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28.06.2011 | 07:32 | BioFach 2012 

Indien ist Land des Jahres der BioFach 2012

Nürnberg - Indien: 1,2 Mrd. Einwohner, größte Demokratie der Erde, Land der Gegensätze, wirtschaftlich auf dem Weg in Richtung Weltspitze.

BioFach 2012
Auch der Bio-Sektor hat viel zu bieten. Was genau, das präsentiert der Subkontinent vom 15. bis 18. Februar 2012 auf der Weltleitmesse für Bio-Produkte und ihrer Tochter, Vivaness, Leitmesse für Naturkosmetik und Wellness. Dann wird Indien als Land des Jahres im internationalen Rampenlicht stehen. 2011 reisten 2.544 Hersteller und 44.591 Facheinkäufer zu ihrem jährlichen Branchen-Highlight BioFach und Vivaness nach Nürnberg.
 
Die Vorbereitungen für den großen Auftritt des indischen Bio-Marktes anlässlich der nächsten Ausgabe des Messe-Duos BioFach und Vivaness laufen bereits seit im Februar der Vertrag zwischen APEDA, der staatlichen indischen Exportfördergesellschaft und der NürnbergMesse unterzeichnet wurde.

Doch die Weichen für den nachhaltigen Erfolg des Bio-Sektors in Indien wurden schon viel früher gestellt: Impulse von staatlicher Seite und privatwirtschaftliches Engagement sind dabei wichtige Voraussetzungen.

Rund 50 Aussteller aus Indien präsentierten sich und ihre Bio-Köstlichkeiten im Februar dem internationalen Fachpublikum. Bereits seit zehn Jahren ist das faszinierende Land ein fester Bestandteil der Weltleitmesse. Asit Tripathy, Geschäftsführer APEDA: „Wir fühlen uns sehr geehrt, und freuen uns, dass Indien im Februar 2012 im Mittelpunkt der Weltleitmesse steht.“

Claus Rättich, Mitglied der Geschäftsleitung NürnbergMesse: „Seit vielen Jahren schätzen wir die indischen Branchenakteure als wichtige Geschäftspartner und sind glücklich, die Zusammenarbeit in den letzen Jahren immer weiter intensivieren zu können. Das gilt sowohl für APEDA als auch das ICCOA (International Competence Centre for Organic Agriculture), unseren Partner für die BioFach India. Der Auftritt Indiens als Land des Jahres der BioFach 2012 setzt einen ganz besonderen Akzent und bereichert die Weltleitmesse sehr!“ Gemeinsames Interesse aller Akteure: Die Weiterentwicklung des Handels mit Bio-Produkten und der Aufbau des Bio-Binnenmarktes in Indien. Der zügige Ausbau des zukunftsorientierten Bio-Sektors wird von der indischen Regierung stark gefördert.


Großes Potenzial für Bio-Landbau nutzen

“In fünf Jahren sollten wir eine Milliarde US-Dollar Umsatz beim Export von Bio-Lebensmitteln, Bio-Baumwolle und anderen Non-Food-Produkten erreichen”, erklärte Handelsminister Rahul Kullar 2011 aus Anlass des zehnten Jahrestages der Einführung des National Programme for Organic Production (NPOP). Zwei Millionen Hektar zertifizierte Bio-Anbaufläche bis 2012 und ein kräftiger Umsatzsprung bis 2015, so lautet das mittelfristige Ziel. Der Staat hat gute Voraussetzungen für den Bio-Sektor geschaffen.

Die wichtigsten Bausteine: Das NPOP, Bio-Standards, ein staatliches Bio-Siegel sowie das vor kurzem von APEDA eingeführte Tracenet zur Rückverfolgung der Produkte vom Handel bis zum Acker. Mit Hilfe von Zuschüssen und Schulungsangeboten für umstellungswillige Bauern konnte die biologisch bewirtschaftete Fläche alleine zwischen 2007 und 2009 auf 1,2 Mio. Hektar verdoppelt werden. Vor allem das Interesse bei kleinen Familienbetrieben ist nach wie vor groß. Denn: Die Bauern können mit der ökologischen Bewirtschaftung ihrer Flächen nur gewinnen.

Sie müssen keine Kredite für teure Betriebsmittel wie Hightech-Saatgut, synthetische Dünger sowie Pestizide aufnehmen, sondern können mit verbesserten traditionellen Methoden ihre Erträge steigern. Nach der Umstellung erzielen die Bauern zudem bessere Preise für ihre Produkte. Den Schutz der eigenen Gesundheit und der Umwelt gibt es gratis dazu. Mukesh Gupta, Geschäftsführer der Morarka Stiftung: „Öko-Landbau arbeitet im Gleichklang mit der Natur und nicht im Widerspruch zu ihr“. Dieser Aspekt der ökologischen Wirtschaftsweise kommt der traditionellen indischen Verbundenheit mit der Natur sehr entgegen, wie das große Interesse der Bauern deutlich macht. Die Morarka Stiftung setzt sich seit vielen Jahren intensiv für den Bio-Anbau ein und arbeitet mittlerweile mit rund 100.000 Kleinbauern zusammen.


Indische Bundesstaaten machen sich stark für Bio

Die Vorteile der ökologischen Anbauweise haben auch die Regierungen vieler Bundesstaaten überzeugt. Sie investieren seit über zwanzig Jahren in den Ausbau des Ökolandbaus. Sikkim im südlichen Himalaya strebt zum Beispiel die komplette Umstellung seiner landwirtschaftlichen Flächen auf Öko-Landbau bis 2015 an. Dies verkündete Agrarminister Takarpa Anfang 2011. Unterstützt werden soll die Initiative durch ein engagiertes Regierungsprogramm. Dieses umfasst Weiterbildung, eine investitionsfreundliche Politik sowie die Bereitstellung von Marketing-instrumenten.

Auch ICCOA mit Sitz in Bangalore/Kerala, bietet Fortbildungsmaßnahmen an, um den zunehmenden Bedarf an qualifiziertem Personal sowohl für den Öko-Landbau als auch für weiterverarbeitende Unternehmen zu bedienen. Das Qualifizierungs-Angebot Certificate Program in Organic Agriculture (CPOA) startet im Juli 2011 mit einem ersten sechsmonatigen Kurs. Der Bio-Sektor schafft zudem eine nicht unerhebliche Zahl an Arbeitsplätzen. So sind aktuell zum Beispiel mehr als 700.000 Bauern in der indischen Bio-Landwirtschaft tätig.


Vermarktung: Binnenmarkt und Export wachsen

Die Visionen der Bio-Akteure in Indien sind ausgesprochen ambitioniert. Bis 2012 wird ein Plus von 120 % im Inland auf umgerechnet 330 Mio.US-Dollar angestrebt, der Exportumsatz soll auf über 550 Mio.US-Dollar steigen. 2010 brachte dieser laut ICCOA rund 120 Mio.US-Dollar ein. Etwa 230 Firmen waren zu diesem Zeitpunkt im Exportgeschäft tätig, knapp 54.000 Tonnen Bio-Produkte wurden 2009 ausgeführt. Bio-Baumwolle steht dabei an erster Stelle, gefolgt von Obst und Gemüse, Ölsaaten, Tee und Kaffee. Um die Ziele zu erreichen, wurde im Dezember 2010 ein Biohandelsverband gegründet. Das indische Ministerium für Handel und Industrie, Bio-Unternehmen und eine Delegation der US-amerikanischen Organic Trade Association (OTA) haben gemeinsam die Organic Trade Association of India aus der Taufe gehoben. Diese soll die Bio-Vermarktung unterstützt von der Politik ankurbeln.


Einzelhandel reagiert auf steigende Binnennachfrage

Sie heißen Down to Earth, Dubden India, 24 Letter Mantra, Green Channel oder Navdanya. Indische Fachgeschäfte, die Bio-Ware und Gesundheitsprodukte anbieten. Die Nachfrage wächst rasant. Handels-Unternehmer Raj Seelam hält einen Bio-Umsatz von 5–8 Mrd. US-Dollar in den nächsten 15 Jahren auf dem indischen Markt für möglich. Derzeit zählen Experten 150 bis 200 Mio. Menschen zur urbanen Mittelklasse.

Diese gebildeten, oft ernährungsbewussten Städter sind potenzielle Bio-Kunden. Der Bio-Konsum werde sich vervielfachen, so die Prognose von Seelam, Gründer der Bio-Herstellerfirma Sresta und Betreiber des Einzelhandelskonzepts 24 Letter Mantra. Der noch kleine Binnenmarkt wachse derzeit mit jährlich 70 % und mehr. Seelam selbst will die Zahl der Shop-in-Shop Verkaufsstellen bis Ende 2011 auf 800 ausbauen. Die Markenprodukte des Unternehmens sind auch im Ausland zu haben.

Weiterer engagierter Akteur auf dem Bio-Markt ist das vielseitige Unternehmen Morarka Organic. In Zusammenarbeit mit eigenständig unternehmerisch tätigen „Agripreneurs“ schafft Morarka die Rohstoff- und Produktbasis für die Vermarktung, die in Form eines indienweiten Netzwerkes von Großhändlern und Einzelhandelsgeschäften entsteht. Die Marke Down to Earth gibt es in eigenen Geschäften gleichen Namens. Morarka ist aber auch im Exportgeschäft aktiv. Weitere Verkaufskanäle für Bio in Indien: konventionelle Supermärkte, Online-Shops und Wochenmärkte. Mumbai verfügt in der Zwischenzeit sogar über einen wöchentlichen Bio-Bauernmarkt.


Indien: Exportweltmeister für Bio-Baumwolle

Indien ist mit 80 % Marktanteil weltgrößter Lieferant von Bio-Baumwolle, gefolgt von Syrien und der Türkei. Das geht aus dem aktuellen Organic Cotton Farm and Fibre Report der Textile Exchange hervor. Indien hält diese Position bereits das dritte Jahr in Folge. 2009 betrug der Bio-Anteil an der indischen Gesamtproduktion dabei nur 1,4 %. Dhiren Sheth, Präsident der Cotton Association of India (CAI) betont jedoch die Wichtigkeit des Marktsegments und sein riesiges Potenzial. Innerhalb von nur vier Jahren wuchs die Menge der erzeugten Bio-Baumwolle auf das Sechsfache, 220.000 Kleinbauern bebauen und pflegen circa 260.000 Hektar. Weitere rund 90.000 Hektar sind im Umstellungsprozess, denn die Nachfrage nach dem umweltfreundlichen Rohstoff boomt. Neben den Vorreitern der Öko-Textilbranche, die den Sektor seit über 20 Jahren aufbauen, sind es heute vor allem große Modeketten sowie eine Vielzahl kleiner Designerlabels und Start-ups, die auf den natürlichen Rohstoff setzen.

Fachleute sagen Indiens Bio-Textil-Branche einen Marktanteil von 5 % in den kommenden fünf Jahren voraus. Je mehr desto besser, denn der Gewinn für die Umwelt ist enorm: Konventionelle Baumwolle ist eine der am stärksten mit Pestiziden belasteten Kulturen. Nicht zu vernachlässigen sind zudem soziale und kulturelle Aspekte sowie die positiven Arbeitsmarkteffekte. Ein Beispiel: Die Marke Bhu:sattva lässt ihre Kollektionen größtenteils in Heimarbeit herstellen: Rund 10.000 Frauen sind in die Produktion involviert. Schöner Nebeneffekt: Die Textilhandwerkskunst wird gepflegt und bleibt als ur-indische Tradition erhalten. Neben Bio-Lebensmitteln spielen Öko-Textilien auch eine große Rolle auf der BioFach India together with India Organic, der indischen Tochter der BioFach Nürnberg in Bangalore. Erstmals gibt es dort vom 10. bis 12. November 2011 eine Sonderfläche rund um das boomende Marktsegment. Die Textile Street verspricht ein echtes Highlight zu werden.

Aussteller und Fachbesucher der BioFach Nürnberg dürfen sich vom 15. bis 18.  Februar 2012 auf einen glanzvollen und inspirierenden Auftritt Indiens freuen. Namaste! (biofach)
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