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11.03.2020 | 17:45 | Insektensterben 

Bestäubende Insekten in Gefahr

Über Millionen von Jahren hat sich eine Symbiose aus blühenden Pflanzen und bestäubenden Insekten entwickelt.

Blühpflanzen
Die beeindruckende Vielfalt der Bestäuber ist bedroht. (c) proplanta
Die Pflanze lockt mit Duft, Nektar und Pollen, das Insekt tut sich gütlich an dem Angebot und verteilt wie von selbst den Pollen unter den einzelnen Pflanzen. Auf diese Weise werden die Pflanzen befruchtet, können sich vermehren und etwa Früchte ausbilden.

Wie haben sich Pflanzen vor den Bestäubern vermehrt?

Nicht alle Pflanzen vermehren sich über Bestäubung, die erst vor rund 350 Millionen Jahren mit der der „Erfindung“ der Blühpflanzen etabliert wurde. Farbe und Moose vermehren sich etwa über Sporen, Gräser und manche Gehölze über den Wind. Sie müssen besonders viele Pollen und Sporen produzieren, damit die Bestäubung gesichert werden kann. Andere sind selbstbefruchtend. Blühpflanzen sind sehr effektiv, denn sie locken gezielt bestimmte Insekten an, die sich dann um die Verteilung der Pollen kümmern. Ihre oftmals duftenden und weithin sichtbaren Blüten locken mit eiweißreichem Pollen und süßem Nektar.

Blühpflanzen vermehren sich besonders effektiv

Doch nicht nur Honigbienen und Hummeln, die absichtlich den Pollen sammeln, sorgen für dessen Verteilung. Auch andere Insekten wie Käfer, Ameisen, Fliegen, Spinnen und Wanzen tragen diesen von Blüte zu Blüte, wenn auch absichtslos. Der Effekt ist jedoch der gleiche.

Welche Insekten sind am wichtigsten für die Vermehrung?

Honigbienen sind bekannt dafür, als Bestäuber wichtige Arbeit zu leisten, obwohl wissenschaftliche Studien ergeben haben, dass bis zu 50 % der Bestäubungsarbeit von anderen Insekten vorgenommen wird. Florfliegen, Wespen oder Käfer werden jedoch seltener genannt, da die fleißige Honigbiene meist im Fokus steht. Dabei steht sie in scharfer Konkurrenz: einmal zu den Wildbienen, dann zu den Bauern.

Die Honigbiene als Konkurrent

Immer mehr Menschen betätigen sich als Imker, auch in den Städten. So sind immer mehr Honigbienen unterwegs, um sich am Nektar der Pflanzen gütlich zu tun. Die Halter der Bienenvölker haben die Absicht, etwas Gutes zu tun, doch es ist umstritten, ob die zahlreichen Honigbienen eine Konkurrenz zu den wilden Bienen sind und diese vielleicht sogar ausrotten, weil sie ihnen die Nahrung stehlen. Es gibt jedoch keine verlässlichen Erkenntnisse über diese Zusammenhänge.

Auch manche Bauern fühlen sich gefährdet, da sie durch die strengeren Regelungen zum Artenschutz ihre Lebensgrundlage gefährdet sehen. Sie wollen, dass bei entsprechenden Entscheidungen ihre Bedürfnisse ebenso mit einbezogen werden. Doch der Artenschutz, der natürlich nicht nur die Honigbienen einschließt, ist ein sehr wichtiges Thema.

Insekten sind weltweit gefährdet


Weltweit gibt es eine starke Gefährdung vieler Insekten. Einerseits nimmt ihre Zahl ab, andererseits sind ganze Arten bereits ausgestorben oder davon bedroht. Bedenklich zurückgegangen sind etwa die Zahlen verschiedener Hummeln in den USA, Europa und Patagonien, Neun Prozent aller Bienen und ebenso viele Schmetterlingsarten gelten als bedroht. Der Weltbiodiversitätsrat IPBES befürchtet, dass weltweit bis zu 40 Prozent aller wirbellosen Bestäuber aussterben könnten, wobei Bienen und Schmetterlinge als besonders gefährdet gelten. Auch die Zucht von Honigbienen kann diese Verluste nicht ausgleichen.
 
HonigbienenBild vergrößern
Honigbienen (c) proplanta

Welche Gefahren drohen Bestäubern?

Einerseits sind es die Monokulturen der Landwirtschaft, die viel zu wenig Nahrung bieten. Auf die breiten Blühstreifen an den Feldern wird immer öfter verzichtet, die „Beikräuter“ werden als Gefahr gesehen, was sie manchmal auch sind. Auch der massenhafte Einsatz von Pestiziden gefährdet die Insektenwelt. Wie weit das im schlimmsten Fall führen kann, ist in China deutlich zu sehen.

Dort wurden unter Mao erst die Spatzen ausgerottet, weil sie angeblich die Ernte gefährdeten. Als sie tot waren, konnten sich jedoch die Insekten ungehindert ausbreiten und stellten eine tatsächliche Gefahr für die Ernte dar. Der anschließende massenhafte Einsatz von Pestiziden führte zu einem Bienensterben, unter dem China heute noch leidet. Unzählige Menschen versuchen, die Arbeit der Bienen zu übernehmen und bestäuben die wichtigen Nutzpflanzen von Hand. Auf den chinesischen Feldern ist es still. Kein Vogel zwitschert, kein Insekt brummt durch die Lüfte.

Neben diesen Gefahren sind es auch Krankheiten, Feinde oder Konkurrenten, die bestäubenden Insekten das Leben schwermachen. Honigbienen leiden etwa seit Jahren unter der Varroa Milbe, der ganze Völker zum Opfer fallen. Sie ist eigentlich in Asien zu Hause. Oft sind es eingeschleppte Arten, die eine Gefahr darstellen.

Auch der Klimawandel wird zu einem Problem, denn er geht schneller vonstatten, als viele Insekten sich an die veränderten Bedingungen anpassen können.
  
SchwebfliegeBild vergrößern
Schwebfliege (c) proplanta
Jeder kann etwas tun!

Viele Menschen fühlen sich durch das Aussterben der Insekten bedroht, doch im Kleinen kann jeder Einzelne etwas tun. So gilt es etwa, heimische Bio Bauern zu unterstützen, die auf den Einsatz von Pestiziden verzichten. Zudem kann jeder eine Bieneweide anlegen, sei es auf dem Balkon oder im eigenen Garten, wie in diesem Artikel zu lesen ist.

Achtung, viele klassische Gartenblumen sind nutzlos für Insekten. Wer sie anpflanzt, besetzt einen Platz, den auch eine Futterpflanze einnehmen könnte, die ebenso schön ist. Zu den nutzlosen Blumen zählen die meisten mit gefüllten Blüten, die den Weg zum Pollen versperren.

Welche Bestäuber kann man in seinen Garten locken?

Schwebfliegen: Die fleißigen Schwebfliegen lieben Blüten, in einem leuchtenden Gelb blühen, zum Beispiel die Färber-Hundskamille und Kräuter wie Fenchel, Dill oder Kümmel.

Wespen: Völlig zu Unrecht haben viele Menschen Angst vor Wespen. Diese lieben den Nektar von Efeu und Braunwurz.
Gemeine Florfliegen: Sie sind gerne gesehen Gäste im Garten, weil ihre Larven gerne Blattläuse fressen. Florfliegen sind nicht wählerisch und besuchen zahlreiche Blüten.

Käfer: Viele Käfer tragen – absichtlich oder unabsichtlich – zur Bestäubung von Blüten bei. Sie lieben zum Beispiel Seerosen, Magnolien, angefüllte Rosen und Pfingstrosen.

Schmetterlinge: Wer Schmetterlinge anlocken will, sollte sich nicht allein auf den beliebten Schmetterlingsflieder verlassen, der nur sehr häufigen Arten Nahrung bietet. Hier beim BUND gibt es eine ausführliche Auflistung, welche Nahrungspflanzen für welche Schmetterlinge besonders wichtig sind.
Pd
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