„Wir wollen die
Landwirtschaft verändern und weiterentwickeln, aber die vielfältigen Strukturen einer unternehmerischen, familiengetragenen Branche sichern. Der Deutsche
Bauernverband mit seinen Landesverbänden wird sein Ziel „Veränderung gestalten“ konsequent weiterverfolgen. Dabei kommt es auf praxistaugliche und wirtschaftliche Alternativen an.“
Dies betonte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) auf der Pressekonferenz zur Eröffnung der Internationalen Grünen Woche 2018 in Berlin. „Von der neuen Bundesregierung erwarten die Landwirte Rückendeckung für diesen Entwicklungsprozess. Den Blick nur auf das Ordnungsrecht zu richten, hilft nicht weiter. Dies wäre sogar schädlich, weil es dadurch in der Vergangenheit auch zu einem verschärften
Strukturwandel gekommen ist,“ erklärte Rukwied.
Die Landwirte hätten die wirtschaftliche Erholungsphase nach den Krisenjahren 2015 und 2016 genutzt, um wieder zu investieren und Eigenkapital aufzubauen, betonte der Bauernpräsident.
Umweltschutz und
Tierwohl würden durch Innovationen wie digitale Techniken verbessert werden.
„Die digitale
Vernetzung der Daten aus dem Stall, aus
Bodenbearbeitung, Ernte, Bodenuntersuchungen, Düngung und Witterung setzt neue Maßstäbe für den landwirtschaftlichen Beruf. Zwei Drittel unserer Landwirte sehen deshalb in der Digitalisierung Chancen für ihren
Betrieb und schätzen sich selbst als kompetent ein. Fast 70 Prozent der Landwirte sind nach einer gemeinsam mit dem Digitalverband Bitkom durchgeführten Untersuchung überzeugt, dass die digitale Kompetenz in Zukunft genauso wichtig sein wird wie die klassische oder unternehmerische Kompetenz“, unterstrich Rukwied.
Neben der Landwirtschaft und der Umwelt seien die Verbraucher die Nutznießer der Digitalisierung, da über Transparenz und
Rückverfolgbarkeit das Informationsangebot verbessert werde könne.
Die digitale Technik sei für alle
Betriebe unabhängig von der Größe nutzbar. Das größte Problem sei derzeit jedoch, das in ländlichen Räumen das notwendige schnelle Internet sehr häufig nicht vorhanden sei. „Die neue Bundesregierung ist gefordert, bei dem Ziel der Errichtung flächendeckender Gigabit-Netze über Glasfaser und 5G die ländlichen Gebiete besonders in den Fokus zu nehmen“, betonte Rukwied.
Die
Tierhaltung in Deutschland wandele sich nicht nur durch die Digitalisierung, sondern auch durch wirtschaftsgetragene Konzepte wie die Initiative Tierwohl. Ab 2018 würden 23 Prozent der in Deutschland gemästeten Schweine und über 1.000 Geflügelbetriebe über die
Initiative Tierwohl erreicht werden. Der
Lebensmitteleinzelhandel finanziere bis 2020 mit jährlich 130 Mio. Euro diesen Wandel. Der hohe Marktanteil lasse eine Verbindung mit einem staatlich getragenen Tierwohl-Label als sinnvoll und notwendig erscheinen, so Rukwieds Einschätzung.
Spürbare Veränderungen seien auch im
Ackerbau und im Umweltschutz im Gange. So werde durch das Mitte 2017 in Kraft getretene neue
Düngerecht der
Grundwasserschutz verbessert und der bereits in den Vorjahren eingeschlagene Weg zur Senkung der Stickstoffüberschüsse weiter beschritten.
„Beispiele aus den Vorjahren zeigen, dass mit geeigneten Maßnahmen die Nitratgehalte im
Grundwasser in Regionen wie Baden-Württemberg erfolgreich gesenkt werden konnten. Im Blick haben wir diejenigen 15 Prozent der Brunnen in Deutschland, wo Handlungsbedarf bei der Grundwasserqualität besteht. Hier ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und
Wasserwirtschaft zur Problemlösung notwendig“, erklärte Rukwied.
Der
Bauernpräsident verwies weiter auf die Klimastrategie des DBV. Dieses Konzept lege das Ziel fest, die Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft um 30 Prozent bis 2030 gegenüber 1990 zu senken. Wichtige Bausteine seien eine Verdoppelung der CO2-Vermeidungsleistung durch
Bioenergie und die weitere Steigerung der Klimaeffizienz in der landwirtschaftlichen Erzeugung.
In verschiedenen Forschungsprojekten würden wichtige Zukunftsfragen wie die Verbesserung der
Artenvielfalt in der Agrarlandschaft geklärt. Auch für die Landwirte sei es von großer Bedeutung, eine vielfältige Flora und Fauna mit einer effizienten Erzeugung von
Lebensmitteln in Einklang zu bringen.
„Die Lösung dieser Fragen nehmen unsere Landwirte sehr ernst. Denn wir wirtschaften in und mit der Natur, brauchen Artenvielfalt, ohne die wir nicht erfolgreich Landwirtschaft betreiben können“, hob
Rukwied hervor. Zu den Projekten zählen auch die bundesweiten der
Bauernverbände und deren Kulturlandschaftsstiftungen wie das Projekt „Lebendige Agrarlandschaften“ des
DBV sowie das Projekt FRANZ des DBV gemeinsam mit der Michael-Otto-Stiftung für Umweltschutz, die sich beide auf der Grünen Woche den Messebesuchern vorstellen.