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10.11.2015 | 07:15 | Agritechnica 2015 

Agrartechnikindustrie auf Zukunftskurs

Hannover - Gute Zukunftsperspektiven sorgen für Zuversicht in der europäischen Agrartechnikindustrie, die seit Sonntag auf der Branchenleitmesse Agritechnica in Hannover zahlreiche Produktneuheiten präsentiert.

Agritechnica 2015
(c) agritechnica
„Die Lage, die uns dieser Herbst konjunkturell bietet, ist zwar weit entfernt von der Wachstumsdynamik der Vorjahre, strukturell erfreut sich unsere Industrie jedoch bester Gesundheit“, sagt Dr. Bernd Scherer, Geschäftsführer des VDMA-Fachverbandes Landtechnik.

Produkt- und Serviceportfolio auf hohem Niveau



Die „langfristigen globalen Bestimmungsgründe des Agrartechnikgeschäfts“ rechtfertigten „einen optimistischen Ausblick“. Schließlich zeigten die innovativen Agrartechnikhersteller dieser Tage ein „Produkt- und Serviceportfolio auf einem Niveau wie nie zuvor“. Dennoch protokollieren die VDMA-Statistiker derzeit in nahezu allen Märkten Minuswerte.

„Wir durchleben gerade eine konjunkturelle Schwächephase, die jedoch in hohem Maße externen volkswirtschaftlichen und politischen Faktoren geschuldet ist“, sagt Scherer. Obwohl die Industrie in ihren Schlüsselmärkten Europa und Nordamerika mit „durchaus spürbaren Sättigungseffekten und schwachen landwirtschaftlichen Erzeugerpreisen“ zurechtkommen müsse, bereiten der Branche nur schwer steuerbare externe Effekte deutlich größere Sorgen.

Schutzzäune behindern Warenaustausch



Politische Instabilität sowie ein gravierender Mangel an verlässlichen Finanzierungsinstrumenten reduzieren den Aktionsradius mancherorts ganz erheblich. Insbesondere in den GUS-Staaten und in der Ukraine, aber auch in Brasilien und anderen südamerikanischen Märkten ist derzeit kaum an eine praktikable Fremdfinanzierung zu denken.

„Noch größere Kopfschmerzen bereiten uns rein aus politischem Kalkül hochgezogene Schutzzäune, die den Warenaustausch empfindlich hemmen, teilweise sogar unmöglich machen“, betont der VDMA-Geschäftsführer.

Ganz gleich, ob man von tarifären oder nicht-tarifären Handelshemmnissen spreche, auf lange Sicht erzeugten sie nur Verlierer. „Denn wer Abschottung lebt, vergibt jede Chance auf Wettbewerb und Innovation. Auf Industrie- wie auf Kundenseite“, so Scherer.

Die Situation in Russland, einem der branchenweit wichtigsten Ausfuhrmärkte überhaupt, ist nach wie vor unverändert: Seit 2014 haben vor allem die Hersteller von Erntemaschinen mit rigiden Quotenregelungen zu kämpfen, wobei im Segment der Mähdrescher sogar ein Jahreskontingent definiert wurde, das die Einfuhr von lediglich 420 Maschinen erlaubt. Dass Osteuropa langfristig zu den entscheidenden Absatzregionen und Umsatzträgern der Agrartechnikindustrie gehören wird, steht für Scherer außer Frage. „Großflächen-Landwirtschaft und schlagkräftige Großtechnik bilden eine untrennbare Einheit. Daher bleiben wir im Spiel, auch in schwieriger Lage.“

Internationale Märkte entwickeln sich heterogen



Betrachte man die internationalen Landtechnikmärkte im Einzelnen, so zeige sich „ein durchaus differenziertes Bild“. Die deutlichsten Marktrückgänge verzeichnen die technologiestarken Agrarmärkte Europas und Nordamerikas. Während das Stimmungsbild auf dem amerikanischen Kontinent weiter ins Minus rutscht, bleibt der ostasiatische Raum, besonders Indien und China, weiterhin optimistisch, wenn auch auf etwas niedrigerem Niveau als in den Vormonaten.

Erstmalig im Abschwung begriffen sieht sich seit Oktober die Türkei, „ein grundsätzlich potenter Agrarmarkt mit guten Perspektiven, der derzeit an ungünstigen politischen Rahmenbedingungen krankt“, sagt Scherer. Begünstigt durch ordentliche Erzeugerpreise für nahezu alle Agrarrohstoffe, hat sich die Stimmung in Russland dagegen etwas aufgehellt. In Westeuropa, so der VDMA, bewege sich das Geschäftsklima allmählich aus seiner Minusposition heraus.

Produktionsumsatz sinkt voraussichtlich um 7 Prozent



„Zieht man aus den vorliegenden Fakten und Indikatoren ein vorläufiges Jahres-Resümee, so bleiben zwar weiterhin Rückgänge zu vermelden, jedoch schwächt sich der Minustrend zunehmend ab“, betont Bernd Scherer. Erfreulicherweise könne man die bisherige Produktionsprognose für 2015 um 3 Prozentpunkte auf minus 7 Prozent nach oben korrigieren. „Ursächlich ist eine unerwartet positive Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr, die sich im Gesamtergebnis deutlich niederschlägt“.

Obwohl Grund zu verhaltenem Optimismus bestehe, sei „eine deutliche Trendwende“ noch nicht absehbar. „Denn auch im kommenden Jahr werden wir weiterhin Rückgänge verbuchen müssen, wobei mit einem geringeren Minus von etwa 5 Prozent zu rechnen ist.“

Branchenstimmung hellt sich auf



Im Stimmungsbild der Industrie machen sich bereits erste positive Tendenzen bemerkbar. Das zumindest verdeutlicht die Oktoberausgabe des CEMA-Business-Barometers, einer monatlichen Befragung von Top-Entscheidern der europäischen Agrartechnikindustrie. „Die Zukunftserwartungen der Spitzenmanager stoßen zusehends wieder in positivere Regionen vor. Nur folgerichtig zeigt der Geschäftsklimaindex erstmals seit Beginn des Jahres 2014 wieder nach oben“, resümiert Scherer.
vdma
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