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09.07.2015 | 19:35 | Klimawandel 

Immer häufiger Extrem-Regenfälle

Norden - Wärmere Winter mit mehr Regen, trockenere Frühjahre und Sommer mit starken Regenfällen: Das könnten mögliche Auswirkungen des Klimawandels auch für Niedersachsen sein.

Klimawandel
(c) proplanta
Das Niedersächsische Gewässerforum, veranstaltet vom NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz), greift das Thema auf und befasst sich am Mittwoch und Donnerstag hochaktuell mit dem Klimawandel im Binnenland und den möglichen Folgen auf Wasser, Boden und Natur.

Umweltminister Stefan Wenzel eröffnete die zweitägige Veranstaltung in Hildesheim. Hier informieren sich Fachleute über die aktuellen Entwicklungen und diskutieren gemeinsam mögliche Anpassungsoptionen.

Wenzel stellt klar heraus: „Der Klimawandel wird auch verschärfte Auswirkungen in Niedersachsen haben. Die Folgen vermehrter Extremwetterereignisse für das Wasser, den Boden und den Naturschutz sind eine der zentralen Herausforderungen für die Umweltpolitik der Landesregierung. Sowohl Hochwasser mit Überschwemmungen wie auch Trockenperioden mit starken Hitzebelastungen strapazieren gleichermaßen Mensch und Tier, die Landwirtschaft und die Schifffahrt. Die Auswirkungen auf die Bodenbeschaffenheit, die Wasserstände und die Wasserqualität mit all ihren Folgen für Ernten, wirtschaftliche Erträge und die Gesundheit der Menschen sind bislang nur schwer abschätzbar."

Die Landesregierung werde ihre Anstrengungen verstärken, mit wissenschaftlicher Analyse und konkreten Anpassungsstrategien dieser Entwicklung entgegen zu treten. „Wir brauchen für das Land eine umfassende Klimarisikoanalyse, bei deren Erarbeitung auch externe Fachleute eingebunden werden. Gemeinsam mit der Klima- und Energieagentur soll das gesamte Klimawissen für Niedersachsen gebündelt und in einem Klimakompetenzzentrum zugänglich gemacht werden, damit zum Beispiel Landwirte, Naturschützer, Kommunen, Unternehmen und letztlich auch alle Bürgerinnen und Bürger einen zentralen Ansprechpartner haben, wenn sie Information und Unterstützung im Hinblick auf den Klimawandel seine Folgen benötigen," betonte Wenzel.

Prof. Joseph Hölscher, Leiter der Betriebsstelle Hannover-Hildesheim des NLWKN, machte vor Journalistinnen und Journalisten deutlich, dass eine fundierte Wissensbasis die Grundlage sei, um die Auswirkungen beurteilen und effektive Anpassungsoptionen ableiten zu können. Der NLWKN stellt dazu beispielsweise mit seinem Messnetz an Flüssen und Bächen und den Messstellen für das Grundwasser in einem umfangreichen Monitoring-Programm eine grundlegende Datenbasis bereit. Hölscher stellte klar: „Wir können die Auswirkungen aber nicht mit absoluter Sicherheit vorhersagen. Unsicherheiten in möglichen Entwicklungen des Klimas liegen auf der Hand. Dies ist bei der Entwicklung und Anwendung von Anpassungsmaßnahmen zu berücksichtigen".

Im Rahmen der Regierungskommission Klimaschutz wurde eine Vielzahl von Maßnahmenoptionen zur Anpassung an den Klimawandel entwickelt. Ein großer Teil dieser Vorschläge entfällt auf die Handlungsfelder Wasser, Boden und Naturschutz. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen wurden bereits vom NLWKN umgesetzt: Die Hochwasservorhersagezentrale in Hildesheim, die verbesserten Informationen für Bürgerinnen und Bürger und das umfangreiche Monitoring wasserwirtschaftlicher Messgrößen.

Das Gewässerforum spannt einen Bogen von der Klimaentwicklung und ihren wasserwirtschaftlichen Auswirkungen auf Flüsse und das Grundwasser sowie auf Böden und den Naturhaushalt. Ferner werden Anpassungsmöglichkeiten thematisiert, wobei neben niedersächsischen Projekten auch Beispiele aus anderen Ländern zur Sprache kommen. So werden unter anderem Ergebnisse der Klimafolgenabschätzung aus Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen vorgestellt.

Der Klimawandel stellt für die niedersächsischen Ökosysteme eine schwer kalkulierbare Belastung in Hinblick auf Funktionstüchtigkeit, Erhalt der biologischen Vielfalt sowie der vielfältigen Nutzungen durch den Menschen dar. Veränderungen des Landschaftswasserhaushaltes können gravierende Veränderungen der Lebensräume und der Zusammensetzung des Artenspektrums verursachen. Stephan-Robert Heinrich, Mitglied der Direktionsleitung des NLWKN, betonte vor Journalisten in Hildesheim: „Mit der Veränderung des Klimas ändert sich auch der Wasserkreislauf mit Folgen für die Wasserwirtschaft." Wesentliche Bereiche der Wasserwirtschaft sind dabei vom Klimawandel betroffen: z.B. der Hochwasserschutz durch die Zunahme von Extremereignissen, die Wasserversorgung und die Erhaltung der ökologischen Funktion der Gewässer durch länger andauernde Niedrigwasserperioden im Sommer.

Um die möglichen Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft aufzuzeigen und auszuwerten, wurde zusammen mit der Leibniz Universität Hannover und der Technischen Universität Braunschweig bereits vor einigen Jahren das Forschungsprojekt KliBiW (Globaler Klimawandel - Wasserwirtschaftliche Folgenabschätzung für das Binnenland) initiiert und vom Niedersächsischen Umweltministerium gefördert. In dem Projekt arbeiten Forschung und Praxis Hand in Hand. Ergebnisse sind bereits in der NLWKN-Schriftenreihe „Oberirdische Gewässer" in Band 33 (Thema: Hochwasser) und Band 36 (Thema: Niedrigwasser) veröffentlicht. Das Projekt wird zurzeit in einer vierten Phase bearbeitet, in der weitere Gebiete Niedersachsens einbezogen werden.

Verschiedene mögliche Klimaentwicklungen aus den so genannten Klimamodellen werden in der Untersuchung zugrunde gelegt, um „robuste Aussagen über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Hoch- und Niedrigwasserverhältnisse zu erhalten", so Hölscher. Neben dem Projekt KliBiW gab es weitere zahlreiche Projekte und Untersuchungen in Niedersachsen, an denen der NLWKN beteiligt war. (nlwkn)
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