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08.03.2012 | 12:37 | Milchwirtschaft 

Wettbewerb der Molkereien um Milch unterentwickelt

Warburg/ Hamm - AbL-Milchtagung in Warburg: Bundeskartellamt kritisiert hohe Hürden für Bauern, Molkerei zu wechseln. Marburger Bauern gründen eigene Molkerei.

Milchwirtschaft
(c) proplanta
Das Bundeskartellamt hält die Möglichkeiten der Bauern, die Molkerei zu wechseln und die Milch an ein anderes Unternehmen zu verkaufen, mittlerweile für stark eingeschränkt.

Eva- Maria Schulze vom Bundeskartellamt nannte am Montag auf der Milchtagung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der Katholischen Landjugend (KLJB) und der Universität Kassel in Warburg-Hardehausen zwei wesentliche Gründe: Zum einen steckten die Bauern bei den meisten Molkereien in zu langfristigen Lieferverträgen mit zu langen Kündigungsfristen von zwei Jahren. Zum anderen sei der Konzentrationsgrad der Molkereien in einigen Regionen mittlerweile so hoch, dass den Bauern ohnehin fast keine Wahl mehr bleibe. Das Kartellamt werde daher neue Fusionen von Molkereien noch stärker als bisher darauf prüfen, ob negative Folgen für Milchbauern zu erwarten sind.

Romuald Schaber, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), konnte sich mit der Analyse des Kartellamts weitgehend anfreunden. Ihm fehlten aber Vorschläge des Amtes dazu, was an politischen Rahmenbedingungen geändert werden müsse, „um den Markt ins Lot zu bringen“. Die Politik müsse den Milcherzeugern ausreichend wirksame Mittel in die Hand geben. Auf EU-Ebene müsse die Kosten- und Erlössituation auf den Höfen viel stärker in den Blick genommen werden. Kostendeckende Erzeugerpreise müssten zum Maßstab der erzeugten Mengen werden.

Die Vorsitzende der AbL, Maria Heubuch, rief die Berufskollegen auf, die jüngst von der EU etwas erweiterten Möglichkeiten zur Bündelung aktiv zu nutzen und sich in Erzeugergemeinschaften unabhängig von den Molkereien zusammenzuschließen. „Es ist sowohl für Bauern als auch für die Verbraucher vorteilhaft, wenn wir die Schieflage am Milchmarkt aufbrechen“, so Heubuch.


Neue Molkerei Marburg

Von einem besonderen Vorhaben berichtete Hans-Werner Wege aus Marburg. Dort haben sich 72 Milchbauern entschlossen, ihr Milchwerk wieder selbst zu betreiben. Die Genossenschaft hatte ihr Milchwerk vor Jahren an eine größere Molkerei verpachtet und die Milch an diese verkauft. In den letzten Jahren waren die Bauern jedoch zunehmend unzufrieden, und es kam schließlich zum Bruch mit dem alten Pächter. Nun betreiben die Bauern ihre Molkerei zum 1. April wieder in Eigenregie. Wege kündigte an, dass ab Mai die gentechnikfrei erzeugten Produkte an einen festen Abnehmer gingen. Dennoch stellte der Geschäftsführer eindrücklich die Schwierigkeiten der Übernahme der Molkerei dar.


Weideprämie bei FrieslandCampina

Über die Einführung einer Weideprämie bei einer der größten europäischen Molkereien berichtete Ernst Berbecker von der Molkerei FrieslandCampina. Die zahlt ab diesem Jahr Milchbauern einen halben Cent je Liter Milch mehr, wenn die Bauern ihre Kühe wenigstens 120 Tage im Jahr für sechs Stunden auf der Weide grasen lassen. Damit wolle die Molkerei den Trend stoppen, dass Kühe zunehmend ganzjährig im Stall gehalten werden. Die Weideprämie ist Teil eines umfassenden Nachhaltigkeitskonzeptes der Molkerei.


Energie-Verbrauch auf dem Hof

Wo wird auf dem Hof die meiste Energie verbraucht? Dieser Frage ging Armin Bücheler, Leiter der Fachschule Donaueschingen, nach. Mit seinen Schülern hat er konkrete Betriebe daraufhin untersucht. Demnach macht der Dieseleinsatz rund ein Drittel des Energieverbrauchs aus. Aber auch Mineraldünger und Futterzukauf stellen wichtige Positionen dar. Beim Energiesparen könnten die Betriebe viel voneinander lernen.


Antibiotika und Tiergesundheit

Die letzten beiden Vorträge beschäftigten sich mit dem Themenfeld Tiergesundheit. Vom Bundesinstitut für Risikobewertung zeigte Dr. Bernd-Alois Tenhagen die gesellschaftlichen Risiken eines zu hohen Einsatzes von Antibiotika in Teilen der Tierhaltung auf. Dirk Albers von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen lenkte das Augenmerk der Praktiker auf die Qualität der Futterbergung.

Schlechte Gras-Silagen stünden im Verdacht, bestimmte Krankheiten wie Botulismus auslösen zu können. Er mahnte dazu, den ersten Schnitt nicht zu früh zu ernten, die Silage nicht nass, sondern gut angewelkt einzufahren und im Silo gut zu verdichten. (AbL)
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