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05.06.2017 | 10:25 | Multiresistente Keime 
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Antibiotika werden zu oft verschrieben

Berlin - Trotz erster Erfolge werden einer Studie zufolge immer noch zu viele Antibiotika unnötig verschrieben. Das gefährdet auf Dauer ihre Wirksamkeit.

Antibiotikaeinsatz
Antibiotika können Wunder wirken - zu oft werden sie jedoch falsch eingesetzt. Daran tragen die Patienten eine Mitschuld. Experten fordern deshalb mehr Aufklärung - für Patienten und Ärzte. (c) proplanta
Das gefährdet auf Dauer ihre Wirksamkeit. Für manche Erreger gibt es kein Gegenmittel mehr, weil sie Widerstände entwickelt haben. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur, Ärzten komme beim sachgerechten Einsatz von Antibiotika eine Schlüsselrolle zu.

Der Gesundheitsökonom Gerd Glaeske von der Universität Bremen fordert deshalb eine Handreichung für Ärzte zum Umgang mit dem Medikament. «Wir haben keine einzige Leitlinie, die den Ärzten genau darstellt, wie Antibiotika eingenommen werden sollen.» Außerdem müsse es in den Krankenhäusern mehr Hygienefachkräfte geben, damit die resistenten Keime sich nicht ausbreiten. Auch in die Forschung müsse mehr Geld investiert werden. «Von der Pharmazie ist das ein Bereich, der dramatisch vernachlässigt worden ist.»

Gesundheitsminister Gröhe betonte, neu entwickelte Antibiotika sollten möglichst sparsam eingesetzt werden. Das macht die Forschung für Pharmaunternehmen nicht besonders attraktiv. «Notwendig sind deshalb Anreize, die den wirtschaftlichen Nutzen zumindest teilweise vom Umsatz entkoppeln», sagte Gröhe der dpa. Im Auftrag der 20 Industrie- und Schwellenländer erarbeite die OECD dazu gerade eine Studie.

Der Geschäftsführer des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, Hardy Müller, fordert vor allem mehr finanzielle Unterstützung der Initiativen in Krankenhäusern und Arztpraxen. «Entscheidend ist immer noch, was beim Patienten ankommt», sagte Müller.

Den TK-Zahlen zufolge ist die Quote der Antibiotika-Verordnungen zwar zurückgegangen, lag im vergangenen Jahr bei erkältungsbedingt krangeschriebenen Beschäftigten aber noch immer bei 27 Prozent. Im Vergleichsjahr 2008 waren es noch 38 Prozent. «Die überwiegende Zahl der Erkältungsinfekte ist durch Viren hervorgerufen - und gegen eine Virus-Infektion hilft das Medikament nicht», sagte Tim Steimle von der TK.

«Die niedergelassenen Ärzte verordnen Antibiotika in verantwortungsvoller Weise», sagte Roland Stahl von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Häufig sähen Ärzte sich jedoch mit dem Wunsch der Patienten konfrontiert, unbedingt ein Antibiotikum zu erhalten.

Alle Seiten betonen deshalb den Stellenwert der Patientenaufklärung. «Wir brauchen in der Bevölkerung ein stärkeres Bewusstsein dafür, dass Antibiotika nicht bei jedem Husten oder einer tropfenden Nase helfen», sagte Gröhe.
dpa
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cource schrieb am 05.06.2017 10:38 Uhrzustimmen(51) widersprechen(32)
dafür verschreiben die ärzte bei der generell immungeschwächten älteren generation um so mehr antibiotika, weil die u.a. ihre häufigen blasenentzündungen nicht mehr ohne antibiotika in den griff bekommen---den verfall/degeneration des deutschen erbgutes kann man nur durch eine gesunde/nachhaltige lebensführung versuchen zu verhindern, dabei ist antibiotika auch die einzige hoffnung/strohhalm des patienten, dass er aussicht auf genesung hat
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