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30.07.2010 | 13:50 | Landwirtschaftliches Hauptfest 2010  

Die Milch macht’s in Baden-Württemberg

Stuttgart - Heimische Milch schmeckt nicht nur gut, sondern der Kauf dieser unterstützt einen der wichtigsten Betriebszweige der baden-württembergischen Landwirtschaft.

Die Milch macht’s in Baden-Württemberg
Auf dem Landwirtschaftlichen Hauptfest (LWH) vom 25. September bis 3. Oktober 2010 präsentieren sich Unternehmen und Verbände aus der Agrarwirtschaft rund um das Thema Milchproduktion. Neben Stall- und Melktechnik bietet das LWH auch für Verbraucher zahlreiche Informationsmöglichkeiten zur baden-württembergischen Milchproduktion vom Kalb über die Kuh bis hin zum Rohstoff Milch.

Die Milchproduktion ist einer der wichtigsten Betriebszweige der baden-württembergischen Landwirtschaft. Ihr Anteil an den gesamten landwirtschaftlichen Verkaufserlösen im Land beträgt im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre rund 22 Prozent, unter Berücksichtigung der Kälber- und Schlachtkuherlöse sind es 27 Prozent.

Trotz einem enormen Strukturwandel hat Baden-Württemberg nach Bayern die kleinsten Durchschnittsbestände in den westdeutschen Bundesländern. In den 25 Jahren seit Einführung der Milchquote bis 2009 sank die Zahl der Milchviehhalter im Land von 60.809 auf 11.548 (minus 81 Prozent). Die Zahl der Milchkühe fiel im gleichen Zeitraum um 47 Prozent auf 358.000. Daraus resultiert eine durchschnittliche  Bestandsgröße von 31 Kühen pro Betrieb.


Unterschiedliche Strukturen bei den Milchviehbetrieben

Allerdings sind die Strukturen der Milchviehhaltung in Baden-Württemberg weit gespreizt. Rund zwei Fünftel der Milchviehbetriebe halten weniger als 20 Kühe. In diesen Beständen stehen jedoch nur 13 Prozent des Gesamtmilchviehbestandes von Baden-Württemberg. Ein Fünftel der Milchviehhalter hält dagegen mehr als 50 Kühe. In diesen Beständen steht fast die Hälfte aller Kühe im Land. Über 100 Kühe haben mittlerweile knapp zwei Prozent der Betriebe (ca. sieben Prozent des Gesamtbestandes).

Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit ist jedoch letztendlich nicht die absolute Kuhzahl pro Betrieb, sondern die Relation von Arbeitskräften zur Milchproduktion. Kurz gesagt: Wie viel Milch wird von einer Arbeitskraft (AK) produziert.

Aufgrund der relativ hohen Arbeitsbelastung in der Milchkuhhaltung werden nahezu zwei Drittel der baden-württembergischen Milchviehbetriebe im Haupterwerb und nur ein Drittel im Nebenerwerb geführt. In den anderen Sparten ist dieses Verhältnis genau umgekehrt.


Hoher Grünlandanteil in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg hat von den Flächenländern den höchsten Grünlandanteil, der bei nahezu 40 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche liegt. Für eine flächendeckende Grünlandnutzung spielt die Milchviehhaltung daher eine herausragende Rolle. Besonders hoch ist der Grünlandanteil im Allgäu (71 Prozent), gefolgt von den  Kreisen Tuttlingen und Lörrach (jeweils 63 Prozent).

Die Milchproduktion der baden-württembergischen Kühe lag letztes Jahr bei insgesamt 2,2 Milliarden Kilogramm. Davon werden rund 95 Prozent an Molkereien geliefert. Mit 21 Prozent der Landesmilchproduktion ist der Landkreis Ravensburg die wichtigste Milchregion des Landes, gefolgt von den Landkreisen Biberach und dem Ostalbkreis mit jeweils gut zehn und knapp acht Prozent.


Milchwirtschaft in Baden-Württemberg

Die Molkereiwirtschaft in Baden-Württemberg ist mittelständisch strukturiert. Derzeit gibt es noch 18 Molkereien. Davon liegen jedoch elf unter einer jährlichen Milchverarbeitungsmenge von 75.000 Tonnen. Nur jede dritte Molkerei verarbeitet mehr als 200.000 Tonnen im Jahr. Um Märkte zu erhalten und neue zu erschließen sind daher auch im Molkereibereich weitere strategische Allianzen und eine Konzentration der Strukturen notwendig. Daneben wird es weiterhin auch Molkereien geben, die Nischenmärkte besetzen und bedienen können.

In Baden-Württemberg dominieren ganz klar die genossenschaftlichen Molkereien, mit einem Marktanteil an der erfassten Milchmenge von rund 90 Prozent. Die Produktpalette der baden-württembergischen Molkereien ist sehr vielfältig. 

Im Jahr 2009 haben die Molkereien Produkte mit einem Wert von 452 Millionen Euro aus Baden-Württemberg exportiert. Das entspricht ungefähr einem Siebtel des gesamten Agrarexportes. Der größte Teil dieser Exporte ging in EU-Länder.


Politische Rahmenbedingungen

Die Rückführung der Marktstützung durch die vergangenen Agrarreformen sowie insbesondere das Auslaufen der Milchquotenregelung zum 1. März 2015 bedingen eine verstärkte Wettbewerbsorientierung der heimischen Milchproduktion. Von großer Bedeutung für die baden-württembergischen Milcherzeuger ist daher nach wie vor die einzelbetriebliche Investitionsförderung zur Verbesserung der Strukturen sowie zur Senkung der  Produktionskosten und damit der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.

Ein Indiz dafür, dass die Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessert werden muss, sind nicht nur die Strukturzahlen, sondern auch die Ergebnisse der Milchquotenbörse. Danach hat Baden-Württemberg seit der Zusammenlegung der Übertragungsgebiete im Juli 2007 fast 100 Millionen Kilogramm Milch insbesondere an andere westdeutsche Bundesländer (insbesondere Niedersachsen und Schleswig-Holstein) verloren. Dies entspricht knapp fünf Prozent der baden-württembergischen Milchproduktion. (LBV)
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