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22.01.2014 | 09:32 | Grüne Woche 2014 

Sortenvielfalt darf politisch nicht gefährdet werden

Mainz - „EU-Standards für die Saatgutzüchtung dürfen nicht auf Kosten der Vielfalt auf dem Feld, im Einkaufskorb, unserer natürlichen Ressourcen sowie der Züchter und der bäuerlichen Betriebe gehen.“

Saatgut-Vielfalt
(c) proplanta
Das erklärte die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken heute auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin im Rahmen einer Fachveranstaltung des Landes Rheinland-Pfalz vor rund 50 Teilnehmern. Ministerin Höfken, die auch Kultursaatgut-Botschaftern der Kultursaaten e.V. ist, diskutierte mit Vertreterinnen und Vertretern der Saatgutbranche sowie aus Politik, Land- und Lebensmittelwirtschaft die Zukunft der Saatgutzüchtung in Deutschland.

Die neue EU-Verordnung zur Vereinheitlichung des Saatgutrechts wurde sehr kritisch erörtert. Die EU orientiere sich dabei an europaweit geltenden Standards und passe das Saatgut einem Markt an, der immer stärker die Anforderungen der industrialisierten Landwirtschaft bedient, bemängelte Höfken.

„Wir brauchen aber eine Vielfalt von Sorten sowohl für den konventionellen als auch den ökologischen Landbau. Dazu gehören Sorten, die sich an regionale Bedingungen und an Herausforderungen wie den Klimawandel anpassen können. Lokale Getreide-, alte Kartoffel- oder seltene Apfelsorten dürfen daher nicht auf der Strecke bleiben.

Im Bundesrat habe ich mich deswegen für eine kritische Stellungnahme zur EU-Saatgutverordnung eingesetzt, die am 8.11.2013 eine breite Unterstützung durch die Bundesländer fand“, so die Ministerin. Es sei zu begrüßen, dass die massive Kritik sowohl aus dem Bundesrat sowie aus Landwirtschaft, Verbraucher- und Umweltverbänden offensichtlich angekommen sei. So werde seitens des EU-Parlaments weiterer Diskussionsbedarf gesehen und eine Abstimmung vor den Europawahlen sei nicht mehr zu erwarten.

Die landwirtschaftlichen Betriebe müssten dauerhaft, unabhängig und frei ihr Saat- und Pflanzgut beziehen und auf bereits vorhandene Sorten zurückgreifen können. Das gelte insbesondere für die bäuerlichen und ökologisch wirtschaftenden Betriebe, da sich deren Ansprüche an Saatgut von denen der industriellen Unternehmen stark unterscheide, so Höfken. Außerdem seien die Kriterien und Prüfverfahren teuer und aufwendig und für die mittelständischen Züchter oft nicht leistbar.

„Das Saatgut ist unser Kulturerbe und wichtiger Teil unserer Ernährungssicherung. Der Staat muss die Rahmenbedingungen setzen, dieses Erbe zu schützen und dafür sorgen, dass die Vielfalt erhalten bleibt“, so Höfken.

Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz stärke daher die bäuerliche Landwirtschaft mit ihren regionstypischen und zum Teil lokal angepassten Nutzpflanzen sowie die Vermarktung regionaler Produkte. Zum Erhalt alter und historischer Sorten habe das Land ein eigenes Internetportal eingerichtet. In dem Projekt werde vorhandenes Wissen zu historischen Nutzpflanzensorten aus Rheinland-Pfalz erfasst und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Weitere Info: Die vom rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsministerium veranstaltete Fachtagung „Zukunft der Saatgutzüchtung“ fand im Rahmen der Internationalen Grünen Woche statt. Die Fachreferate hielten: Ministerin Ulrike Höfken; Stephanie Franck (Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchtung); Gebhard Rossmanith, (Bingenheimer Saatgut); Martin Häusling (MdEP); Prof. Dr. Peter Wehling (Julius-Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen); Udo Hemmerling (Deutscher Bauernverband). (PD)
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