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23.02.2014 | 07:32 | Futterernte 

Produktion bester Grundfutterqualitäten

Frankfurt/Main - Die Verfahren und die Technik für die Futterernte standen im Fokus der diesjährigen Tagung „LandTechnik für Profis“ der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) und der Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik im VDI am 11. und 12. Februar im Forum der John Deere-Werke in Mannheim.

Optimale Futterernte
(c) proplanta
Nahezu 300 Fachleute aus Wissenschaft, Wirtschaft, Beratung und landwirtschaftlicher Praxis diskutierten über Anforderungen, Konzepte und Trends.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Prof. Dr.-Ing. Stefan Böttinger, Vorsitzender des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik, und Landwirt Martin Umhau, Vorstandsmitglied der DLG.

In seinem Einführungsvortrag verwies Christoph Wigger, John Deere-Vice President Sales & Marketing, auf die Wettbewerbsvorteile der europäischen Milchproduktion. Sie seien unter anderem geprägt durch ein hohes Maß an Fachwissen und Kompetenz, durch klimatische und politische Stabilität, hohe Standards im Bereich Tierwohl, Nahrungsmittelsicherheit und Umweltschutz sowie durch die weltweite Markenreputation von Milcherzeugnissen.

Darüber hinaus habe die Landtechnik-Branche eine hohe Innovationskraft. Landwirtschaftliche Maschinenlösungen zur Produktion, Lagerung und Konservierung sowie zur Fütterung von Grünfutter spielten eine Schlüsselrolle in der effizienten Erzeugung von Futter mit Premiumqualität.

Die Anforderungen an die Futterernte-Technik haben sich in der Vergangenheit stark gewandelt. Ging es noch bis vor wenigen Jahren in erster Linie darum, dass die Technik helfen sollte, die Arbeit schneller und einfacher zu erledigen, drängen heute die Optimierung von Arbeitsabläufen die nachhaltige Bewirtschaftung oder die Steigerung der Qualität geernteter Güter in den Vordergrund.

Für Dr. Lars Fliege, Geschäftsführer der Agrargesellschaft Pfiffelbach (Thüringen) ist dabei die Erzeugung von Qualitätsgrundfutter das überragende Element. „Der Flaschenhals dabei ist das Silo“, erklärte Fliege. Auf das optimale Befüllen und Verdichten müsse die gesamte Verfahrenskette abgestimmt werden. Und: „Wir brauchen Lösungen, um das Silo noch besser abdecken zu können.“ Sorgen bereiten nach Aussage von Dr. Johannes Thaysen von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein die Grassilage-Qualitäten.

Im vergangenen Jahr seien nahezu bundesweit sehr schlechte Ergebnisse erzielt worden. Neben ungünstigen Witterungsbedingungen zur Erntezeit machte Thaysen aber auch Fehler beim Einbringen der Ernte und in deren Lagerung, insbesondere beim Verdichten im Silo, für diese schlechten Resultate verantwortlich. „Die technische Schlagkraft ist zwar vorhanden, sie wird aber nicht immer und überall optimal eingesetzt“, so der Fütterungsfachmann.

Um eine erstklassige Grassilage zu erzeugen, sind unter anderem der richtige Schnittzeitpunkt, ein Anwelkegrad von 30 bis 40 Prozent und eine kurze Feldliegezeit entscheidend. Dies betonte Alfons Fübekker von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Daher gelte es, die Grassilage zügig und ohne große Verluste einzubringen. Dazu sei eine schlagkräftige Silagewerbekette erforderlich.

Geräte mit größerer Arbeitsbreite kämen immer häufiger zum Einsatz. Auch ist es Fübekker zu Folge vielfach sinnvoll, die Grasbergung überbetrieblich erledigen zu lassen, „weil so preiswert ausreichend Schlagkraft zur Verfügung steht.“

Moderne Erntemaschinen, wie der Feldhäcksler, könnten einen wichtigen Beitrag leisten, die Kosten der Silageproduktion zu optimieren und den Energieertrag pro ha zu steigern. So die Auffassung von Klaus Kellner, Produkt & Marketing Manager bei John Deere. Gerade der Feldhäcksler entwickle sich zusehends zum fahrenden Labor.

Sensoren machten es möglich, nicht nur die Feuchte sondern auch Inhaltsstoffe wie NDF, ADF, Protein und Stärke während des Ernteprozesses permanent zu messen, darauf basierend die Maschine optimal einzustellen und wohl in absehbarer Zukunft auch die Siliermittel-Zugabe entsprechend zu steuern.

Bei den immer komplexer werdenden Maschinen stellt sich aber unweigerlich die Frage: Ist der Fahrer überhaupt noch in der Lage, diese Geräte mit all ihren Funktionen korrekt zu bedienen? Immerhin muss man nicht nur lenken, sondern auch auf ein nebenherfahrendes Fahrzeug überladen und dabei mit dessen Fahrer irgendwie in Kontakt stehen. Gleichzeitig gilt es, den Gutfluss am Vorsatzgerät im Auge zu behalten, die Maschinenauslastung zu optimieren und die Häckselqualität zu kontrollieren.

„Wir Hersteller reagieren hierauf mit der Entwicklung und Verbesserung von Fahrerassistenz-Systemen“, erklärte Dominik Grothe, Produktmanager bei Claas. So stehen heute mechanische visuelle oder GPS-basierte Lenkhilfen zur Verfügung. Metall- und Steindetektoren sorgten am Vorsatz für mehr Sicherheit. Auch Motormanagement-Systeme würden dafür sorgen, dass Maschine und Motor stets im Optimum laufen. „Darüber hinaus gibt es heute bereits Lösungen, wo Kamerasysteme den Befüllungszustand des Erntewagens erkennen und den Auswurf entsprechend anpassen“, so Grothe.

„Große Maschinen und Geräte mit ausgeklügelter Technik sind im Trend, doch es gibt auch Märkte für kleinere, einfache Einheiten“. Dies erklärte Dr.-Ing. Josef Horstmann, Geschäftsführer der Maschinenfabrik Bernard Krone bei seinem Vortrag über Entwicklungstendenzen. Bei den Ballenpressen gehe der Trend neben der Leistungssteigerung und der Schnittqualität eindeutig hin in Richtung höhere Dichte.

Beim Ladewagen gelte ein Augenmerk den stets geschliffenen Messern. Neben automatischen Schleifsystemen für einzelne Messer, die während des Fahrens arbeiten, stünden Lösungen zur Verfügung, mit denen gleich der gesamte Messersatz entweder am Ladewagen oder nach dem Ausbau der Messerkassette geschärft werden kann. Während der nach vorn abgesenkte Kratzboden bereits Hersteller übergreifende Verbreitung gefunden habe, kommen Modelle mit beweglicher Vorderwand auf den Markt.

Weitere Entwicklungsschübe sind Dr. Horstmann zu Folge bei der Elektronik zu erwarten. Er verwies unter anderem auf das „Tractor Implement Management (TIM)“. Hierbei würden Traktor und Anbaugeräte via ISOBUS kommunizieren. Das Anbaugerät werde über ein traktoreigenes Bedienterminal gesteuert, und das Anbaugerät sende seine Wünsche an den Traktor. Dabei könnten die Lenkung, die Fahrgeschwindigkeitsregelung, das Hubwerk, die Zapfwelle, Hydraulik-Ventile und Funktionen sowie in Zukunft auch „elektrische Energien“ automatisiert werden.

Die modulare Selbstfahrtechnik hält der Krone-Geschäftsführer nur dann für möglich, wenn alle Anbaugeräte an allen Traktoren kuppelbar sind, keine properitären oder herstellerinternen Lösungen vorhanden sind und die Serviceunterstützung (Datenbank) geklärt ist.

Das Verdichten des Futters beim Einlagern in das Fahrsilo beeinflusst die Qualität der Silage maßgeblich. „Es stellt häufig den Engpass in der gesamten Erntekette dar und begrenzt den Durchsatz“. Dies betonte Dr. Thomas Hoffmann vom Leibnitz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB). Insbesondere das Wissen um die aktuelle Dichte des Futterstapels könne helfen, entsprechende Zielwerte zu erreichen.

Das ATB habe Untersuchungen zur Online-Dichtemessung mit Hilfe einer radiometrischen Messsonde durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten die Eignung dieses Verfahrens zum Messen der Dichte während des Verdichtens im Fahrsilo. Damit könne das Futter beim Einlagern gezielt verdichtet werden. Im kommenden Jahr soll das Messsystem zur Serienreife gebracht werden.

Auf Abstimmung, Arbeitswirtschaft und Kosten von Ernteketten ging Dr.-Ing. Norbert Fröba vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) ein. Wie der KTBL-Mitarbeiter erklärte, sind alle Arbeitsgänge vom Mähen über das Zetten/Wenden und Schwaden bis hin zum Bergen kapazitätsmäßig aufeinander abzustimmen.

Mit der Leistungsfähigkeit der Ernteketten würden die spezifischen Arbeitskosten sinken und die nötigen Investitionen steigen. Allerdings sei zu beachten, dass die Maschinen in den leistungsfähigeren Ernteketten größere jährliche Einsatzumfänge benötigten, da sonst die fixen Maschinenkosten und damit die Arbeitserledigungskosten steigen würden. Zu berücksichtigen seien bei den einzelnen Verfahren die Entfernungen zwischen Feld und Lager.

In einem abschließenden Beitrag ging Prof. Dr. Ludger Frerichs von der Technischen Universität Braunschweig auf Entwicklungstrends in der Halmguternte ein. Diese würden von den Einflüssen der Megatrends in der Gesellschaft wie auch von der Technologieentwicklung und nicht zuletzt von den generellen Entwicklungen in der Landwirtschaft beeinflusst.

Trotz der branchenüblichen Volatilität in den Verkaufszahlen lasse sich für die nächsten Jahre auf dem deutschen Markt  im Mittel eine gewisse Konstanz auf eingespieltem Niveau erwarten. Treiber der Entwicklung sieht Professor Frerichs unter anderem in steigenden Qualitätsanforderungen sowie in der erforderlichen Ressourcenschonung und Emissionsbegrenzung. Dementsprechend würden die Leistung, die Effizienz und die Arbeitsqualität der Prozess- und Verfahrenstechnik im Fokus der Weiterentwicklungen stehen.

Neue Formen der Antriebstechnik würden für Fahr- und Prozessaufgaben entwickelt. Hohes Innovationspotenzial sieht der Professor durch vernetzte Systemlösungen auf Basis der Kommunikation aller am Verfahren Beteiligten. „Es wird nicht bis 2025 dauern, bis aus den heutigen Schlagworten ‚Cyber Physical Systems‘ und ‚Landwirtschaft 4.0‘ erlebbare Gesamtsysteme werden“, betonte Frerichs. (dlg/vdi)
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