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05.10.2012 | 10:42 | Erntedank 

Bundespräsident Gauck erhält die Erntekrone

Berlin - „Unsere Hauptaufgabe ist und bleibt die Ernährung der Menschen.“

Übergabe der Erntekrone an Joachim Gauck
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Übergabe der Erntekrone an den Bundespräsidenten Joachim Gauck in Berlin, Französische Friedrichstadtkirche (c) DBV

Diese Feststellung traf Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) anlässlich der Übergabe der Erntekrone der deutschen Landwirtschaft an den Bundespräsidenten Joachim Gauck in der Berliner Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt.

„Wir leben in und mit der Schöpfung", betonte Rukwied und erklärte, dass es den Bauern in diesem Jahr trotz einiger Wetterextreme gelungen sei, eine ordentliche Ernte einzufahren.

Rukwied übergab die Erntekrone gemeinsam mit der Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv), Brigitte Scherb, und den Vorsitzenden des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL), Magdalena Zelder und Matthias Daun.

Die von der Hessischen Landjugend gebundene Erntekrone wird in den nächsten Wochen im Dienstsitz des Bundespräsidenten, Schloss Bellevue, ihren Platz haben.

Bundespräsident Joachim Gauck dankte den Bauernfamilien für ihre über das gesamte Jahr geleistete Arbeit. Diese Leistungen würden in der Gesellschaft nur allzu oft wie selbstverständlich hingenommen. Er rief dazu auf, dass junge Menschen bewusster mit Lebensmitteln und deren Herkunft umgehen müssten. „In den Schulen muss gelehrt werden, wie viel Arbeit auf dem Land nötig ist, bevor Kartoffeln und Schnitzel auf dem Teller liegen“, sagte Gauck in seiner Ansprache vor über 300 Gästen der Land-, Ernährungs- und Agrarwirtschaft.

Er kritisierte auch, dass Tonnen „dieser kostbaren Nahrungsmittel in den Industrieländern im Müll landen“. Dies sei verwerflich. „Deshalb sollte es außer dem Erntedankfest auch ein Erntedenkfest geben“, schlug der Bundespräsident vor. Zu diskutieren sei dabei auch, wie die knappen Flächen in Deutschland zu nutzen seien - für Ackerbau, Umweltschutz, Trassen- und Wohnungsbau.

Im Hinblick auf die Diskussion über Bioenergie stellt Gauck fest, dass die anfängliche Euphorie, wonach Raps, Mais und andere Kulturen das Energieproblem bald lösen könnten, jetzt von der Sorge abgelöst würden, dass gerade in ärmeren Ländern wertvolle Anbauflächen nicht für Nahrungsmittel genutzt werden können. Darüber müsse man in der Gesellschaft ausführlich diskutieren.

„Zu Erntedank muss unser Blick auch über Deutschland und Europa hinausgehen", machte Rukwied vor den etwa 300 Gästen im Beisein des Bischofs der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, Dr. Markus Dröge, deutlich.

„Wir müssen mehr Menschen ernähren, voraussichtlich 9 Milliarden Erdenbürger im Jahr 2050, und wir müssen die Menschen besser ernähren." Die weltweiten Ernährungsgewohnheiten würden sich ändern, so Rukwied weiter. So werde der Verzehr von Fleisch und anderen veredelten Nahrungsmitteln global erheblich zunehmen.

„Gemeinsam mit den Deutschen Landfrauen sind wir der Auffassung, dass nur die konsequente Modernisierung der einheimischen Landwirtschaft den von Krisen und Armut gebeutelten Ländern helfen kann."

„Zu Erntedank gilt unsere Sorge ganz besonders den Hungernden auf den anderen Kontinenten", erklärte Rukwied. Mit Blick auf die Entwicklungshilfepolitik unseres Landes freue er sich daher, dass ein Umdenken begonnen habe.

Die Förderung einer produktiven Landwirtschaft und der ländlichen Wirtschaft in den Entwicklungsländern nehme endlich wieder eine Schlüsselrolle ein. Wichtig sei eine Vor-Ort-Unterstützung nach dem Motto „Bauern helfen Bauern", um eine bessere Teilhabe der Menschen zu ermöglichen.

„Wir setzen uns daher im Weltbauernverband für verlässliche Eigentumsrechte der ortansässigen Bauern überall auf der Welt ein."

Rukwied ging in seiner Ansprache auch auf das gesellschaftliche Interesse an der Entwicklung der Landwirtschaft ein. „Wir verspüren die kritischen Nachfragen hinsichtlich der schnellen Entwicklung unserer Betriebe." Die Bauern würden feststellen, dass die direkten und persönlichen Erfahrungen mit der Landwirtschaft deutlich abnehmen.

„Wir müssen und wir können darauf verlässliche Antworten geben. Vertrauen können wir aber nur sichern, wenn wir mehr Mitbürger in unsere Betriebe schauen lassen und offen zeigen, was wir als Bauern tun."

Für den Deutschen LandFrauenverband sprach sich Präsidentin Brigitte Scherb für eine höhere Wertschätzung der bäuerlichen Arbeit in der Gesellschaft aus. Diese Wertschätzung käme auch im Umgang mit den von den Landwirten erzeugten Lebensmitteln zum Ausdruck.

Der Umfang der Lebensmittelverschwendung habe die Öffentlichkeit aufgerüttelt. Nun seien gemeinsame Handlungsstrategien von Politik, des Handels, der Wirtschaft und der Verbände notwendig, um eine nachhaltige Reduzierung des Lebensmittelabfalls zu erreichen. Dazu sei auch jeder einzelne Verbraucher gefordert, seinen Umgang mit Lebensmitteln zu überdenken, so Scherb im Rahmen der Feierstunde.

Für Verblüffung sorgte im Rahmen der Feierstunde die Landjugend Wirmighausen aus Hessen mit ihrem Auftakttanz. Die jungen Männer und Frauen hatten dafür traditionelle Volkstanzelemente mit harten Klängen verschmolzen.

„Dieser Tanz zeigt deutlich, in welchem Spannungsfeld wir uns bewegen. Ob in der Landwirtschaft oder der Gesellschaft passen wir Überliefertes den Veränderungen an", betont Matthias Daun (BDL) bei der Begrüßung. Das zeige auch die von der Hessischen Landjugendgruppe gebundene Erntekrone. Letztlich habe das ganze Dorf daran mitgewirkt.

„Im Rahmen unserer «Ich.Du.Wir.Fürs Land.»-Aktion habe die Gruppe Alt und Jung eingeladen, habe sich helfen lassen und das neue Wissen sogleich mit der Gemeinschaft geteilt. (dbv)

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