Donnerstag, 08.06.2023 | 14:43:25
Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
13.01.2023 | 11:30 | IGW 2023 

Kühe, Klima, Weizenbier: Die Grüne Woche kehrt zurück

Berlin - Aufgepasst, hier kommt das Walachenschaf: Feingliedrig, mittelgroß, «mit wachem Ausdruck», so beschreibt die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen die osteuropäische Schafart.

IGW 2023
Es muht, wiehert und hoppelt wieder in Berlin: Nach zwei Jahren Zwangspause öffnet die Grüne Woche ab kommendem Freitag wieder für Besucher. Auf der wichtigsten Leistungsschau der deutschen Agrarwirtschaft geht es auch um die Herausforderungen der Branche. (c) proplanta
Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin, die erstmals nach zwei Jahren Corona-Pause vom 20. bis zum 29. Januar wieder ihre Tore öffnet, soll das Schaf als «Gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2023» gekürt werden. Der große traditionelle Treff der Ernährungsbranche soll aber auch wieder viele Neugierige zum Probieren und Informieren anlocken - auch in schwierigen Zeiten.

«Auf der Grünen Woche kann man Lebensmittel riechen, sehen, fühlen, schmecken, genießen», sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied. Die Messe zeige die Vielfalt der landwirtschaftlichen Erzeugung. Das Motto des Bauernverbands: «Klima schützen, Artenvielfalt erhalten, Ernährung sichern». Rund 400.000 Besucher und 1.400 Aussteller zählten die Veranstalter in den Vor-Corona-Jahren. In diesem Jahr dürften aus beiden Gruppen weniger kommen.

Für Kinder und das Fachpublikum aus der Agrarwirtschaft ist die wichtigste Leistungsschau der Branche dennoch wohl gleichermaßen spannend. Während sich die Jüngeren auf Kühe, Pferde und einen Streichelzoo freuen, können sich die Eltern mit Weizenbier und Schweinshaxe an einem der zahlreichen Essensstände stärken.

Den Fachbesuchern geht es hingegen vor allem um einen Austausch über akute Themen der Branche. Nach zwei Jahren ohne Grüne Woche, dem russischen Angriff auf die Ukraine und überall höheren Preisen gibt es viel zu besprechen. Bei den Geschäftserwartungen für 2023 bleiben die Landwirte, die ohnehin nicht zu euphorischen Prognosen neigen, lieber zurückhaltend. «Die Unsicherheiten sind groß», sagt Rukwied.

Energie und Dünger wurden seit dem Ukraine-Krieg deutlich teurer. Und die Kosten können auch noch stark schwanken, ebenso wie die zu erzielenden Preise für Weizen und Co. «Da braucht man am Ende natürlich ein Stück weit eine glückliche Hand, um im richtigen Moment einzukaufen und im richtigen Moment zu verkaufen», erläutert Rukwied.

Immerhin konnten sich viele Höfe angesichts der Preissteigerungen in den Supermärkten finanziell stabilisieren. Im Ende Juni abgelaufenen vergangenen Wirtschaftsjahr 2021/22 stiegen die Gewinne im Schnitt auf 79.700 Euro, wie der Bauernverband bilanzierte. Das waren 49 Prozent mehr als der schlechte Vorjahreswert, und die seien auch «dringend notwendig», damit die Betriebe gestiegene Risiken bewältigen könnten. Sorgenkinder der Branche bleiben die Schweinehalter. Für sie kommt noch Unklarheit auf dem politischen Feld dazu, wenn es um die Bedingungen beim angestrebten Umbau zu mehr Tierschutz im Stall geht.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist erstmal keine Entspannung bei den stark gestiegenen Lebensmittelpreisen in Sicht. Die Branche beobachtet, dass inzwischen vor allem günstigste Produkte gefragt sind. Bei lange erfolgreichen Bioprodukten, die oft mehr kosten, gab es 2022 wohl einen Dämpfer, wie der Bauernverband ermittelte. Die lange relativ niedrigen Lebensmittelausgaben der Haushalte könnten noch ein bisschen zulegen, machte Rukwied deutlich. «Aber nach wie vor sind Lebensmittel in Deutschland günstig einzukaufen.»

Doch auf der Grünen Woche soll es noch um mehr gehen. Die Entwicklung ländlicher Regionen, Biokraftstoffe oder die Rolle Osteuropas und Zentralasiens für die globale Ernährungssicherheit stehen auf Fachkongressen im Mittelpunkt. Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) lädt Amtskolleginnen und -kollegen aus aller Welt zu einer Konferenz.

Schon lange ist die Messe auch ein Ansatzpunkt für diejenigen, denen Zustände in der konventionellen Landwirtschaft große Sorgen bereiten. Nach zwei Jahren Pause sollen am 21. Januar wieder Hunderte Traktoren des Bündnisses «Wir haben es satt» durch die Hauptstadt rollen. Der Zusammenschluss aus Landwirten und Verbrauchern setzt sich für den Erhalt von Höfen sowie für «konsequenten Klima- und Tierschutz» ein. Tausende Menschen erwartet die Initiative zur Abschlusskundgebung vor dem Brandenburger Tor.

Nachhaltigkeit soll auch einer Messesprecherin zufolge auf der Publikumsmesse ein Schwerpunktthema werden: Für die Tiere sind mehr Platz und wiederverwendbare Gehege aus Holz vorgesehen. Besucherinnen und Besucher können sich demnach in verschiedenen Workshops auf der Messe mit dem Thema auseinandersetzen.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Grüne Woche in neuem Gewand

 Bewerbungsphase für Internationale Grüne Woche 2024 beginnt

  Kommentierte Artikel

 Scharfe Kritik am geplanten Verbot der Anbindehaltung

 Kosten für Bewässerung in Landwirtschaft steigen

 Milchbauern fordern wegen sinkender Erlöse Politik zum Handeln auf

 Thüringens Agrarministerin will Ökolandbau-Anteil bis 2027 auf Bundesniveau

 Mehlschwalben und Mauersegler machen sich rar

 BN-Chef hält Angst vor Wölfen für unbegründet

 Offener Brief an Umweltministerin Lemke zur Trophäenjagd

 Installation von Balkonkraftwerken soll erleichtert werden

 Nordzucker trotzt Krisen und steigert den Gewinn deutlich

 Mehr Fläche, weniger Bürokratie: Habeck will mehr Windkraft an Land