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08.09.2016 | 15:40 | Schiffbaumesse 2016 

Messegipfel der maritimen Krisenbranchen

Hamburg - Die Pleite der südkoreanischen Reederei Hanjin, der siebtgrößten Linienreederei der Welt, ist ein unübersehbares Zeichen der Branchenkrise. So war sie denn auch Hauptgesprächsthema im Vorfeld der weltweit größten maritimen Messe SMM in Hamburg.

Schifffahrt in de rKrise
Die Schifffahrt steuert seit vielen Jahren durch ein Wellental, der Schiffbau ist nun auch weltweit eingebrochen und die Banken ziehen sich aus der maritimen Wirtschaft zurück. Bei der Schiffbaumesse SMM soll die Digitalisierung den Weg aus der maritimen Misere weisen. (c) proplanta
Drei Tage lang kommen in der Hansestadt die führenden Vertreter von Reedereien und Werften, Zulieferern und Offshore-Ausrüstern zusammen, um sich über die technischen Neuerungen in der Branche zu informieren und vielleicht auch Aufträge zu vergeben. Zur SMM (6.-9.9.) haben sich mehr als 2.200 Aussteller aus 66 Ländern angemeldet. Es werden 50.000 Fachbesucher erwartet.

Düsterer als in diesem Jahr könnte das Branchenumfeld kaum sein. «Rund drei Viertel der Welt-Schifffahrt sind in einer schwierigen Situation», gab Thomas Rehder aus dem Präsidium des Verbands Deutscher Reeder (VDR) am Montag die Tonart vor.

«Das betrifft nicht nur die Containerschifffahrt, sondern ebenso Gas- und Öltanker, Massengutfrachter und die Offshore-Förderindustrie.» Während in der Schifffahrt die Krise bereits ins achte Jahr geht, erleben die Werften erst jetzt ihren Einbruch. Sie erhalten weltweit nicht einmal mehr halb so viele Aufträge wie im Vorjahr. Und für die Banken ist die Schiffsfinanzierung nicht mehr attraktiv; sie fassen die gesamte Branche mit ganz spitzen Fingern an.

Auch Uwe Beckmeyer (SPD), Maritimer Koordinator der Bundesregierung, sieht die Branche aktuell in «schwerem Wasser» und verwies auf das Werftensterben der vergangenen Jahrzehnte. «Aber wir haben auch Kerne erhalten und geschaffen, die international Glanzlichter sind», betonte er.

«Das zeichnet Deutschland aus, wie man aus einer Strukturschwäche eine Stärke machen kann.» Reinhard Lüken vom Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) stimmte ihm zu: Die Hälfte aller weltweiten Schiffbauaufträge entfallen mittlerweile auf Kreuzfahrtschiffe, und in diesem Segment nehmen deutsche und europäische Werften eine starke Position ein. Auch die deutsche Zulieferindustrie, die etwa drei Mal so groß ist wie die Werften selbst, liefert ebenso viel Ausrüstung nach Asien wie nach Europa.

Die deutsche Handelsflotte ist mittlerweile von einst 3.900 auf weniger als 3.000 Schiffe geschrumpft. «Aber gerade in so einer Situation ist es wichtig zu fragen, was kann ich tun, um die Performance eines Schiffes zu verbessern», sagte Rehder. Und so setzt die Branche voll auf Digitalisierung, Innovation und Industrie 4.0. «Das ist ein Schlüsselfaktor für die Zukunftsfähigkeit der Branche», sagte Messechef Bernd Aufderheide.

So geht es in den Hamburger Messehallen zum Beispiel um die digitale Überwachung und Auswertung aller Betriebsdaten des Schiffes, um leistungsstarke Navigationstechnik, die vielleicht auch einmal ohne Crew auskommt, um effiziente Wartung und Kontrolle der technischen Schiffs-Infrastruktur. Und um Umweltschutz: «Green Shipping» ist neben der Digitalisierung der zweite Schwerpunkt der Fachmesse. Eine ganz Halle ist allein umweltfreundlicher Antriebstechnik gewidmet.

Eine Versorgungsstruktur für verflüssigtes Erdgas (LNG) als Treibstoff entsteht erst langsam. Durch den Verfall der Ölpreise und damit auch billigen Schiffsbunker ist LNG erst einmal nicht mehr interessant. Doch auf der Messe soll auch zu sehen sein, was vielleicht erst in fünf oder zehn Jahren wirklich marktgängig ist.
dpa
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