Mit Transparenz und fundierten Forschungsergebnissen können Kritiker und Befürworter zuverlässige Antworten auf ihre Fragen erhalten", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter
Hauk MdL, heute bei den Naturschutztagen in Radolfzell (Landkreis Konstanz).
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema "Gentechnikfreies Baden-Württemberg – Chance oder Utopie" machte der Minister deutlich, dass der Bürger darauf vertrauen können muss, dass zugelassene genveränderte Organismen (GVO) sicher für Mensch und Umwelt sind. "Gentechnische Veränderungen sind etabliert und in vielen Bereichen, wie der Medizin, auch akzeptiert. Was im Blick auf die Anwendung von Grüner
Gentechnik kritisch gesehen wird, ist der Zeit- und Erfahrungsfaktor. Hier sind noch Fragen offen", erklärte Hauk.
Durch europaweite Zulassungen haben Landwirte in Deutschland bereits heute die Möglichkeit, genverändertes Saatgut einzusetzen. "Dies kann aber nicht auf Kosten von Nachbarn oder gar der Qualität der Lebensmittel und somit zum Nachteil der Verbraucher erfolgen. Deshalb wollen wir zum einen durch eigene Forschungen im Verbund mit anderen Forschungseinrichtungen fundierte Kenntnisse für den Umgang mit GVO erlangen, die wir dann als Grundlage an interessierte Landwirte geben können. So soll ein verträgliches Nebeneinander der verschiedenen Anbauformen möglich sein", betonte Minister Hauk.
Noch gibt es keinen kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in Baden-Württemberg. "Solange ein GVO anbauender Landwirt unverschuldet haftet, kann ich ruhigen Gewissens keinem Landwirt den Anbau empfehlen. Insofern sind die in der Rechtsverordnung festgelegten Sicherheitsabstände zwischen konventionellen und GVO-Maisfeldern von 150 beziehungsweise 300 Meter vertretbar. Das wird auch durch unsere Versuchsergebnisse, die wir in Rheinstetten-Forchheim ermittelt haben, abgedeckt", erläuterte Hauk.
Die häufigsten Befürchtungen hinsichtlich der Umweltwirkungen bestehen im Zusammenhang mit den Auswirkungen der in den gentechnisch veränderten Pflanzen gebildeten Toxine auf die einzelnen Pflanzen- und Tierarten, sowie auf Bodenmikroorganismen. "Diese Sorgen nehmen wir sehr ernst, auch wenn sich die Risikowahrnehmung nicht mit der wissenschaftlichen Bewertung deckt", so Minister Hauk. "Denn mittlerweile gibt es schon eine Reihe von Ergebnissen aus Untersuchungen zu den Umweltwirkungen von GVO, die vom Bundesforschungsministerium in Auftrag gegeben wurden."
Die Forderung nach einem gentechnikfreien Baden-Württemberg hält Hauk für nicht mehr umsetzbar. "Bereits heute kommen 70 Prozent der Lebensmittel in irgendeiner Form mit GVO in Kontakt. Die Aufgabe der Politik ist es in diesem Zusammenhang dafür zu sorgen, dass Futtermittel, Lebensmittel und Saatgut regelmäßig stichprobenartig untersucht werden, um die Einhaltung der EU-weit gültigen Kennzeichnungsvorschriften zu überwachen. Das ist unser Beitrag zur Wahlfreiheit", betonte der Minister. Ware, die nach deutschem Recht als gentechnikfrei gekennzeichnet ist, müsse diesen Anspruch auch voll erfüllen. (PD)
ZusatzinformationHeute werden in der Landwirtschaft weltweit auf 102 Millionen Hektar genveränderte Organismen angebaut, Tendenz steigend. Die meisten Flächen liegen in den USA, Argentinien, Brasilien, Kanada, Indien und China. Insbesondere Sojabohnen (58,6 Millionen Hektar), Baumwolle (13,4 Millionen Hektar) und Raps (4,8 Millionen Hektar) werden als GVO angebaut. Zum Vergleich: die gesamte Ackerfläche in Baden-Württemberg beträgt 12 Millionen Hektar. Die einzigen heute in Europa zugelassenen GVO sind zünslerresistente Maissorten.