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19.12.2010 | 12:32 | Ökologische Leistungen 

Internationaler Workshop zu Erfahrungen über die Honorierung ökologischer Leistungen

Bonn/Vilm - International gibt es bereits gute Ansätze zur Honorierung von Leistungen von Natur, die bislang zumeist kostenlos erbracht wurden.

Landwirtschaftliche Flächen
(c) proplanta
Die internationalen Erfahrungen liefern wichtige Impulse für die nationale Diskussion. Dies ist das Fazit eines internationalen Expertenworkshops zum Thema „Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen“, der heute an der Internationalen Naturschutzakademie des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) auf der Insel Vilm zu Ende ging. Schätzungen ergaben etwa, dass eine um die Hälfte verringerte Entwaldungsrate bis 2030 die weltweiten Treibhausgasemissionen um jährlich 1,5 bis 2,7 Giga Tonnen CO2 senken würde. Damit könnten die Schäden des Klimawandels im Gegenwert von ungefähr 2,8 Milliarden Euro vermieden werden. Zusätzlich können zahlreiche weitere positive Effekte für die Wald-Ökosysteme erhalten bleiben. „Solche ‚Werteströme’, die der Gesellschaft aufgrund von Qualität und Quantität des Naturkapitals zufließen, sind aber meist noch nicht über Märkte erfasst – den Wald abzuholzen bringt daher weitaus mehr Gewinn als sein Erhalt. Hier müssen wir mit entsprechenden Anreizsystemen ansetzen und die Leistungen der Natur stärker in Wert setzen“, sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel.

Internationale Beispiele für die Honorierung von Leistungen der Natur: In verschiedenen Staaten Brasiliens fließen ökologische Indikatoren wie Naturschutzflächen und Trinkwasserschutzgebiete in den Finanzausgleich und die Finanzzuweisungen der Landesebene an die kommunale Ebene ein. In einer Reihe von Ländern, so z.B. in den USA und Indonesien können Landeigentümer oder Kommunen für Leistungen zum Erhalt der Biodiversität oder Erosionsschutzmaßnahmen honoriert werden. Dabei werden Entschädigungen für entgangenen Nutzen und Leistungen über Auktionen ermittelt. Zu den Auktionen können Angebote für Schutzleistungen eingereicht werden. Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen können aber auch auf lokaler Ebene direkt von den Nutzern, z.B. einer Mineralwasserfirma, an die Eigner und Schützer einer Quelle fließen. „Solche ‚Payments for Ecosystem Services’ bieten damit auch sehr interessante Ansätze für einen kooperativen Natur- und Umweltschutz“, erklärte Beate Jessel. „Weltweit gibt es heute mehrere hundert verschiedene Modelle für „Zahlungen von Ökosystemdienstleistungen“ auf verschiedenen Ebenen. Hier können wir uns interessante Anregungen auch für Deutschland holen, etwa was die Berücksichtigung ökologischer Belange im interkommunalen Finanzausgleich oder in der umweltökonomischen Gesamtrechnung angeht“, so Jessel.

Im Verlaufe des Workshops auf Vilm wurden kritische Aspekte der Anwendung verschiedener Ansätze, wie Kosteneffektivität, Fairness bei der Verteilung von Leistungen, Verluste durch Entwaldung an anderer Stelle oder die Bedeutung von Governance Strukturen analysiert. So kann durch gezielte Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen ein Beitrag zur Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern bzw. zur Überbrückung der Disparitäten zwischen Verdichtungsräumen und ländlichen Gebieten geleistet werden. In letzteren ist die ländliche Bevölkerung häufig noch stark von der Nutzung natürlicher Ressourcen abhängig und erbringt zugleich Leistungen, von denen – bislang zumeist kostenlos – die städtische Bevölkerung profitiert. In Bolivien konnten durch die Einbeziehung von lokalen Basisorganisationen bei der Anwendung von Anreizsystemen ein wichtiger Beitrag zum Schutz der lokalen Wasserversorgung geleistet und gleichzeitig spezifische Zielgruppen unterstützt werden. Zur Weiterentwicklung und Anwendung geeigneter Ansätze gilt es, insbesondere auch Entscheidungsträger auf lokaler und nationaler Ebene über die Chancen von „Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen“ zu informieren und dafür ein entsprechendes „Capacity Building“ anzubieten.

Zu den Veranstaltern des Workshops gehören neben dem BfN das Sekretariat der Biodiversitätskonvention, das Umweltforschungzentrum in Leipzig und das Institut für Umweltökonomik und Welthandel der Universität Hannover. Diese waren zum Teil an der Erstellung einer internationalen Studie „The Economics of Ecosystems & Biodiversity“ (TEEB) beteiligt, die auf der 10. Vertragsstaatenkonferenz zum Übereinkommen zur Biologischen Vielfalt in Nagoya vorgestellt wurde und dort große Aufmerksamkeit erregte. Auch für Deutschland soll nun eine TEEB Studie erstellt werden. „Aus der Analyse der internationalen Erfahrungen und den Empfehlungen lassen sich wichtige Erkenntnisse ableiten, die auch für die Implementierung von Anreizsystemen für Ökosystemdienstleistungen in Deutschland sehr wichtig sind“, so die Präsidentin des BfN Prof. Jessel. (BfN)
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