Die erhöhte Konzentration des Umweltgiftes in Eiern und Schweinefleisch sei höchstwahrscheinlich ungefährlich gewesen, teilten die Wissenschaftler am Mittwoch auf der Grünen Woche mit. «Aus meiner Sicht: Keine Sorgen machen, sondern bunt und lecker weiteressen», empfahl Institutspräsident Andreas Hensel den Verbrauchern.
Dioxin ist nach Angaben der Forscher in allen Lebensmitteln enthalten. Die Auswertung hunderter Ei- und Schweinefleischproben im Zuge des Skandals um dioxinverseuchtes Futtermittel habe ergeben, dass nur in wenigen Fällen die gesetzlichen Höchstgrenzen überschritten wurden. Bei Milchprodukten und Geflügelfleisch seien keine Überschreitungen festgestellt worden.
Auch bei der gemessenen Überschreitung der Grenzwerte liege keine Gesundheitsgefahr vor, sagte Hensel. Das gelte selbst, wenn jemand ein Jahr lang täglich zwei Eier mit der höchsten festgestellten
Dioxinbelastung gegessen hätte. Die Konzentration des Umweltgiftes im Körperfett erhöhe sich dadurch zwar, bleibe aber weit unterhalb des kritischen Werts.
Die Berliner Fachleute hatten 300 Analyseergebnisse von Eiern und Schweinefleisch sowie 200 von Futtermittelproben ausgewertet. Die Werte wurden anhand der Essgewohnheiten der Deutschen laut Nationaler Verzehrstudie hochgerechnet und so die möglichen Folgen für den Einzelnen ermittelt.
Nach einem Bericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums fand sich bei Tests der Länder eine Dioxinkonzentration über dem Grenzwert in jedem sechsten Ei. Dabei wurden auch Produkte wie Vollei einbezogen, ein Vorprodukt etwa für Nudeln. Was davon in den Handel gelangte, ist weiter unklar. Es gab auch Rückrufaktionen. Bei Schweinefleisch sei nur eine von 127 Proben über dem Grenzwert gewesen, bei Fleischproben von Legehennen seien es zwei von sechs Überschreitungen gewesen.
Bundesweit sind inzwischen noch 403 Höfe vorsorglich gesperrt, davon 400 in Niedersachsen, 2 in Sachsen-Anhalt und einer in Mecklenburg-Vorpommern. Die meisten sind Schweinemäster, geht aus einer Übersicht der Länder-Zahlen hervor.
Die teils erregte Debatte über den Dioxinskandal beruht aus Sicht Hensels auf einem Missverständnis. Die Werte für Dioxin-Höchstgehalte seien keine toxikologischen Grenzwerte - liegen also noch unter dem Wert, an dem eine Gefährdung beginnt. Bei Dioxinen entscheide nicht so sehr die tägliche Dosis über die gesundheitlichen Auswirkungen als viel mehr die im Laufe des Lebens angesammelte Menge. (dpa)