ein Schild mit der Aufschrift «Stoppt die Macht der Banken und Konzerne!» in die Höhe. «Diese Abkommen gehen auf Kosten der Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika und machen den Welthandel noch unfairer», meinte sie. «Das dürfen wir nicht zulassen.»

Der Protest war bunt und laut: Mal stimmten Gewerkschaftsbarden alte Lieder der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung an, mal ließ es die Linke zu etwas härteren Rhythmen rocken. Kleinkinder schliefen unbeeindruckt in ihren Kinderwagen, während sich ihre Eltern mit dem mitgebrachten Vollkornbrot stärkten. Luftballons und Seifenblasen stiegen in den Himmel.
dpa
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