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16.06.2010 | 10:20 | DLG-Feldtage 2010 Spezial 

DLG verleiht Wilhelm-Rimpau-Preise für das Jahr 2010

Hannover/Frankfurt a. Main - Die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) hat im Rahmen ihrer Feldtage am 15. Juni 2010 auf dem Rittergut Bockerode in Springe-Mittelrode bei Hannover die Wilhelm-Rimpau-Preise für das Jahr 2010 verliehen.

Wilhelm-Rimpau-Preisträger
Wilhelm-Rimpau-Preisträger (c) dlg
Damit hat die DLG nunmehr bereits zum sechsten Mal drei innovative und praxisnahe Diplom- bzw. Masterarbeiten in der Pflanzenproduktion ausgezeichnet. Eine unabhängige Jury wählte im Auftrag des DLG-Vorstandes aus den eingereichten, sehr guten Diplom- und Masterarbeiten drei besonders herausragende aus. Die Preisträger kommen von den Universitäten Berlin, Hohenheim und Weihenstephan.

Der Preis ist nach Wilhelm Rimpau, dem „Vater der deutschen Pflanzenzüchtung" und Gründer der Saatzuchtabteilung der DLG benannt. DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer und DLG-Ehrenmitglied Prof. Dr. Jürgen Rimpau, ein Ur-Enkel von Wilhelm Rimpau, übergaben die Preise im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung.

Erster Preis an Imanuel Großmann, Universität Hohenheim



Der mit 2.000 EUR dotierte erste Preis geht an Imanuel Großmann aus Stuttgart-Hohenheim für seine Masterarbeit zum Thema „Die Ammonium-Depotdüngung im Vergleich mit aufgeteilten N-Gaben unter Verwendung verschiedener N-Formen und N-Mengen, deren Auswirkungen auf die Bestandesführung, den Kornertrag und die Kornqualität von Winterweizen“.

Imanuel Großmann hat die Arbeit am Institut für Pflanzenbau und Grünland, Fachgebiet Allgemeiner Pflanzenbau, unter Betreuung von Prof. Claupein angefertigt. Es handelt sich um einen Versuch, durch Vereinfachung der Düngung Kosten zu sparen. Ein weiteres Motiv besteht darin, die Stickstoffbilanz des Betriebes zu verbessern. Großmann hat eine auffallend umfangreiche Versuchsanstellung sowohl „on-farm“ bei Landwirten als auch in Exakt-Versuchen mehrjährig durchgeführt und ausgewertet. Dabei wurden die Proteingehalte, die Erträge, die Ertragskomponenten, die Sorten-Reaktion und die Wechselwirkungen Sorte und Jahre berücksichtigt und ausgewertet.

Die Ergebnisse sind: Ertragsgleichheit in vier von sechs Jahren. Insgesamt wird man aber um eine zusätzliche Qualitätsdüngung vor der Blüte nicht herumkommen, wenn man die Marktanforderungen erfüllen will. Bestandesdichtetypen benötigen eine bestockungsbetonte, also frühe, Düngung. Die komplexen Wechselwirkungen zwischen Düngetermin, Sorte, Jahr, Schwefel-Verfügbarkeit und N-Nachlieferung aus dem Boden machen weitere Untersuchungen notwendig.

Imanuel Großmann liefert Teilantworten direkt für die Praxis. Er geht dabei souverän mit dem umfangreichen Datenmaterial um. Die Masterarbeit ist von der Kommission aufgrund der Bedeutung und Praxisnähe des Themas und der persönlichen Leistung des Preisträgers als eine herausragende Arbeit bewertet worden. Imanuel Großmann hat sich während verschiedener Praktika auch in der Pflanzenzüchtung umgesehen und war einige Zeit auf einem Ackerbaubetrieb in Kanada. Er ist heute Berater beim Beratungsdienst Ackerbau Nordbaden.

Zweiter Preis an Sebastian Gresset, TU München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan



Der mit 1.500 EUR dotierte zweite Preis geht an Sebastian Gresset aus Freising-Weihenstephan für seine Diplomarbeit zum Thema „Charakterisierung von pflanzenbaulichen Anpassungsstrategien gegenüber verminderter Wasserversorgung bei Winterweizen“ (Characterisation of adaptive traits for water limited conditions in bread wheat).

Die Arbeit wurde am Lehrstuhl für Pflanzenzüchtung unter Anleitung von Frau Prof. Schön angefertigt und befasst sich mit dem Problem der Trockenstresstoleranz und Ansätzen für eine züchterische Verbesserung. Dafür wählte der Preisträger zwei Ansätze: einmal die Hypothese, dass eine genetisch bedingte Verfrühung der Blüte eine Ausweich-Strategie vor dem sommerlichen Trockenstress darstellen könnte. Dementsprechend suchte er mit modernen Methoden nach Kopplungsgruppen zur indirekten Selektion auf frühes Blühen, natürlich ohne den Ertrag zu senken.

Er fand tatsächlich genomische Regionen, die auf den Blühzeitpunkt Einfluss nehmen und schaffte damit die Voraussetzung für eine Marker gestützte Selektion. Der zweite Ansatz seiner Diplomarbeit fußt auf der Hypothese, dass die Erhöhung des interzellulären osmotischen Drucks eine mögliche Anpassungsstrategie der Pflanze gegenüber Wassermangel ist. So untersuchte er ein Set von sehr unterschiedlichen Weizenlinien unter kontrollierten Gewächshausbedingungen auf Merkmale des Wasserhaushalts unter Wasser-Stress und mögliche Korrelationen zum Ertrag.

Die Ergebnisse der Arbeit sind so bedeutend und aussichtsreich, dass die Forschungen weitergeführt werden. Herausragend ist der von Sebastian Gresset neu entwickelte Versuchsaufbau, der zwischenzeitlich an anderen Instituten nachgeahmt wird. Stresstoleranz wird hochkomplex vererbt. Die forscherischen und züchterischen Herausforderungen sind dementsprechend hoch. Das Thema ist von globaler Bedeutung. Eigeninitiative und vertieftes Verständnis für die Interdependenz der Fachgebiete zeichnen den Preisträger aus.

Die Jury war von dem hohen Innovationsgehalt, von der Doppelstrategie seiner Vorgehensweise und von der grundsätzlich hohen Bedeutung des Themas überzeugt. Sebastian Gresset ist zurzeit Doktorand im Fach Pflanzenzüchtung. Die Reihe seiner Praktika ist beeindruckend: bei einem Steuerberater, einer ökologischen Tierhaltung, einem Weingut in Italien, der Saatzucht Schweiger in Moosburg und bei der FAO in Rom. In seiner Freizeit ist er Hockeytrainer beim TSV Erding und Skilehrer in Lenggries.

Dritter Preis an Jorita Krieger, Humboldt-Universität Berlin



Der mit 1.000 EUR dotierte dritte Preis geht an Jorita Krieger aus Berlin für ihre Masterarbeit zum Thema „Untersuchungen zum Einfluss der Blattdüngung mit Nutri-Phite auf Wachstum, Entwicklung und Qualität verschiedener Zuckerrübensorten bei differenzierter N-Düngung“.

Die Arbeit wurde am Institut für Pflanzenbauwissenschaften, Fachgebiet Acker- und Pflanzenbau, unter Betreuung von Herrn Prof. Ellmer angefertigt. Erträge von 15 t/ha Zucker sind im Visier der Praxis. Dazu stellt sich die Frage, ob neben der klassischen Düngung über den Boden mit einer zusätzlichen Düngung über das Blatt ertragssteigernde Effekte zu erzielen sind. In der Arbeit geht es um einen Phosphor haltigen Blattdünger, der beispielsweise beim Raps erstaunliche Ertragsverbesserungen in der Größenordnung von vier dt/ha, das sind immerhin zehn Prozent, erreicht. Hieraus resultierte die spannende Frage, ob diese Effekte auch bei der Zuckerrübe auftreten.

In sehr umfangreichen Versuchen auf drei Standorten fand Jorita Krieger, dass sich solche Ertragseffekte nicht einstellen. Vielmehr zeigen die Daten - wie bei komplexen Merkmalen üblich - ein hohes Maß an Wechselwirkungen mit anderen Parametern wie Sorte und Stickstoff-Düngung. Die Preisträgerin setzte sich auch mit der Kalibrierung eines Spektrometer-Messgerätes auseinander, um die Erfassung von Merkmalen wie Blattflächenindex und Blattgrün auch bei der Zuckerrübe zu erleichtern.

Die Masterarbeit zeichnet sich durch hohes wissenschaftliches Niveau, präzise sprachliche Ausführung und saubere Darstellung aus. Jorita Krieger führten Praktika in einen Reiterhof, in eine Agrargenossenschaft und in einen Naturpark in Kanada. Sie war studentische Hilfskraft im Fachgebiet Acker- und Pflanzenbau und promoviert zurzeit an der Humboldt-Universität. In ihrer Freizeit ist sie ehrenamtliche Wahlhelferin in ihrer Heimatgemeinde, sie war Pauschalkraft beim Warenhandel „Kaufland Vogelsdorf“ und betreut seit 2005 auf der Grünen Woche den Stand der Humboldt-Universität. (DLG)
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